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Die Tage vergehen, das Wetter wechselt von Regen zu eisigem Wind und Nebel, sodass niemand freiwillig das Haus verlässt.

Mit meiner Mutter habe ich seit langer Zeit kein richtiges Gespräch geführt und das, obwohl wir zusammen in einem Haus wohnen. Wir sehen uns morgens beim Frühstück, grüßen uns und das war's auch schon. Dann ist sie in ihr die Zeitung vertieft und ich in mein Handy.

Es ist Nachmittag und ich habe beschlossen einen Spaziergang zu machen.

Da kann ich wenigstens auf andere Gedanken kommen.

Ich schließe den Reißverschluss meiner Jacke und ziehe mir Handschuhe aus den Jackentaschen und stülpe diese über.

Es sind ein paar Grade unter dem Nullpunkt und daher ist es eisig kalt. Schon bereue ich es, losgegangen zu sein.

Aber ich ziehe diesen Spaziergang durch, ich brauche jetzt einfach mal frische Luft.

Alles in meinem Leben kaputt. Eas gibt nur noch wenige Dinge, die ich sicher weiß.

Mein Name ist Claire Brookstone. Ich bin 15 Jahre alt.

Ich war in einer Gang, aber sie haben mich rausgeworfen, weil ich sie die ganze Zeit belogen habe.

Die Mitglieder der Gang -meine Freunde-  hassen mich jetzt.

Ich habe einen Freund und liebe ihn über alles. Meine Mum hasst ihn. Weil er nicht so reich ist wie wir und weil er -aus ihrer Sicht- an dem Autounfall von meinem Vater schuld ist.

Doch dafür kann er nichts. Es ist nicht seine Schuld. Es ist meine.

Seitdem hat er nicht mehr mit mir geredet.

Und dann ist da noch Leah. Sie ist die Cousine von meinem Freund. Sie ist das neue Mitglied in der Gang. Sie hat mich ersetzt.

Wenn jemand nach meiner Lebensgeschichte fragen würde, dann könnte ich ihm genau das antworten. Das ist mein Leben. Es ist schrecklich, ich weiß, aber es ist so.

Ich bin nun in der Nähe der Schule.

Aus einiger Entfernung sehe ich eine Menschengestalt. Als ich näher komme, erkenne ich, dass es Leah ist. Anscheinend wartet sie auf jemanden, denn sie schaut andauernd auf die Uhr. Ich verstecke mich hinter einem Baum, auch wenn mir das etwas kindisch erscheint.

Trotzdem will ich wissen, was sie vorhat.

Nach vielleicht fünf Minuten hört man statt der seltsamen Stille ein Motorgeräusch, das immer näher kommt.

Keine Minute später kommt Jake auf seinem Motorrad angfahren.

Er bleibt neben Leah stehen.

"Das wurde ja auch Zeit, Jake! Ich warte schon seit einer Ewigkeit.

"Ich wünsche dir auch einen schönen Tag, Leah! Mir gehts auch gut, danke der Nachfrage!", sagt Jake belustugt.

"Ach blablabla!", erwidert Leah genervt.

"War Claire heute da?", fragt Jake nun ernst.

Habe ich mich gerade verhört? Er fragt nach mir?

"Wo sollte sie sonst gewesen sein?", fragt Leah und zieht -soweit ich das sehen kann- eine Augenbraue hoch.
"Ach nur so", meint Jake und man merkt ihm an, dass dieses Thema ihm unangenehm ist.
"Wenn ihr Streit habt, dann rede doch mit ihr! Reden kannst du doch, das ist das wo man den Mund aufmacht und Töne rauskommen!"
"Danke, ich will keine Erklärung von dem absoluten
Fänomen Sprechen, okay?", erwidert er genervt.
"Also hattet ihr Streit?", hakt Leah nach.
"Sowas in der Art... Ihr Vater ist doch bei einem Autounfall gestorben, weil er sie suchen wollte, weil sie bei mir war und jetzt gibt ihre Mutter mir die Schuld an dem Tod ihres Vaters", erklärt er ihr
Ich will gehen. Ich habe genug gehört, aber gerade fängt Leah wieder an zu reden.
"Okay also wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann ist ihre Mum sauer, weil du angeblich schuld an dem Tod von Claires Vater bist. Aber eins verstehe ich nicht: Warum haben Claire und du dann Streit? Das ist doch eigentlich eine Sache zwischen dir und ihrer Mutter."
Wir streiten uns? Deswegen?


Klar, ich kann verstehen, dass er nicht unbedingt mit mir reden will und das, obwohl ich ihn verteidigt habe, aber wir streiten uns doch nicht richtig!
"Ist ja auch egal", sagt er und gibt Leah einen Helm.
"Jetzt komm schon, es ist kalt!", murmelt er wieder.
"Jaja", erwidert Leah genervt und nimmt hinter Jake Platz.
Mit einem brummenden Motor verschwinden die beiden.

Ich sollte mich auch langsam mal auf den Weg nach Hause machen, Mum macht sich bestimmt schon Sorgen, nicht dass es genau so endet wie bei Dad und- halt, nein, nicht darüber nachdenken. Das macht die ganze Sache nur noch schwerer.

Mit eiligen Schritten mache ich mich auf den Heimweg.
Zuhause angekommen, bemerke ich erstmal, dass Mum mir einen Zettel hingelegt hat.

Treffe mich mit einer alten Freundin. Kann länger dauern, also iss alleine. Warte nicht auf mich.
-C

Na toll. Nicht mal ein "Bitte" oder ein "tut mir leid, dass wir nicht zusammen essen können" oder so etwas in der Art.
Schlecht gelaunt fange ich an mir einen Kakao fertig zu machen.
Ich will die Tasse gerade an die Lippen setzen, als mir eine Idee kommt.
Sturmfrei Bude. Und ich muss dringend mal mit Jake reden.
Bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann, wie viele Nachteilr das ganze haben kann, habe ich Jake schon eine SMS geschrieben.
Keine zwei Minuten später erhalte ich die Antwort.
Er wird kommen. Er macht sich sofort auf den Weg.

I'm sorryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt