Kapitel 57 Raevyn

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But I'm only human
And I bleed when I fall down
I'm only human
And I crash and I break down
Your words in my head, knives in my heart

- Human by Christina Perri

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Raevyn Sermanni

Im Haus der Mafia

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Am Ende des Korridors stießen wir auf eine Treppe, die uns wieder etwas weiter nach unten brachte. Nun hatten wir die Etage des Arbeitszimmers erreicht.

„Hier ist es!" Ich lief darauf zu und drückte leise die Klinke nach unten. James und ich blickten in totale Dunkelheit, aber wir schoben uns beide in das Zimmer und schlossen die Tür wieder hinter uns.

„Riechst du das auch?", hörte ich James neben mir sagen. In der Luft lag ein komischer Geruch. Metallisch wie Blut. Ich konnte nicht weiter durch die Nase einatmen, dafür war es zu stechend und aufdringlich. Ich ging dazu über, durch den Mund weiter zu atmen.

„Ja, was ist das?", fragte ich und ich hörte, wie meine Stimme leise zitterte.

„Ich schalte jetzt die Taschenlampe an", sagte James und in der nächsten Sekunde wanderte ein runder Lichtkegel über den Boden.

Er wanderte über den roten Teppich, der sicher ein ganzes Vermögen gekostet hatte und immer weiter, bis er über den großen Schreibtisch fuhr. Doch plötzlich blieb der Lichtkegel an etwas Dunklem hängen.

„James? Ist das das, was ich denke?", fragte ich und mir lief es eiskalten den Rücken hinunter.

„Wenn du an Blut denkst... Dann ja!" James ließ seine Taschenlampe weiter wandern. Auf dem Boden war ein riesiger dunkelroter Fleck. Das Blut konnte noch nicht lange dort sein, denn es war noch flüssig. Sicherlich auch noch warm. Mir wurde schlecht. Ein einzelner blutroter Tropfen landete in der Blutlache und James und ich blickten beiden gleichzeitig nach oben. Wir hatten uns mit der Taschenlampe so sehr auf den Boden konzentriert, dass wir jetzt erst die schemenhafte Gestallt darüber wahrnahmen.

Plötzlich wurde uns bewusst, woher das ganze Blut stammte und das war alles andere als schön.

Ich wich zurück nach hinten und knallte gegen die Tür. Ein gedämpfter Laut drang durch das Zimmer. Auch James zog scharf die Luft ein.

Es war einfach nur grausam. Obwohl ich Federico Enzo Cantarini ins Gefängnis gewünscht hatte, hatte er mit Sicherheit nicht einen solchen Tod verdient.

Der Anblick war grauenvoll. Sein toter Körper hing von der Decke herunter. Sein Kopf steckte in einer Schlinge und war blau angelaufen. Mein Blick wanderte einmal über seinen toten Körper, bis er an seiner Hand hängen blieb. Besser gesagt, an der Stelle, an der normalerweise eine Hand gewesen wäre. Doch da war keiner mehr.

Ich wich weiter gegen die Wand zurück und griff nach James' Arm.

„Er... seine Hand", stotterte ich. „Sie ist nicht... nicht mehr da!"

Ein weiterer Tropfen Blut fiel zu Boden. Er kam von dem Armstummel, an dem sich Blut sammelte und stetig nach unten tropfte. Ich wollte nicht mehr hingucken.

„Hat er sich selbst erhängt?", fragte James leise.

„Und sich davor die eigene Hand abgehackt?" Misstrauisch ließ ich meinen Blick erneut über die Szene wandern, die geradewegs aus einem Horrorfilm stammen könnte. „Also ich glaube, er wurde umgebracht."

„Naja, jemand wie er hat viele Feinde", überlegte James leise. „Wir sollten uns beeilen. Los suchen wir nach Beweisen."

„Aber er ist doch schon tot." Ich sah keinen Sinn mehr darin, noch nach belastenden Beweisen zu suchen, wenn der Kopf der Familie schon tot war.

„Trotzdem wird es weiter gehen, Rae. Die werden ja nicht einfach sagen, oh jetzt ist er tot, jetzt lösen wir unsere Familie und alle kriminellen Beziehungen auf." Er hatte sich schon einer Wand voller Ordner zugewandt, die sich zum Glück weit weg von der Leiche befand.

Er hatte Recht. Ich stellte mich neben ihn und bemühte mich, dem Toten keinerlei Beachtung zu schenken, aber das war gar nicht so einfach, denn jeder Tropfen Blut, der auf den Boden fiel, erinnerte uns daran, dass hinter uns ein Ermordeter ohne Hand an der Decke baumelte.

Ich sah zwei Ordner durch, ohne etwas zu finden, bis ich zu einem Dritten kam.

„Ich glaube, ich habe was." In diesem Ordner waren einige Zettel geheftet, die aussahen wie Quittungen. Ich konnte nicht lesen, was dort stand, denn es war alles auf italienisch notiert. Fein säuberliche Begriffe standen untereinander und daneben Geldsummen, die bis in Millionenhöhe reichten.

James warf mir einen Blick zu und zeigte dann auf einen Begriff.

„Ja das ist etwas. Los, wir verschwinden hier."

Ich steckte die Zettel in meine Hosentasche und stellte den Ordner zurück an seinen Platz. Dann liefen wir zur Tür, ohne einen weiteren Blick auf Federico Enzo Cantarini zu werfen. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass wir nur noch fünf Minuten hatten, bis das Alarmsystem anschlagen würde. „Wir müssen uns beeilen."

Ich zog die Tür leise ins Schloss und lief voran. James folgte mir. Die einzige Möglichkeit, um in fünf Minuten zu verschwinden, war über die große Treppe, die in die Eingangshalle führte. Geradewegs zur großen Eingangstür.

Ich wand mich in die Richtung, die zur großen Treppe führte und begann zu laufen. Meine Füße flogen über den sauberen mit Teppich belegten Boden, bis wir die erste Stufe erreichten.

James und ich liefen die Treppe hinunter und als ich dachte, wir hätten es fast geschafft, wurde ein Licht angeknipst und James und ich blieben wie angewurzelt in der Mitte der Eingangshalle stehen. Wie zwei ertappte Diebe - was wir ja auch irgendwie waren.

„Na, wen haben wir denn da?", erklang eine tiefe Stimme hinter mir. Mein Herz pochte wie wild gegen meinen Brustkorb. Ich warf James einen kurzen Blick zu und gleichzeitig drehten wir uns langsam um.

Am anderen Ende der Halle standen zwei Gestallten. Eine der beiden hätte ich aus mehr als hundert Metern Entfernung sogar erkannt. Lucius stand dort, in einem engen schwarzen T-Shirt und barfuß. Seine schwarzen Haare waren etwas verstrubbelt, als wäre er gerade aus dem Bett gefallen. Wahrscheinlich war er das auch gerade, schließlich war es mitten in der Nacht. Und dafür sah er schon wieder viel zu gut aus!

Der Mafiosi neben ihm hingegen war ordentlicher angezogen, ebenfalls in schwarz, aber mit Schuhen und sogar einer dunklen Jeansjacke. Die beiden näherte sich uns und als sie näher kamen, erkannte ich, dass es sich bei dem anderen Mafiosi um den handelte, der damals auf mein Auto geschossen hatte.  



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Hey,

schönen 3. Advent euch!!

Lucius ist wieder da :D  Jaaaa! Endlich :)

Liebst Troian

Nur Über Meine Leiche, MafiosiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt