Ein Leben ohne dich - Teil 18

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"Ich hatte einen Flashback, ich kann mich kaum noch erinnern."

pov. Germanletsplay

09:11_10.November

Schon wieder wachte ich in dem hellblau bezogenen Bett auf, schon wieder erkannte ich den Raum mit der verspiegelten Wand um mich herum und schon wieder war er bei mir. Taddl saß auf einem herangezogenen Stuhl an meinem Bett, das tat er offenbar schon länger, denn er war, den Kopf auf die Arme gebettet, halb auf meinem Bett eingeschlafen.

Er schien von mir geweckt worden zu sein, denn er hob den Kopf und blinzelte mich verschlafen an. Mein Blick fiel jedoch auf meine Hände, die beide in einen Verband eingewickelt waren. Ich wusste was passiert war, wusste, dass ich eine Flashback gehabt hatte, so schlimm wie kaum einmal zu vor und ich wusste, dass er mir da heraus geholfen hatte, und doch konnte mich nicht wirklich erinnern.

"Wie geht es dir?", wollte Taddl sanft von mir wissen.

"Gut...denke ich.", antwortete ich etwas zögerlich und bemerkte im selben Moment, dass das keines Falles stimmte. "Wir...", mein Hals war trocken und ich musste husten bevor ich weiter sprechen konnte. "Wir müssen reden Taddl."

"Ja. Vielleicht währe das nach all den Jahren mal ganz gut. Aber zuerst kümmere ich mich um deine Hände.", mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ich nutzte die Gelegenheit und setzte mich aufrecht hin. Als Taddl zurück kam, hatte er Desinfektionsspray sowie neue Verbände und ein feuchtes Tuch dabei.

"Die Weingläser sind gestern runter gefallen, ich weiß nicht ob du versucht hast auf zu räumen, aber du hast dich ziemlich oft an den Scherben geschnitten. Es sind einige Wunden dabei die recht tief sind und bevor sich etwas entzündet, habe ich das ganze lieber verbunden.", erklärte er mit seiner tiefen und irgendwie beruhigenden Stimme während er vorsichtig nach meiner linken Hand griff.

Ebenso behutsam löste er den Verband und wickelte ihn immer weiter ab. Meine Haut fühlte sich verletzlich an, nach der langen Zeit, die sie nicht an der Luft gewesen war und ich zuckte kurz zusammen als er das Spray darauf sprühte. "Tut mir leid, das brennt etwas.", sagt mein Gegenüber leise. "Ist schon ok.", murmelte ich und vermied es ihn an zu sehen.

Mit der Handfläche nach oben hielt er mein Hand in seiner und begann einen neuen Verband darum zu wickeln. Seine Bewegungen fesselten meinem Blick und ich beobachtete ihn wie er sanft seine Finger um meine legte um die Hand in die richtige Position zu drehen.

Ich schaute auf, als er nach der anderen Hand griff und dieses Mal blieben meine Augen in seinen hängen. Es war nur ein kurzer Moment bevor ich mich schnell wieder nach unten schaute und er auch die andere Hand verarztete. Diese Situation war so unrealistisch, so überfordernd und auf seltsame weise unglaublich intim.

"Okay, lass mich kurz die Sachen wieder weg bringen und dann können wir reden."

Ich nickte und er verschwand mit leisen Schritten aus dem Raum, nur um wenige Minuten später zurück zu kommen. Er setzte sich zurück auf den Stuhl der immer noch an Ort und Stelle stand und blickte mir fest in die Augen. Mir war bewusst, dass ich der gewesen war, der reden wollte und, dass ich nun etwas sagen musste, doch ich wusste nicht was.

Unsicher kaute ich auf meiner Lippe herum. "Machst du... machst du das immer noch?", wollte ich unsicher wissen und es war eine Weile still bevor Taddl antwortete. "Nein. Ich habe dadurch so viel verloren, ich... irgendwann habe ich mir einen Therapeuten gesucht, der sich auf genau das Thema spezialisiert hatte. Es war nicht leicht, wirklich."

Obwohl keiner von uns beiden aussprach, dass es um die Drogen ging, wussten wir es ganz genau und keiner traute sich, das laut aus zu sprechen.

"Weißt du, ich wollte dich hinter mir lassen, wollte dich nie wieder sehen, einfach mein Leben leben, ohne Gedanken an die Vergangenheit verschwenden zu müssen, aber statt dessen haben mich die Erinnerungen immer und immer wieder eingeholt und als ich gelernt habe endlich zu vergessen, kamst du wieder und hast alles zerstört.", ich war überrascht von meiner plötzlichen Ehrlichkeit und unsicher darüber ob es richtig war das direkt aus zu sprechen. Nervös pulte ich an den Verbänden herum.

"Du wirst mir nicht glauben wenn ich sage, dass mir das unglaublich leid tut. Du weißt nicht wie sehr es mir weh getan hat dich gestern zu sehen und zu wissen, dass ich dir nicht helfen kann, weil das alles meine Schuld ist."

Ich antwortete nicht, mir war klar, dass eine Entschuldigung nichts wieder in Ordnung bringen könnte, nichts könnte das.

"Du hast mir geholfen, sonst würden wir wohl jetzt nicht so hier sitzen.", flüsterte ich schon fast. "Ich bin nicht sauer oder so Taddl, aber ich kann nicht damit leben, dass jetzt alles wieder gut sein soll, wo wir uns nach drei Jahren wieder sehen. Ich verstehe ja nicht einmal warum ich hier bin."

"Das kann ich dir nicht sagen, aber in spätestens fünf Tagen bringe ich dich nach München und dann wird alles so sein als sei nie etwas passiert."

Ich lachte bitter auf: "Fünf Tage Taddl? Fünf und du schaffst es schon am ersten von denen mein Leben nochmal zu ruinieren."

Es stimmte, ich war nicht sauer auf ihn wegen damals. Aber ich war sauer weil er mich jetzt gewissermaßen entführt hatte und mir gar nichts erklärte. Ich wusste nichts von meinen Freunden, wusste nicht wo ich war oder warum das alles passierte und dann sollte ich mich mit fünf Tagen zufrieden geben?

"Die Dinge haben sich geändert und ich habe nicht alle Freiheiten, aber ich verspreche dir, dass alles wieder gut wird."

Er warf einen Blick auf sein Handy und zog die Augenbrauen hoch, daraufhin erklärte er: "Ich muss weg, ich denke heute Abend bin ich zurück. In der Küche ist etwas zu essen, nimm dir was du willst."

Bevor er aus der Tür verschwand schaute er mich ernst an: "Ich weiß, dass du abhauen könntest, das ist nur mein Wohnung und kein Gefängnis, aber ich bitte dich zu bleiben und später kann ich dir alles erklären." Dann war er fort.

09:57_10.November

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Ich ehh bin so ziemlich die verplanteste Person der Welt und dacht heute wäre Freitag... Wir tun einfach so als sei das nie passiert.

Be Brave! (Eine Freedomsquad Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt