Gefühle - Teil 16

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"Wir haben gerade Gefrühstückt, Bergi wird uns abholen und endlich kommen wir voran mit unserer Suche."

pov. Zombey

10:14_10.November

"In 40 Minuten, auf dem Feld hinter dem Wald an einer Straße namens Mjeltemyrvegen.

Bergmann"

So lautete die SMS die Palle vor nur wenigen Minuten von Bergi erhalten hatte. Also waren wir aus unserem Zimmer ausgechekt, dieses mal sogar mit weniger Kommunikationsschwierigkeiten als gestern Nacht.

Schweigend liefen wir nun an der Hauptstraße entlang, welche die einzig befahrene Straße in diesem Ort zu sein schien. Jeder hing seinen Gedanken nach, meine golten Maudado und dem Gespräch mit Paluten. Zuerst hatte ich angenommen diese Freude, immer wenn ich Dado sah, währe Freundschaft.
Doch vielleicht hatte ich auch schon gewusst, dass es nicht so war, ohne es mir eingestehen zu wollen, einfach weil das alles so viel komplizierter machte.

Ich war mir eigentlich nie wirklich sicher gewesen ob ich das als Verliebt sein betiteln durfte, ich hatte mir immer eingeredet, dass das einfach nur eine Phase sein könnte. Doch als Palle mich eben so direkt darauf angesprochen hatte war mir dann doch klar gewesen, dass ich mir ziemlich sicher war, was dieses Kribbeln anging, immer wenn er bei mir war. Doch das würde absolut nichts daran ändern, dass er diese Gefühle niemals erwidern würde.

"Wir müssen hier rechts, dann die Straße bis zum Ende runter und danach einfach dem Waldweg folgen.", erklärte ich als wir an eine kleine Kreuzung kamen und Palle bog in besagte Straße ein.

"Alles in Ordnung?", wollte er nun von mir wissen und ich nickte. "Muss nur nachdenken.", nuschelte ich in meinen Schal.

Ich erinnerte mich noch gut daran, wie ich Maudado kennen gelernt hatte. Besser gesagt wie der gesamte Freedomsquad zusammen gefunden hatte. Angefangen mit meinem ersten Besuch auf dem CSD, nachdem ich mich von meiner damaligen Freundin getrennt hatte. Ich war in eine andere Stadt gezogen, die weite Entfernung war auch der Grund für unsere Trennung gewesen. Dort kannte ich niemanden und wo war es leichter neue Freunde zu finden als auf einer Veranstaltung voller offener und netter Menschen? Das ich nicht ganz heterosexuell bin, wusste ich zu diesem Zeitpunkt auch schon seit mehreren Jahren.

Zwischen all den Menschen war mir der junge Mann mit den schulterlangen Haaren sofort aufgefallen. Nicht weil er besonders heraus stach, sondern weil er traurig wirkte, beinahe verängstigt, ganz anders als alle um uns herum. Die Regenbogenfahne die auf seine Wange gemalt war, war verwischt, wie als wären Tränen darüber gelaufen. Also hatte ich ihn kurzerhand angesprochen.

Das daraus eine Freundschaft entstehen würde, die Manu vielleicht sogar irgendwo das Leben, oder zumindest dessen Sinn, rettete hatte ich zu diesem Zeitpunkt niemals geahnt. Ich erfuhr nach und nach von seiner Geschichte und mithilfe von allem was ich über menschliches Verhalten wusste, hatte ich Manu, neben meiner Ausbildung langsam geholfen die traumatischen Erlebnisse zu vergessen und die Flashbacks hinter sich zu lassen.

In der Zeit in der es Manu immer besser ging, hatten wir auch Palle kennen gelernt und uns schnell angefreundet. Die ominöse Kunst des Pläne schmiedens hatte mich zwar etwas überrascht aber so sehr fasziniert, dass wir irgendwann tiefer in der Sache drinsteckten als geplant. An diesem Punkt fehlte das letzte Mitglied des Freedomsquads und durch eine harmlos klingende Stellenausschreibung an der Uni, fanden wir den zerstreuten Physik Studenten, der eine Begabung für den Umgang mit Computern hatte.

Und irgendwann war es dann um mich geschehen. Aber was hatte ich auch erwartete? Schon als er mit einer chaotischen Mappe im Arm und dem offenen Rucksack in den Raum des "Bewerbungsgesprächs" gestolpert war und bei der gestammelten Entschuldigung für sein zu spät kommen verlegen auf seine Hände gestarrt hatte, hatte ich ihn gemocht. Als mir dann aufgefallen war wie hübsch er eigentlich war, hatte ein Teil von mir vermutlich schon gewusst was passieren würde, sollte ich den großen Bondschopf näher kennen lernen.

Mit der Zeit hatten wir den Wald erreicht und die Temperatur war immer weiter gesunken. Die eiskalten Finger hatte ich so tief in meinen Jackentaschen vergraben wie möglich und ich zitterte. Palle schien es nicht anders zu gehen und er beschwerte sich: "Sollte es gegen Mittag nicht wärmer statt kälter werden? Wir erfrieren noch wenn wir nicht bald da sind."

"Weit kann es nicht mehr sein, wir laufen ja schon eine Weile.", bemerkte ich und warf einen Blick auf die Uhr. "In zehn Minuten wollte Bergi da sein."

Wie auf Kommando, fiel mir auf, dass der Waldweg auf dem wir gelaufen waren nur noch einige Meter weit ging und dann an einem kahlen Feld endete. Auch Palle war unser vermeintliches Ziel ins Auge gefallen und bemerkte: "Dann soll er sich bitte nicht verspäten, wir sind schließlich da."

Ich gab ihm recht, jetzt wo wir am Rand des Ackers standen und mein Blick über den gefrorenen, erdigen Boden schweifte, fror ich noch mehr. In diesem Moment landete etwas kaltes, nasses in meinem Gesicht und etwas verwirrt schaute ich nach oben. Ziemlich schnell wurde mir klar, dass das was mich getroffen hatte eine Schneeflocke war und sie war bei weitem nicht alleine. Innerhalb kürzester Zeit war der komplette Himmel gefüllt mit dicken Schneeflocken die die Erde unter einem dünnen weißen Schleier versteckten. Dadurch, dass über Nacht der Boden gefroren war blieb der Schnee sogar liegen.

Palle neben mir freute sich darüber wie ein kleines Kind, er war ein Stück auf das Feld hinaus gelaufen und starrte lachend in de Himmel. "Komm her Zombey! Das sieht absolut klasse aus!"

Ich folgte seiner Aufforderung und stapfte zu ihm hinüber, genau wie mein Freund hob ich den Blick hinauf zu den grauen Wolken und natürlich hatte Paluten recht. Es sah wunderschön aus, nur dass es mich eher traurig stimmte. Letztes Jahr als der erste Schnee gefallen war, hatte Maudado mich gezwungen mit ihm nach draußen zu gehen und aus meiner anfängliche Abneigung gegen die Temperaturen draußen, hatte sich ein stundenlanger, wunderbarere Winterspaziergang entwickelt.

Palle sah mich prüfend an, ich war etwas erstaunt als er sagte: "Ich weiß was du denkst. Versuch unser kleines Winterwunder doch einfach als gutes Zeichen zu sehen."

"Hmm.", machte ich nur.

"Ich hab noch ein gutes Zeichen für dich.", grinste Palle und auf einmal aufgeregt und deutet in den Himmel: "Da kommt unser privat Flug nach Deutschland!"

10:52_10.November

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Ach ja, es ist Freitag... xD
Entschuldigt den späten Upload

Be Brave! (Eine Freedomsquad Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt