Kapitel 4 ✔️

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Erster Schultag und ich war so aufgeregt, wie schon lange nicht mehr. Steffi erging es nicht anders. Selbst Ashley war hibbelig, wippte auf ihren Füßen hin und her, obwohl sie jeden hier kannte. Dank ihr hatten wir ihre Freundinnen vom Cheerleader-Team kennengelernt. Steffi hatte die Chance genutzt und sich sofort mit ihnen angefreundet, doch ich hielt sie allesamt für Tussis, die blendend aussahen, aber null Hirn hatten. Blieb mir nichts anderes übrig, als Freundlichkeit zu heucheln, oder, meine bevorzugte Alternative, mich in meine eigene Welt zu verkrümeln. Was eh niemanden zu stören schien. Von den glorreichen Sieben und ihren grandiosen Einfällen waren wir nach der Sache in der Stadt verschont geblieben. Ashley hatte angedeutet, dass sie in der Schule Ärger mit ihnen erwartete. Daher ihre Unruhe. Aber was sollte schon großartig passieren?

Ich verstaute meine Sachen in dem mir zugeteilten Spind. Die von Ashley und Steffi lagen ein Stück entfernt. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Chief und seine Krieger in den Gang bogen, und wie alle Schüler sofort vor ihnen zurückwichen. Ashley hatte nicht übertrieben, was den Respekt unserer Mitschüler vor den glorreichen Sieben anging. Ich tauchte tiefer in meinen Spind hinein, gab vor, etwas zu suchen, um nicht zu den Jungs zu schauen. Es galt, Aufmerksamkeit zu vermeiden. Erleichtert atmete ich aus, sowie die Jungengruppe an mir vorbei war. Auch die anderen beiden Mädchen schienen froh, dass nichts vorgefallen war. Breites Lächeln auf ihren Gesichtern. Lachend eilten wir zu unserem Klassenzimmer, in dem wir in der ersten Stunde Geschichte hatten. Ich stellte missmutig fest, dass wir als Letzte reinkamen. Ashley quetschte sich schnell zu ihrer Freundin Brittany an den Tisch, während unsere Klassenlehrerin Ms. Roberts Steffi und mich vorne behielt, damit wir uns vorstellten. Ich ließ den Blick dabei über meine neuen Mitschüler streifen. Etwa gleich viele Mädchen wie Jungen. An drei Tischen war jeweils ein Platz frei, bei Jake, Luke und Takoda. Ich bezweifelte, dass sie immer einzeln saßen. Unsere Lehrerin betrachtete es ebenfalls stirnrunzelnd. „Ihr könnt euch aussuchen, neben wem ihr sitzen wollt."

„Oder die Jungs setzen sich zusammen, damit Anna und Steffi zusammensitzen können." Ashley drehte sich zu den zwei Brüdern. „Normalerweise klebt ihr doch auch immer aneinander." Oh oh, sie hatte die Abfuhr wohl noch nicht weggesteckt. Ich verkniff mir ein Grinsen.

„Das ist eine gute Idee. Takoda, Jake, setzt euch bitte zusammen." Ms. Roberts Stimme klang recht streng. Murrend kamen die Jungs der Forderung nach. Steffi schien ebenfalls etwas enttäuscht, dass sie nicht die Möglichkeit bekam, neben Luke zu sitzen. Ihr war das Lächeln auf den Lippen erfroren. Dagegen war ich mit der Aussicht, mir weder mit Jake noch seinem Bruder einen Tisch zu teilen, mehr als zufrieden. Somit entfiel vorläufig der Auftrag, mit dem einen zu flirten beziehungsweise die Notwendigkeit, mich dem anderen gegenüber für meine Freundschaft mit Steffi zu rechtfertigen.

„Im ersten Halbjahr werden wir uns ausnahmsweise mit europäischer Geschichte beschäftigen. Der Dreißigjährige Krieg, der Sonnenkönig, die Französische Revolution, die napoleonischen Kriege, der Wiener Kongress und die Revolution von achtzehnhundertachtundvierzig", erklärte uns Ms. Roberts.

Jackpot! Das war ein Heimspiel für mich. Steffi grinste ebenfalls zufrieden. Sie wusste, dass es ein Themenbereich war, der mir lag. Daher zwinkerte sie Ashley zu, die sich entspannt zurücklehnte. Es war klar, dass wir zusammen lernen würden. Ich hatte halt trotz meiner zurückgezogenen Art meine Vorzüge.

„Vielleicht möchte eine unserer Deutschen uns einen kurzen Vorgeschmack geben, womit wir uns beim Thema über den Dreißigjährigen Krieg beschäftigen werden?" Ms. Roberts warf mir einen auffordernden Blick zu. Ich vermutete, dass sie mein selbstgefälliges Grinsen bemerkt hatte. Doch die Herausforderung nahm ich gerne an. Geschichte war meine Leidenschaft. Daher fasste ich kurz die Eckpunkte des Konfliktes zusammen und erwähnte nebenbei, dass mit dem Frieden von Münster gleichzeitig der Achtzigjährige Krieg beendet worden war.

Ein Jahr in Rapid CityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt