Kapitel 9 ✔️

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PoV Takoda

Ich trommelte mit den Fingern auf die Fensterbank. Meine Kumpels hatten Jake und mich überredet, wieder eine Party zu schmeißen. Luke hatte versprochen sich um Steffi zu kümmern, falls sie erneut Probleme verursachte. Zwangsläufig hatten wir Ashley ebenfalls eingeladen. Hoffentlich sah sie endlich ein, dass ich es nie ernst mit ihr gemeint hatte. Genauso wie bei allen anderen oberflächlichen Blondchen. Just in dem Augenblick tauchten die zwei Nervensägen in Begleitung von Luke auf. Aber wo war Anna? Drückte sie sich etwa wegen den Ereignissen der vergangenen Party oder hatte ich es mit der letzten Geschichte auf der CD übertrieben? Ich spähte die Straße hinunter und grinste breit. Sie streichelte den Kater der Nachbarn. Amüsiert betrachtete ich, wie er ihr um die Beine schlich, als versuchte er, sie zum Bleiben aufzufordern. Doch nach einiger Zeit lief sie weiter auf unser Haus zu. Ich verließ meinen Beobachtungsposten oben am Fenster und schaute erneut in die Schublade, in der ich ein paar Gegenstände versteckt hatte. Heute war alles Voraussicht nach nicht der richtige Tag, um ihr diese zu überreichen. Aber würde es je den perfekten Tag geben oder würde sie zurück in ihre Heimat fliegen, ohne dass ich je eine Chance bekam? Ich seufzte, stieg dann die Treppe hinunter. Ashley reckte den Hals, versuchte sofort, Blickkontakt mit mir aufzunehmen. Es entlockte mir nicht mehr als ein mürrisches Knurren. Reine Zeitverschwendung. Ich ignorierte sie, beobachtete stattdessen meinen Bruder. 

Jake ließ Anna ins Haus und nahm ihr die Jacke ab. Wie immer war er zuvorkommend zu ihr. Wie ich es ihm am Tag, an dem sie mich in den Pool gezogen hatte, aufgetragen hatte. Durch die Aktion hatte sie meine Neugierde geweckt. Seitdem hatte ich sie bei vielen Gelegenheiten beobachtet. Ihre Natürlichkeit war erfrischend und verlockend verglichen mit den aufgebrezelten Weibern, die sich uns zu Füßen warfen. Auch jetzt war sie im Gegensatz zu den anderen Mädchen nicht bis zur Unkenntlichkeit aufgestylt. Das gefiel mir so an ihr. Sie war gekleidet in einem schwarzen Shirt, auf dem mittig eine Katze prangte, und einer Jeans, die ihre sanften Rundungen perfekt betonte. Ob sie Make-up trug, erkannte ich aus der Entfernung nicht. Wenn, dann war es höchstens minimal. Ihre langen braunen Haare hingen seidig glänzend über ihren Schultern. Sie umschmeichelten ihr sanftes Gesicht und ich bekam direkt Lust, mit den Fingern durch ihre Strähnen zu fahren. Aber ich musste mich zusammenreißen. Als ich sie vor einigen Tagen auf meinen Schoß gezogen hatte, war ihr der Schreck schon in die Glieder gefahren. Völlig versteift hatte sie auf mir verharrt und die erstbeste Gelegenheit zur Flucht genutzt. Eine weitere übereilte Aktion galt es zu vermeiden. Missmutig beobachte ich, wie sie auf Steffi zulief, die in einer Ecke mit Luke quatschte.

„Träumst du?" Jake riss mich aus meinen Gedanken. Er folgte meinem Blick und seufzte. „Sie ist ihr immer noch treu ergeben."

„Ja, solange sie sich nicht von der Hexe abwendet, habe ich keine Chance. Sie würde mich aus Loyalität abblitzen lassen."

Meine Miene verfinsterte sich. Dieses intrigante Miststück Steffi verdiente sie nicht zur Freundin. Ich beobachtete sie weiter. Das Luder schien nicht sonderlich erfreut. Anna hatte aller Wahrscheinlichkeit etwas gesagt, was das Biest verärgerte. Wild gestikulierend redete sie auf meine Hübsche ein. Das war doch mal vielversprechend. Nur würde ich nie erfahren, worüber sie sprachen, denn Luke war unterwegs, um ein Getränk für Anna zu holen. Sowie er mit dem Wasser zurückkam, war Steffi die Freundlichkeit in Person. Zu Schade, denn das bedeutete, dass meine Süße sich wieder entspannte und bei ihrer Freundin blieb.

„Hallo Takoda", säuselte mir Ashley ins Ohr. „Möchtest du mir nicht noch eine Chance geben?" Sie legte ihren Arm um mich, den ich schleunigst wegstieß.

„Nein, will ich nicht", erwiderte ich so kalt und abweisend wie möglich, ohne sie eines Blickes zu würdigen.

„Du bist gemein, seit Steffi bei mir zu Gast ist. Ich kann doch auch nichts dafür, dass sie dich hat abblitzen lassen." Ihre Stimme war kurz davor zu versagen, aber was kümmerte es mich? Wann kapierte sie es endlich und verschwand, damit ich nicht die Gelegenheit verpasste, meine Angebetete zur Seite zu nehmen und in Ruhe mit ihr zu sprechen? Ich wandte mich ab und ging auf die Suche nach Max und Tom, die ich nach wenigen Minuten im Keller im Hobbyraum bei einem Spiel am Billardtisch antraf.

Ein Jahr in Rapid CityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt