Kapitel 21

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PoV.: Juliana Solace

Ein großer schwarzer Wolf tritt ins Licht. Seine Schnauze ist leicht ergraut und die Spitzen seines pechschwarzen Fells sind Silber. Er ist so groß, dass seine Schulter in der Höhe meines Gesichts ist.

„Danke, pequeña Loba, dass du sie hierherbegleitet hast. Du kannst wieder zu deinem Rudel zurückkehren. Wir kommen alleine zurecht.", sagt Fenris zu der jungen Frau, deren Namen ich noch nicht kenne.

Diese neigt den Kopf und antwortet, „Es war mir eine Ehre, Fenris." Dann wendet sie sich an mich, „Du findest dann alleine nachhause, oder?" Ich nicke und bedanke mich bei ihr, woraufhin sie sich wieder in einen Wolf verwandelt und anfängt sich einen Weg, den Berg hinunter, bahnt.

„Du hast bestimmt viele Fragen, Juliana."

Ich nicke.

„Ja, die habe ich."

„Komm folge mir. Ich bitte um Verständnis, dass ich hier in meiner Wolfgestalt bleibe, aber für mich ist es angenehmer so. Ich hoffe es stört dich nicht."

„Nein, keineswegs."

Gemeinsam gehen wir in die dunkle Höhle. Die Gänge sind so dunkel, dass ich trotz meiner Werwolfsaugen kaum etwas erkennen kann, weshalb ich einfach Fenris Geruch folge.

Nach einer Weile erreichen wir eine große Grotte. In der Mitte sieht man den Himmel und die Sonne erleuchtet den ganzen Raum. Staunend sehe ich mich um. Es ist wunderschön hier.

„Schön, nicht wahr?", fragt Fenris sanft.

Ich bekomme nur ein Nicken zustande.

Der große Wolf setzt sich in die Mitte und deutet mit seiner Schnauze auf dem Platz vor sich. Ich reiße mich von dem atemberaubenden Gebilde der Grotte los und setzte mich vor Fenris im Schneidersitz auf den angenehm warmen Boden.

„Also gut. Du machst gerade viel durch. Es ist alles neu für dich und du bist verunsichert. Du hast Angst deine Fähigkeiten nicht kontrollieren zu können. Du hast Schwierigkeiten mit der Situation klarzukommen, da dir niemand helfen kann. Niemand weiß wie das ist. Du fühlst dich verraten und in Stich gelassen von denen, die dir deine Fähigkeiten verschwiegen haben. Du willst niemanden verletzten, aber trotzdem den Menschen helfen die dir nahestehen. Habe ich recht."

Ich schaue ihn mit offenem Mund an. Genauso fühle ich mich gerade.

„Woher ...", frage ich ungläubig.

„Woher ich das weiß? Vor vielen hundert Jahren, befand ich mich in der gleichen Situation wie du gerade. Der Wächter der Toten, Hardis, hat mich als seinen Nachfolger ausgewählt. Meine Eltern wussten dies natürlich, haben es mir aber nicht erzählt. Sie wollten mich davor bewahren, wie es auch deine Eltern versucht haben. Leider musste ich auf eine schmerzhafte Art und Weise herausfinden, was ich bin. An meinem 20. Geburtstag war Vollmond und ich habe eine riesige Geburtstagsfeier veranstaltet. Als der Vollmond im Zenit stand, verlor ich die Kontrolle über mich und tötete meine Freunde. Ich wusste zwar, dass ich ein Werwolf war, aber nicht, dass ich ein Alpha oder gar ein Höllenhund war. Ich habe einfach die Kontrolle verloren, weil ich sehr impulsiv und leicht reizbar war. Am nächsten Morgen wachte ich im Blut meiner Freunde auf. Erst dann haben meine Eltern mir erzählt, was ich wirklich bin. Bis heute trage ich diese Bürde mit mir herum. Hätte ich gewusst, was ich bin, hätte ich diese Geburtstagsparty niemals stattfinden lassen. Ich war früher unerfahren und rücksichtlos, aber Hardis sah in mir einen würdigen Nachfolger. Ich habe Jahrelang versucht mein Bestes zu geben, um den Vorfall an meinen Geburtstag wieder gut zu machen. Mein ganzes Leben lang, habe ich mir vor genommen, Hardis nicht noch einmal zu enttäuschen. Er war stolz auf mich, aber ich vergas niemals die Nacht, in der ich alle meine Freunde tötete."

„Wieso erzählst du mir das. Heißt das ich werde auch alle meine Freunde töten!", frage ich aufgebracht.

„Nein, weil du weißt, was du bist. Du bist nicht so wie ich. Du bist ein besonnener und aufopfernder Mensch. Du denkst immer an das Wohl der anderen und würdest niemals in deinem eigenen Interesse handeln. Obwohl dir so viel genommen wurde, bist du nicht von Hass zerfressen und du siehst immer das Gute in den Menschen. Du verurteilst niemanden nach seinem Auftreten und beweist somit wahre Charakterstärke. Ich bereue es keine einzige Minute dich ausgewählt zu haben."

„Aber ich bin ein Monster. Ich habe gesehen was ich anrichten werde. Ich weiß nicht wie ich mich kontrollieren soll.", sage ich verzweifelt.

„Das was du gesehen hast, waren deine Ängste. Du bist kein Monster. Das was du bist, warst du schon immer. Es war tief in dir verborgen. Du bist noch immer der gleiche Mensch, nur hast du jetzt Zugriff auf deine Fähigkeiten. Du hast dich sozusagen entwickelt und bist jetzt statt einer Raupe ein Schmetterling. Du selbst hast dich keinesfalls verändert und du wirst dich auch nicht verändern. Du bist und bleibst diese außergewöhnliche Frau, der ich meine Kräfte vererbt habe."

Ich lasse seine Worte auf mich wirken.

„Aber was ist, wenn ich doch die Kontrolle verliere?"

„Das wirst du nicht. Es ist deine Angst, die dich kontrolliert. Finde deine Anker. Finde dich selbst wieder. Erkenne das du die volle Kontrolle hast. Du wirst zu keinem Monster. Weder an Vollmond, noch an jeden anderen Tag. Niemals. Du wirst die Menschen beschützen, sowie du es schon immer getan hast. Ich weiß das du deine Bestimmung finden wirst. Höre auf danach zu suchen. Sie wird von alleine kommen. Du musst an dich glauben und daran wachsen. Lasse von deinen Ängsten ab und glaube an dich, sowie es deine Eltern, Raya, deine Freunde und vor allem ich es tue. Stehe dir nicht selbst im Weg und fange an richtig zu leben."

„Ich versuche es.", antworte ich unsicher.

„Versuche es nicht. Tu es.", knurrt Fenris eindringlich.

Eine Weile sitze ich nur da und ordne meine Gedanken. Ist es wahr, was Fenris sagt? Was denke ich denn da. Er lebt seit hunderten von Jahren und weiß was er sagt.

Ich balle meine Hände zu Fäusten und atme tief durch. Entschlossen stehe ich auf und sage mit fester Überzeugung, „Ich tue es. Ich bin kein Monster. Ich bin ein Werwolf Höllenhund Alpha und ich beschütze die, die sich nicht selbst beschützen können. Ich werde bis zu meinem letzten Atemzug an mich glauben und daran wachsen, denn ich bin Juliana Ylva Solace. Meine Angst ist meine Stärke, denn sie macht mich menschlich. Ich bin nur für die gefährlich, die denken sie können über Leben und Tod entscheiden. Ich mache was getan werden muss und helfe wo ich nur kann, weil ich die Kraft und den Willen dazu habe. Das was mir gegeben wurde war ein Geschenk, eine Chance, die ich ergreifen werde, um den Menschen zu helfen, die nicht die Kraft haben, es selbst zu tun."

Ich lasse meine Augen aufglühen und schaue Fenris an.

„Genau das wollte ich hören. Du bist bereit, für das was kommen wird.", sagt Fenris stolz.

„Danke, für alles."

„Wenn du wiederkommst zeige ich dir deine Fähigkeiten die du nutzen kannst um deine Freunde zu beschützen."

„Vielen Dank. Ich werde drauf zurückkommen."

Fenris neigt seinen Kopf. Ich verabschiede mich von ihm und mache mich auf dem Weg zu Nemeton.

PoV.: Fenris

Ich schaue Juliana hinterher, die gerade in den dunklen Gängen verschwindet. Plötzlich fühle ich eine mir sehr bekannte Präsenz hinter mir.

„Du hast weise gewählt, Fenris. Ich gratuliere dir."

„Danke, Hardis."

Search for your destination (Teen Wolf) [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt