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ALEXA

Ich stehe vor Chris' Tür und atme noch einmal tief durch, bevor ich klingele.

Während ich darauf warte, dass Chris mir aufmacht, spiele ich nervös mit meinen Fingern. Obwohl es objektiv betrachtet wahrscheinlich gar keinen Grund dafür gibt, bin ich doch total aufgeregt. Ich habe ihn verletzt und das war alles andere als fair von mir. Nicht in dieser Situation, in der er sowieso schon mit so Vielem zu kämpfen hat - und eigentlich auch sonst nicht!

"Erst entschuldigen, dann alles andere", flüstere ich wie ein Mantra vor mich hin.

Ich will gerade noch einmal auf die Klingel drücken, als Chris endlich die Tür aufmacht.

"Sorry, ich war duschen", meint er schon, bevor die Tür ganz auf ist, und sieht erst dann auf. Er wirkt überrascht, als er mich vor sich entdeckt.

"Hey", begrüßt er mich perplex und tritt dann zur Seite.

"Hey. Können wir reden?", erwidere ich und warte auf sein zustimmendes Nicken, bevor ich ihm in die Wohnung folge.

"Chris, es tut mir leid. Du wolltest mir nur helfen und ich schmeiß dich einfach raus. Das war nicht fair und dafür will ich mich bei dir entschuldigen. Ich hab das im Endeffekt nicht so gemeint - hat nur 'ne ganze Weile gedauert, bis ich das selbst gecheckt hab. Ich war einfach so wütend auf dich. Da war auf einmal diese Angst, dass der Typ nochmal auftaucht und -"

"Schhh", unterbricht Chris mich sanft, legt einen Finger auf seine Lippen und hält mich damit davon ab, überhaupt darüber nachzudenken, was Dan mit mir tun könnte.

"Ist okay", flüstert er leise, als ich ihn mit großen Augen ansehe.

"Ich kenn dich, Lex. Ich weiß, dass da jedes Mal was mit dir durchgeht, wenn dir was Angst macht."

"Aber ich hab dir trotzdem wehgetan!" Verzweifelt sehe ich Chris an. Er muss nicht leugnen, dass das gestern falsch von mir war. Er muss nicht so tun, als wäre alles in Ordnung. Er muss mich nicht beschützen.

"Es war nicht okay von mir und das kannst du nicht leugnen. Egal, ob ich es so gemeint habe oder nicht. Ja, ich hatte Angst, aber das ist keine Entschuldigung. Und auch wenn du insgeheim wusstest, dass ich das nicht so meine, heißt das nicht, dass ich dich damit nicht trotzdem verletzt hab!"

"Lex, hör doch mal auf. Ich hab dir schon lange verziehen, also hör auf irgendwelche Entschuldigungen von dir zu geben." Chris lacht schon beinahe und schüttelt sanft den Kopf.

"Außerdem könnte ich sowieso nicht lange ohne dich und das weißt du."

Er legt sanft seine Hände auf meine Wangen und sieht mir tief in die Augen. Ich verliere mich in der Tiefe seiner Augen und kann nicht anders, als die Lücke zwischen uns zu schließen und meine Lippen auf seine zu pressen.

Von meinen Schultern fällt das ganze Gewicht, das schlechte Gewissen der letzten Stunden und stattdessen breitet sich Erleichterung in mir aus. Erleichterung darüber, dass Chris mir offensichtlich nicht böse ist.

Trotzdem kann ich den Kuss nicht genießen, denn da ist noch etwas, was ich Chris unbedingt sagen muss.

"Er war nochmal da", platzt es aus mir heraus und ich schiebe Chris von mir weg.

Auf dessen Gesicht spiegelt sich pures Entsetzen wieder.

"Was? Und das sagst du erst jetzt? Wann?"

"Vorhin. Yann hat ihn dazu gebracht, zu verschwinden und dann hat er mich direkt hergebracht. Er musste nach Hause wegen seinen Medikamenten und so." Chris nickt langsam und rauft sich dann aufgebracht die Haare.

When You Were GoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt