YANN
Ich verbringe die nächste Stunde damit, meine Wohnung ein bisschen aufzuräumen, bis Sam kommt - nicht, dass er das Chaos nicht sowieso schon gesehen hätte...
Tatsächlich schaffe ich es, das Gröbste zu beseitigen, bevor es klingelt.
"Hey"
Sam gibt mir einen Begrüßungskuss und betritt dann mit zwei großen Einkaufstaschen bepackt meine kleine Wohnung.
"Du hast aufgeräumt?", stellt er grinsend fest und sieht sich auf dem Weg in die Küche nach mir um.
"Ich wollte 'nen guten Eindruck machen. Ich mein, ich wohn hier gerade nicht mal wirklich und es sieht trotzdem aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen", gebe ich ertappt zu.
"Dafür lieb ich dich doch", entgegnet Sam und stellt lächelnd die beiden Tüten auf der Küchentheke ab.
"Und du hast vor, mich die nächsten fünf Wochen zu mästen?", frage ich nach einem Blick auf die großen Einkäufe in Sams Händen und übergehe seinen letzten Kommentar einfach.
Es fühlt sich komisch an von Liebe zu sprechen, wo wir uns eigentlich erst seit ungefähr zwei Monaten treffen - und zehn Tage davon lag ich immerhin im Koma - aber das ist es wohl. Liebe.
Ich verstehe langsam noch viel weniger, wie Al und Chris acht Jahre gebraucht haben, um zu verstehen, was doch eigentlich so offensichtlich ist...
"Ich dachte, du könntest zumindest mal was Essbares gebrauchen", meint Sam schulterzuckend und hält mir lachend eine Lauchstange unter die Nase.
"Sehr aufmerksam von dir."
Ebenfalls lachend schiebe ich den Lauch in Sams Hand weg und begutachte die Einkäufe.
"Nein, mal ernsthaft, was hast du damit alles vor?", frage ich und sehe Sam ratlos an.
"Wir kochen heute. Und dann musst du mich wahrscheinlich hegen und pflegen, ich bin nämlich jetzt schon total fertig", erklärt er und seufzt.
Ich nicke, bin aber immer noch etwas skeptisch.
"Und du meinst nicht, dass es einfacher wäre, einfach was zu bestellen?"
"Wer sagt denn, dass einfach auch romantisch ist?", erwidert er grinsend und zieht eine Flasche Rotwein aus einer Tasche.
"Sorry, dass ich dich jetzt enttäuschen muss, aber ich bin immer noch alkoholfrei unterwegs", teile ich ihm vorsichtig mit und werfe einen skeptischen Blick auf den Wein.
"Dann ist der wohl für's nächste Mal", meint Sam nur schulterzuckend und stellt die Flasche einfach zur Seite.
Und dafür liebe ich ihn. Er versucht immer das Beste aus allem zu machen und ist einem nicht böse oder irgendwie eingeschnappt, wenn mal was nicht nach seiner Vorstellung klappt.
Trotzdem fühlt es sich immer noch seltsam an, auf einmal von Liebe zu sprechen.
"Hey, warum schaust du mich denn jetzt so an? Dachtest du, ich wäre jetzt irgendwie angepisst?", fragt er mich schon beinahe empört und schüttelt lachend den Kopf.
"Sorry", erwidere ich ein bisschen beschämt und drücke Sam einen leichten Kuss auf die Wange.
"Okay, lass uns anfangen. Wie ist das, kann man einhändig Zwiebeln schneiden?", erkundigt Sam sich dann und sieht mich provokant grinsend an. Er weiß genau, dass Zwiebelschneiden mit nur einer Hand eine Sache der Unmöglichkeit ist.
"Ich hab's noch nicht versucht, aber mit deiner Hilfe klappt's bestimmt", antworte ich deshalb grinsend.
"Ich find schon noch was anderes für dich, keine Sorge", meint er noch, schnappt sich ein Schneidebrett und beginnt selbst damit, seine Zwiebeln zu schneiden.
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When You Were Gone
Romance《Ich spüre nichts mehr. Weder Alexas Umarmung noch den Schmerz über Emmas Tod. Da ist nichts. Nur das Gefühl, dass da ein wesentlicher Teil von mir fehlt, und die Leere, die stattdessen in mir herrscht. Die Leere, die Em dort hinterlassen hat.》 ~ A...