CHRIS
"Lex, leg die Kerzen wieder weg! Ich hab langsam echt genug davon bei mir rumfahren!"
Warum bekomme ich eigentlich jedes Mal das Gefühl, mit einem kleinen Kind in der Trotzphase unterwegs zu sein, wenn ich mit Al einkaufen gahe?
"Aber noch keine, die nach Vanille riechen!"
"Ich krieg von Vanille Kopfschmerzen", erwidere ich grimmig, woraufhin Lex mich mit einer hochgezogener Augenbraue ansieht.
"Schlechte Ausrede, Chris. Wirklich. Dann nehmen wir eben die Anti-Raucher-Duftkerze. Bei dir stinkt nämlich immer noch alles nach Rauch, seit deiner zweiwöchigen sozialen Isolation."
"Niemand zwingt dich, bei mir zu chillen", kontere ich trocken und versuche ihr ein weiteres Mal die Kerzen wegzunehmen.
"Warum ist einkaufen mit dir eigentlich immer so schwierig?"
"Warum hast du was gegen Kerzen? Davon kann man nie genug haben, ich mein stell dir vor, es gibt mal einen Stromausfall. Ohne Kerzen sitzt du dann im Dunkeln da. Und dann bereust du es, dass du mich keine Kerzen kaufen lassen hast."
"Verdammt Lex, was ist eigentlich dein Plan? Jeden Quadratzentimeter meiner Wohnung mit Kerzen auszufüllen? Selbst Em hatte nicht so viele Kerzen wie ich momentan allein in meinem Zimmer stehen habe, dabei war sie doch diejenige mit der romantischen Ader!"
Das Ganze wird mir allmählich zu blöd und ich lasse Alexa einfach beim Kerzenregal stehen, um alleine zur Stuhlabteilung des Möbelhauses zu pilgern - der eigentliche Grund unseres Besuches hier.
"Chris warte!"
Sicher nicht!
Unbeirrt laufe ich weiter, während Al mir hinterher rennt.
Als sie mich einholt, greift sie nach meiner Hand und zwingt mich zum Stehenbleiben.
"Tut mir leid. Ich wollte dich einfach ein bisschen damit aufziehen. Nimm's bitte mit Humor."
"Das Ganze verliert langsam seinen Witz, Lex."
Sie nickt niedergeschlagen und lässt mich los.
"Ich glaub, ich schlaf heute Nacht besser bei mir", meint sie leise und setzt sich wieder in Bewegung.
"Das hab ich damit nicht gemeint!" Jetzt bin ich es, der ihr hinterher rennt.
"Chris, wir wissen beide, dass wir ab und zu räumlichen Abstand voneinander brauchen. Ansonsten hätten wir schon lange zusammenziehen können. Es ist alles gut, aber ich denke, ich penn heute lieber bei mir, bevor die Situation noch eskaliert. Prophylaktisch sozusagen" erklärt sie und lächelt ein ehrliches Lächeln, was mich ehrlich gesagt ziemlich beruhigt.
"Tut mir leid", entschuldige ich mich trotzdem. Wahrscheinlich hat sie recht - wie so oft.
"Immerhin reicht dann dein einer Stuhl für's Frühstück", meint sie noch lachend, bevor wir uns endlich unserem Stuhleinkauf widmen.
ALEXA
Mein Briefkasten ist mal wieder viel zu voll und die ganzen Rechnungen fliegen mir schon entgegen, als ich ihn öffnen und leeren will.
Ich war doch nur zwei Tage bei Chris, wie kann ich in so kurzer Zeit so viele Rechnungen bekommen?
Seufzend sammle ich die Umschläge ein und gehe zum Fahrstuhl.
"DEFEKT", prangt mir das handgeschriebene Schild entgegen. Trotzdem drücke ich wie eine Verrückte auf den Knopf, aber es tut sich nichts.
"Junge Dame, da hängt nicht umsonst ein Schild. Lesen kannst du aber schon, oder?" ruft mir der Hausmeister, der gerade um die Ecke kommt, mürrisch zu. Ich ignoriere ihn und gehe schlecht gelaunt zum Treppenhaus.

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When You Were Gone
Romance《Ich spüre nichts mehr. Weder Alexas Umarmung noch den Schmerz über Emmas Tod. Da ist nichts. Nur das Gefühl, dass da ein wesentlicher Teil von mir fehlt, und die Leere, die stattdessen in mir herrscht. Die Leere, die Em dort hinterlassen hat.》 ~ A...