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ALEXA

Wieder zurück in Chris' Wohnung räumen er und ich die Einkäufe ein.

"Wann hast du eigentlich mal wieder vor, deine Vorlesungen zu besuchen?"

Chris zuckt ahnungslos mit den Schultern. "Noch sind Semesterferien und danach keine Ahnung. Vielleicht schmeiß ich auch hin." Ich sehe ihn entsetzt an und lasse dabei fast die Packung Nudeln fallen, die ich gerade einräumen will.

"'Nen Scheiß tust du! Du stehst kurz vor deinem Abschluss, da wirst du doch wohl nicht hinschmeißen! Denk gar nicht erst dran."

"Hey, kein Stress. Das ist nur 'ne Überlegung."

"Die du hoffentlich gleich wieder vergisst", grummele ich genervt und wir setzen unsere Tätigkeit fort.

Nachdem alle Einkäufe verstaut sind, verziehen Chris und ich uns ins Wohnzimmer.

"Wann ... bist du eigentlich fällig?", fragt er angespannt und kratzt sich peinlich berührt im Nacken.

"Fällig?", frage ich irritiert. Es dauert einen Moment, bis ich verstehe, was er meint und laut auflache.

"Keine Sorge, ich steh noch ungefähr zwei Wochen zu deiner vollen Verfügung."

Er nickt erleichtert und ich gebe ihm einen leichten Kuss auf die Lippen.

"Beruhigend"

"Warum tun Männer eigentlich immer so, als ob alle sterben müssen, wenn Frauen ihre Tage kriegen?"

Chris schweigt und sieht mich nur mit einem Blick an, der sagt, dass er sich definitiv nicht mit mir darüber unterhalten will.

"Können wir bitte einfach das Thema wechseln? Das macht 'ne richtig beschissene Stimmung..."

Aus purem Mitleid mit dem Typen, der mich gerade mit einem ziemlich unbehaglichen Blick anschaut, nicke ich grinsend und lasse mich auf die Couch plumpsen. Von dort aus sehe ich Chris dabei zu, wie er sich sein Drehzeug nimmt und damit auf den Balkon verschwindet. In unangenehmen Situationen muss er immer erst mal eine rauchen, das habe ich schon früh gemerkt.

"Hey, was machen wir denn jetzt eigentlich mit dem angefangenen Tag?", rufe ich Chris nach, lege mich auf den Rücken und betrachte ausgiebig die Zimmerdecke.

"Keine Ahnung", kommt die knappe Antwort zurück und ich höre einen Hauch von Abweisung heraus, was mich hellhörig werden lässt.

Widerwillig rapple ich mich von den weichen Polstern auf und trete auf den kleinen Balkon. Chris steht mit dem Rücken zu mir an der Brüstung und zieht an seiner Zigarette. Von hinten schlinge ich meine Arme um ihn und lege meinen Kopf auf seine Schulter, wie er es heute morgen bei mir gemacht hat.

"Was ist los?", frage ich, greife nach der Kippe in seiner Hand und nehme selbst einen Zug.

Mit einem Kopfschütteln verdrängt er seine Gedanken und dreht sich in meiner Umarmung zu mir um.

"Alles gut. Du weißt doch, ich bin noch in der Resozialisierungsphase, ich brauch auch mal meine Pausen", meint er und ein Lächeln umspielt seine Mundwinkel, bevor er sich vorbeugt und mir einen Kuss auf die Stirn drückt.

"Okay." Ich glaube ihm nicht.

Das Klingeln der Tür beendet die unangenehme Stille zwischen uns und Chris geht rein, um dem Gast aufzumachen.

Auch ich gehe wieder ins Wohnzimmer, wo ich mich erneut auf die Couch fallen lasse. Vom Flur höre ich zwei Männerstimmen - Chris' und eine weitere.

Die beiden gehen in die Küche, doch wenige Sekunden später lugt Chris' Kopf zur Tür herein.

"Kommst du rüber?"

When You Were GoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt