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CHRIS

Ich folge Alex widerwillig aus der Wohnung. Vielleicht hat sie recht, mit dem, was sie gesagt hat. Vielleicht hätte Em gewollt, dass ich mich nicht so gehen lasse. Gleichzeitig kann ich nicht anders. Die Trauer frisst mich auf und allein der Gedanke daran, irgendwie weitermachen zu müssen, ohne sie leben zu müssen, bringt meinen Magen dazu, sich umzudrehen.

"Lex, muss das wirklich sein?"

"Noch ein Wort und ich habe überhaupt kein Erbarmen mehr mit dir und falle hier und jetzt auf der Stelle über dich her. Fuck Mann, ich kann nicht mehr länger ohne dich, Chris!"

Ich greife nach ihrer Hand und sehe ihr tief in die Augen. Die letzten Tage habe ich über meinen Egoismus total verdrängt, dass ich nicht der Enzige bin, der trauert. Und Alexa war schon immer jemand, der Ablenkung jeglicher Art jeder Zeit begrüßt.

Mir wird erst jetzt allmählich bewusst, dass ich es ihr unnötig schwer mache. Der Schmerz tief in ihren Augen, gut versteckt für unaufmerksame Menschen, spricht Bände.

"Tut mir leid", flüstere ich leise. "Gib mir bitte noch ein bisschen Zeit!"

"Du bekommst so viel Zeit wie du willst, aber beeil dich bitte."

Ich nicke leicht und wir treten vor die Haustür.

Frische Luft kann tatsächlich etwas wahnsinnig schönes sein, wenn man sich die letzten zwei Wochen hinter verschlossenen Türen im Zigarettenrauch geräuchert hat.

Lex und ich gehen die nächsten zehn Minuten schweigend nebeneinander her, nur auf der "Liebesbrücke" hält sie kurz an und sucht nach unserem Schloss.

"Weißt du noch, als wir gedacht haben, wir würden eine stinknormale Beziehung führen und der Meinung waren, wir brauchen auch so ein Schloss?", fragt sie grinsend und hält dann triumphierend das rote Vorhängeschloss mit den Initialien "A+C" in der Hand.

Ich nicke und ein kleines Lächeln huscht bei der Erinnerung daran über mein Gesicht.

"Das war heute vor acht Jahren."

Ungläubig sehe ich sie an. Jahrestag?

"Ich halt es schon über acht Jahre mit dir aus? Ernsthaft?"

Lex lacht herzlich auf, während in meinem Gesicht wohl tatsächlich Entsetzen zu erkennen ist.

"Dass jemand es so lange mit dir aushält ist wohl die größere Challenge."

"Verdammt Al, ich könnte verheiratet sein und zwei Kinder haben! Acht Jahre sind 'ne verfickt lange Zeit! Das nächste Mal, wenn wir hier vorbeikommen, nehmen wir einen Bolzenschneider mit und weg mit dem Ding. Das hält uns davon ab, was wirklich Ernstes anzufangen!"

Wieder entlocke ich ihr nur ein herzliches Lachen und diesmal schafft sie es, dass sich auch ein echtes Lächeln auf meine Lippen stiehlt.

"Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Als ob du es dir vorstellen könntest, verheiratet zu sein und zwei Kinder zu haben... Seit wann bist du so spießig? Der Bolzenschneider bleibt wo er ist! Nichts und niemand hindert dich daran, die Liebe deines Lebens zu finden, auch dieses Schloss nicht."

"Wir waren so verdammt oft hier, nur um zu schauen, ob es noch da ist", erinnere ich mich lächelnd.

"Abends ist es hier am schönsten. Wenn der Alltagsstress sich allmählich verflüchtigt und die Sonne da hinten untergeht, so wie jetzt." Sie richtet sich wieder auf und ich sehe in ihre grün leuchtende Augen. Die untergehende Sonne spiegelt sich in ihnen und es stimmt: Abends ist es hier am schönsten!

When You Were GoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt