CHRIS
"Hey, du Sorgenkind", begrüße ich Yann, als Alexa und ich das Krankenzimmer betreten.
"Auch schön dich zu sehen", erwidert Yann und richtet sich ein bisschen auf.
"Was machst du eigentlich für 'ne Scheiße?", frage ich dann ernst und sehe meinen besten Freund besorgt an. Noch immer sieht man ihm die Spuren, die Dan auf ihm hinterlassen hat, deutlich an, aber immerhin ist er jetzt wieder wach.
Yann seufzt und meint dann in seinem gewohnten, leicht spöttischen Ton: "Die Frage ist doch wohl eher, was da eigentlich für Gestalten in euren Hausfluren rumlungern? Kann ja eigentlich fast nicht sein, dass ich an ein und demselben Tag zweimal so unangenehme Begegnungen habe..."
"Sorry, ich hab der Hausverwaltung schon Bescheid gegeben, die kümmern sich darum", antwortet Al grinsend und setzt sich auf einen Stuhl.
"Wie geht's dir?", komme ich auf den Ernst der Lage zurück und sehe Yann aufmerksam an.
"Mir tut ungefähr jeder Zentimeter meines Körpers weh und ich hab langsam genug vom ewigen Rumliegen, aber ansonsten geht's mir blendend", meint er und erzwingt ein Lächeln.
"Waren deine Eltern eigentlich nochmal hier?", will Al dann wissen.
Yann schnaubt spöttisch. "Ich glaub nicht, dass die sich so schnell wieder bei mir melden werden. Dass meine Mutter allein schon unglaubliche zwei Mal innerhalb der letzten zwei Wochen hier war, reicht für die nächsten zehn Jahre", antwortet er verbittert und sieht finster aus dem Fenster.
"Sie war ernsthaft nicht öfter hier?", hake ich entgeistert nach. Wie kann man sich so wenig um seinen Sohn kümmern? Wie kann man so kalt sein?
"Tja, sind eben nicht alle besorgte Glucken und kommen jeden Tag vorbei..."
"Das hat dir jetzt wer genau erzählt?", fragt Al leicht panisch und klingt so, als würde sie diese Behauptung jeden Moment abstreiten wollen.
"Niemand. Ich hab das irgendwie ... gespürt", antwortet Yann und lächelt Al triumphierend an.
"Okay, okay, ja, ich war jeden Tag hier, na und? Mann ich hab mir verdammte Sorgen gemacht und irgendwie bin ich ja auch Schuld an der ganzen Sache... Hätte ich mich nicht auf Dan eingelassen, wär das alles nicht passiert!"
"Ändern kannst du trotzdem nichts daran. Außerdem ist es beruhigend, wenn ich nicht der Einzige mit 'ner miesen Menschenkenntnis bin", erwidert Yann schulterzuckend, verzieht aber fast im selben Augenblick gequält das Gesicht und rollt genervt mit den Augen.
"Wisst ihr eigentlich wie ätzend das ist, sich nicht wirklich bewegen zu können?", fragt er und sieht Al und mich abwechselnd an.
"Nein, glücklicherweise nicht. Den Job übernimmst du. Aber jetzt nicht ablenken: Wen meinst du?", hake ich nach, denn Yann hat mich mit seiner Aussage ziemlich neugierig gemacht.
Er seufzt und erklärt dann: "Ich hab in letzter Zeit nicht mehr so ganz den richtigen Riecher was meine Bekanntschaften angeht. Der Eine ist eigentlich seit 5 Jahren verheiratet, der Nächste hatte extrem komisch Fantasien und der Andere war selbst für mich zu schwul - nicht, dass es euch großartig was angehen würde..."
Ich nicke leicht überfordert und versuche mein Hirn daran zu hindern, diese Informationen zu speichern.
"Ich war im letzten Monat einfach öfter hier als in meinem ganzen Leben davor", bemerkt Yann kopfschüttelnd und lenkt damit freundlicherweise von seinem Sexleben ab.
"Dann wollen wir mal hoffen, dass das genug Krankenhausaufenthalt für die nächsten 20 Jahre war", witzelt Al.
Im nächsten Moment öffnet sich die Tür und Dr. Andrews betritt in Begleitung einer Krankenschwester das Zimmer.
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When You Were Gone
Romance《Ich spüre nichts mehr. Weder Alexas Umarmung noch den Schmerz über Emmas Tod. Da ist nichts. Nur das Gefühl, dass da ein wesentlicher Teil von mir fehlt, und die Leere, die stattdessen in mir herrscht. Die Leere, die Em dort hinterlassen hat.》 ~ A...