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ALEXA

"Vertrau mir. Bitte!" Er dreht sich zu mir, sieht mich jedoch nicht an, sondern zur Seite.

"Ich versuch's ja, wirklich. Aber wie soll ich dir vertrauen, wenn du mir nicht einmal sagst, was los ist? Verdammt, ich bin immer für dich da - wirklich immer - und das ist der Dank dafür?" Ich drehe seinen Kopf zu mir und zwinge ihn so, mich anzusehen. Dabei entrutscht mir beinahe ein überraschtes Keuchen.

Verzweiflung liegt in meinem Blick, als ich in Chris' zerschundenes Gesicht sehe und mich frage, was sich vor meiner Tür abgespielt hat.

"Lex, bitte. Ich ... ich werd dir die Wahrheit sagen, aber nicht heute! Bitte vertrau mir einfach."

Er greift nach meinen Händen, doch ich reiße mich direkt wieder los. Erst dann sehe ich, dass seine Hände zittern. Verdammt, warum sagt er mir nicht einfach die Wahrheit?

"Chris, wer war da? Verdammt, das macht mir Angst! Da war jemand an meiner Tür und du willst mir nicht mal sagen, wer?"

"Du musst dir keine Sorgen machen! Ich versprech's dir! Bitte glaub mir einfach."

Wie sind wir nur in so eine beschissene Situation geraten? Wann sind wir and en Punkt gekommen, an dem wir verzweifelt und mit Tränen in den Augen um Vertrauen und Ehrlichkeit betteln?

"Chris, ich will dir glauben. Ich will dir vertrauen. Aber bitte, versuch du dafür ehrlich zu mir zu sein!" Ich sehe Chris flehend an und diesmal bin ich es, die nach seinen Händen greift, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen.

"Ich verspreche dir, ich werd dir das erklären. Aber nicht heute. Trotzdem musst du keine Angst haben. Das ist das Letzte, was ich will!"

Ich nicke und beschließe ihm auch in diesem Punkt zu vertrauen.

"Okay. Aber egal was du jetzt vorhast zu tun oder tun musst oder keine Ahnung, bitte sei vorsichtig!"

Chris zieht mich erleichtert an sich und ich schlinge meine Arme um ihn. Er zuckt zusammen und zieht scharf die Luft ein, während er sich aus unserer Umarmung löst.

"Wo tut's weh?", frage ich alarmiert und untersuche Chris mit meinen Augen.

"Alles gut, wird bestimmt einfach nur 'n blauer Fleck", erwidert er und lächelt beruhigend.

"Vielleicht solltest du trotzdem zu einem Arzt gehen. Nur zur Sicherheit." Chris schüttelt den Kopf, während ich nach dem Waschlappen im Waschbecken greife, um das angetrocknete Blut in Chris' Gesicht weiter abzuwaschen.

Er lässt es schweigend über sich ergehen und zuckt nur ein, zwei Mal leicht zusammen, wenn ich ihm versehentlich wehtue. Sorgfältig begutachte ich die meist eher kleineren Wunden und fahre vorsichtig mit dem Lappen darüber.

Die Wunde an seiner Stirn von gestern Abend blutet wieder und dann sind da noch ein paar Kratzer, zwei weitere kleine Platzwunden auf seiner rechten Augenbraue und an seiner linken Schläfe, sowie eine ziemliche Schramme auf seinem Nasenrücken, eine aufgeplatzte und bereits angeschwollene Lippe und eine weitere Schramme an seinem Unterkieferknochen dazu gekommen.

Ich verkneife mir erneut nachzufragen, was passiert ist. Stattdessen lasse ich den Waschlappen nach verrichteter Arbeit sinken und schaue Chris nur besorgt an.

Er erwidert meinen Blick zwar nicht aber ich weiß, dass es ihm leid tut.

"Wollen wir wieder zu den anderen?", fragt er dann und sieht mich doch noch an.

Ich nicke zustimmend und wir gehen wieder nach unten, wo Yann, Toby und Lynn ziemlich angespannt im Wohnzimmer warten.

Alle drei sehen uns fragend an, aber weder Chris noch ich gehen darauf ein und vielleicht ist es auch besser so. Es ist so schon schwer genug, die gute Stimmung wieder herzuzaubern.

When You Were GoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt