Chapter 6

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Ein Knall ertönte über mir. Die Pflanzen hatten das Dach hoch gedrückt. Mittlerweile war ich auch nicht mehr alleine vor dem Haus.

Die Pflanzen brachen das Dach zum ein und schlungen sich langsam zu uns hinüber.

Ein Entschluss fasste mich. Ich musste wieder rein. Ich musste Patrick irgenwie helfen. Das würde er nicht alleine schaffen. Doch die Schlingpflanzen ließen mich nicht durch.

Ein zweiter Knall.
Und plötzlich hingen die Pflanzen schlaff am Haus und waren auch vor mir zusammen gesackt. Ich kletterte über sie rüber und suchte nach Patrick.

Ich fand ihn am Boden liegend. Seine Augen waren geschlossen. Ich stürzte zu ihm und hielt meine Hand vor seinen Mund und spürte seinen Atem gegen meine Hand. Er lebte zumindest noch. Ein Stein fiel mir vom Herzen.

Dann wurde ich mir jedoch der Lage bewusst, in der wir uns befand. Zwischen Schlingpflanzen, in einem Haus ohne Dach, umringt von Schaulustigen. Patrick war ohnmächtig und in der Ferne hörte ich schon die Sirenen, der Cyberware, die uns sicher abführen würden.

Mein Hirn setzte aus. Meine Fluchtinstinkte waren geweckt worden. Mit meinem Ellbogen brach ich ein abgeschlossenes Fenste ein und hievte Patrick hinaus, der glücklicherweise um einiges kleiner war als ich. Ich kletterte hinterher.

Wir waren nun auf der anderen Seite des Gebäudes, wo uns keiner sehen konnte. Ich lief die Gasse hinauf. In meinen Armen hielt ich Patrick. Ich gebe zu, ich hab mich nicht unheldenhaft gefühlt  dennoch setzte Sekunden später die Panik ein.

Wenn man mich jetzt aufgreifen würde, hätte ich noch ein wirklich großes Problem, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich all das erklären sollte, wobei, die Cyberware sowieso keine Gnade hatte. Egal, ob du im Recht oder Unrecht bist. In dieser Welt bist du frei, wenn du Geld hast.

Wohin sollte ich jetzt laufen? Ich kannte mich hier nicht aus und wusste nicht, wo ich jetzt raus kommen würde, ob ich überhaupt raus kommen würde. Die Häuser hier, hatten relativ schmale Fenster und überall wurde hier Müll gelagert.

Menschen waren zu der Zeit hier keine. Verständlich. Die Angst trieb mich weiter. Wie ein gehetztes Reh lief ich um die nächste Kurve, nur um festzustellen, dass da eine Mauer den Weg blockierte.

"Nein, nein, nein!"murmelte ich.
Patrick wurde langsam schwer und meine Ausdauer war auch nicht die beste. Zudem hatte ich heute Nacht nicht geschlafen und ich merkte, wie mich das im Augenblick belastete.

Ich setzte Patrick auf den Boden ab und sprang hoch, und hielt mich an der Kante der Mauer fest. Ich würde Patrick nie da hoch bekommen. Niedergeschlagen ließ ich mich wieder auf die Erde fallen und rieb meine Hände gegeneinande, um den Dreck der Mauer von ihnen los zu werden.

"Hey, was machst du da?"rief jemand mit erboster Stimme zu mir rüber.
Es war zu dunkel hier, um was erkennen zu können und der Mond schien von hinten gegen die Person, so dass diese noch düsterer wirkte.

Die Gestalt rannte auf mich zu und teckelte mich. Er hielt ein Taschenmesser auf mich gerichtet.
"Ich kooperiere!"rief ich panisch.
"Was machst du hier? Und warum liegt Patrick hier Ohnmächtig? Was hast du getan?"fragte die Gestalt mich, die offenbar eine Männerstimme hatte und dessen Gedichtszüge ich mittlerweile etwas besser erkennen konnte, aber nicht gut genug.

"Wir sind geflohen vor der Cyberware. Patrick war vorher in Ohnmacht gefallen, also hab ich ihn getragen. Aber bei der Mauer war Endstation und ich hab ihn kurz abgesetzt."ratterte ich alle Ereignisse herunter. Nichts davon war gelogen.
"Wieso sollte ich dir glauben? Du hast keine Beweise."zischte er.
"Hörst du die Sirenen? Wie oft fährt hier schon jemand von der Cyberware her?"fragte ich zittrig.

Der Kerl schien kurz nachzudenken, half mir dann aber auf die Beine. Er war sogar ein Stück größer, als ich, was mir nicht so oft passierte.
"Wenn du lügst, kriegen wir ein Problem."ergänzte er noch schnell.

"Kurze-kurze Frage:Woher kennst du Patrick?"er musterte mich.
"Woher kennst du ihn?"entgegnete er.
"Wir kommem dort von der kleinen Lagerhalle."erklärte ich. Wieder nicht gelogen.
Der Kerl nickte.

"Achso, jetzt versteh ich. Das bedeutet, du weißt, was Patrick kann?"fragte er vorsichtig.
"Reden wir von der selben Fähigkeit?"fragte ich.
"Ich weiß nicht."antwortete er.
Nun, wenn wir beide nicht damit rausrücken wollten, konnte es nur das eine sein.
"Tattoo?"gab ich als Stichwort.
Und er nickte.

"Ok ok. Patrick hat mir davon erzählt."sagte er und mir fiel auf, dass mir seine Stimme bekannt vorkam.
Plötzlich hörten wir Schritte die Gasse hochlaufen.

"Komm schnell mit."sagte der Typ, hob Patrick wieder hoch und öffnete eine Tür und ließ mir den Vortritt. Ich hatte nicht mal die Wahl, ihm nicht zu folgen. Niemand wollte von der Cyberware aufgegriffen werden. Da ist der Tod einem lieber.

Der Typ ließ den Keller dunkel, um auch nichts verdächtig wirken zu lassen für die Cyberware, und führte mich dann eine Treppe nach oben, wo es schon viel geräumiger aussah.
Er legte Patrick auf die Couch und drehte sich schließlich zu mir um und plötzlich wusste ich, warum er mir so bekannt vorkam.

"Tim-Tim Bergmann? Von der 'From The Future'-Redaktion?"fragte ich verwirrt.
Seine Beriche und die seiner Firma waren die einzigen, die so groß geworden waren, in der Medienbranche, dass sie sich erlauben konnten, die Welt und die neue Weltordnung zu kritisieren. Das nutzte die "From the Future" Redaktion auch aus.

"Ähm ja."sagte er verlegen.
"Ich bin Maurice."sagte ich noch schnell, als ich bemerkte, dass ihm ein wenig unwohl war.
"Willst du was essen oder so?"fragte Tim Bergmann mich und lief ein Zimmer weiter.
"Nein danke. Ein Wasser reicht mir."antwortete ich ihm und setze mich auf einen der Stühle, die sich um einen Tisch verteilten.

Tim kam wieder, stellte mir ein Glas hin und setzte sich dann zu mir.
"Du hast mir noch nicht erzählt woher du Patrick kennst."sagte ich zu ihm.
"Ich hab ihn vor Ewigkeiten mal völlig aufgelöst in dieser Gasse gesehen. Es war eine sehr ähnliche Situation zu jetzt."berichtete er knapp.
"Und ihr seid Freunde geblieben?"fragte ich.
"Hm so ähnlich."antwortete Tim.

Ich gähnte und spürte die Müdigkeit bis in meine Knochen.
"Willst du hier übernachten oder soll ich dich zu dir nach Hause fahren?"bot er mir an.
"Wäre schön, wenn ich nach Hause könnte."sagte ich,"Aber du solltest auf Patrick aufpassen. Ich geh schon zu Fuß. Mich hat niemand gesehen. Also wird mich auch niemand abfangen."
Tim nickte nur stumm und ich stand schon auf.

"Dann, danke für's retten."sagte ich und reichte ihm zum Abschied die Hand.
"Kein Ding und sorry für's teckeln."schmunzelte er und auch ich grinste.
"Alles gut."antwortete ich.

Mir fiel ein, dass Ich noch nicht wusste, wie ich Patrick kontaktieren sollte.
"Hast du noch schnell einen kleinen Zettel oder so für mich?"fragte ich.
Er nickte und gab mir auch direkt einen Stift. Ich schrieb meine Nummer drauf.
"Gib das bitte Patrick, wenn er wach ist. Für das nächste Treffen. Und wünsch ihm gute Besserung."sagte ich.
"Ähm ok?"
Ich würde noch zur Tür geführt und lief dann zu mir nach Hause.
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Da ist ja endlich unser Bergi. Und was ist dass da jetzt mit Zombey? Nun, das wird schon seine Gründe haben. Oder steht, dass da nur, weil ich nichts besseres zu tun hatte? Ne..

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Cyberpunk||FreedomsquadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt