Chapter 12

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Pov. Patrick

Schließlich kamen wir bei der Klinik an und suchten nicht mal nach einem Parkplatz. Bergi hielt einfach auf der Straße und wir beachteten die hupenden Fahrzeuge nicht, stürzten stattdessen in das Gebäude, dass bereits geöffnet war.

Ich lief geradewegs auf eine Frau zu, die an einem Tresen saß.
"Wir wollen einer ihrer Patienten abholen."erklärte ich möglichst gelassen.
"Ihr Name und der Name des Patienten?"fragte die Frau darauf hin.
Ich nannte ihr beides.

Sie tippte ein paar Sache auf die Tastatur ein und schüttelte den Kopf.
"Der Entlassungstermin ist erst nächste Woche."sagte sie und verschränkte die Arme.
"Es ist ein Notfall."erklärte ich.
Sie drückte auf einen Knopf an ihrem Headset.
"Michael Rankl bitte einmal ins Foyer."sagte sie und griff dann nach einer Glasplatte, die sie vor sich legte.

Sie tippte in die Mitte der Platte und diese began zu leuchten. Kurz darauf erschien ein Formular in der Platte.
Michael erschien an der Tür und kam auf uns zu. Er wirkte müde, hatte Augenringe, aber er sah um einiges gesünder aus, als noch vor ein paar Wochen.

Sein Blick wirkte denoch düster oder besser gesagt traurig. Der kalte Entzug brachte Depressionen mit sich...zumindest hatte ich das gelesen.

Als er uns entdeckte, winkte er munter. Erleichtert atmete ich aus. Es ging ihm gut und niemand hatte ihn entführt.

"Wollen Sie früher entlassen werden? Diese zwei Männer meinten, es würde sich um einen Notfall halten."erklärte die Frau ihm.
Fragend blickte er mich an und unauffällig ließ ich meine Hand zu meinem Tattoo hoch gleiten, um ihm einen Hinweis zu geben, wo das Problem liegt.

Er nickte der Frau zu.
"Ja."antwortete er stumpf und began das Formular vor sich schnell auszufüllen, dass die Frau ihm hingehalten hatte.

Ungeduldig tippelte ich auf der Stelle. Bergi's Blick huschte genauso nervös hin und her, aber er verhielt sich ansonsten still. Und als Michael endlich fertig war, seine Sachen gepackt waren und wir wieder im Wagen saßen und nach Hause fuhren, konnte ich es immernoch nicht fassen. Wir hatten es tatsächlich bis hierhin geschafft.

Keine Komplikationen, keine Aufruhr. Ich sollte mir keinen Kopf darüber machen und stattdessen froh sein. Außerdem würde ich gleich schlafen können und das hatte ich jetzt auch dringend nötig.

Dann drehte ich mich kurz nach hinten zu Michael, der plötzlich wieder kreidebleich auf dem Rücksitz zusammen gekauert saß und seine Augen mit seinem Händen verdeckte.

"Was ist los? Geht's dir nicht gut?"fragte ich sachte nach hinten.
Er nahm die Hände von seinen Augen. Sein verstörter Blick reichte, um die blanke Panik in seinen Gesichtzügen zu erkennen. Er wollte etwas sagen, aber seine Stimme versagte.

"Schnell nach Hause, Bergi."wies ich meinem Freund an, der sofort aufs Gas drückte.

Keine drei Minuten später saßen wir wieder Zuhause im Keller, um die Schlafenden oben nicht zu stören. Bergi war im obersten Stockwerk im Arbeitszimmer.

Michael's Zustand hatte sich kaum verbessert, im Gegenteil. Sein Blick huschte hin und her und seine Anspannung war deutlich sichtbar.

"Was ist passiert?"fragte ich wieder.
Ängstlich sah er nun zu mir.
"Die Geister."seine Stimme starb gegen Ende ab.
"Die Geister?"fragte ich verwirrt, bevor mir einfiel, was er damit meinte,"Oh, die Geister!"
Seine Fähigkeit hatte wieder überhand ergriffen.

"Ok, sind auch grade hier welche?"fragte ich zuerst und er schüttelte den Kopf.
"Nur draußen?"
Er nickte.
"Das ist doch perfekt zum lernen."
"Lernen?"
"Damit umzugehen. Irgendwann musst du dich deiner Fähigkeit stellen und dann gehst du einfach aus dem Haus."
"Was ist, wenn ich das nicht will?"

"Willst du denn immer weiter nur Angst haben? Angst vor den Geister? Die Fähigkeit ist ein Teil von dir. Du musst damit leben. Für immer."mahnte ich ihn.
"Ich-"er seufzte,"Ich kann's ja versuchen."
"Du schaffst das. Wir helfen dir."munterte ich ihn auf und er versuchte es mit einem Lächeln.

"Willst du dich vielleicht erstmal hinlegen? Du bist immernoch blass."schlug ich vor und seine Antwort bestand aus einem einfachen nicken.

Kurz erklärte ich ihm, dass eines der Sofa's oben noch frei war und dann verschwand er.

Stattdessen kam Tim die Treppe hinunter und setzte sich neben mich. Er präsentierte mir sein Phone und dazu einen Artikel des Newsletters der Stadt. Ich nahm verwirrt sein Phone entgegen und lass mir den knappen Artikel durch.

"U-Bahn Unglück-mehr als zehn Tote durch zwei Züge.
Heute, in den frühen Morgenstunden, ereilte sich ein tragischer Unfall mit schweren Folgen. Ein Zug blieb plötzlich in der U-Bahn stehen, Gründe sind noch nicht bekannt. Kurz darauf knallte ein weiterer Zug von vorne gegen das Fahrzeug. Es gibt keine Überlebenden. Der Bahnverkehr wurde für's erste in der U-Bahn auf Eis gelegt. Die Rettungsarbeiten der Cyberware verlaufen bereits seit mehreren Stunden. Nach Angaben des Großkonzerns G.L.P., der unter anderem sein Geld in den Bahnverkehr investiert, sind die Schäden an sich leicht zu begleichen. Die Familien der Toten wurden bereits informiert. Die Frage, wer nun am Unglück Schuld ist, kann jedoch nicht auf den Grund gegangen werden."

Ich blickte auf und gab Bergi sein Handy wieder.
"Der Zugunglück von dem Maurice erzählt hat?"fragte ich Tim.
"Ich schätze mal schon."gab mein Freund zurück.

"War ja klar, dass der Fall vertuscht werden würde. Denkst du die G.L.P. hat da ihre Finger im Spiel?"fragte ich.
"Die eigentliche Frage ist, wo die nicht ihre Pfoten drin haben."meinte Tim und seufzte genervt als er erneut einen Blick auf den Artikel warf.

"Denkst du wir sollten uns auch dazu äußern?"fragte er mich. In seinen Augen loderte ein Stück Wut.
"Zur Zeit ist es besser, wenn wir nicht zu groß aufmucken. Und selbst wenn du was schreiben würdest, wir haben keine Beweise, dass sie es waren."gab ich zurück.

"Ich weiß, ich weiß. Einen Zeugen hätten wir ja eigentlich."sagte er dann und blickte mich mit gesenktem Kopf an. Sein grinsen war dabei nicht zu übersehen. Ich wusste, wie sehr er dafür brannte die vielen Großkonzerne bloß zu stellen, aber hier war das keine Option.

"Lass Maurice da aus dem Spiel. Wenn die wissen, dass du mit ihm geredet hast, sind wie fällig. Außerdem denke ich, dass er schon genug zu kämpfen damit hat."meinte ich.
"Was ist, wenn ich seinen Name nicht nenne, weil er anonym bleiben will."versuchte er es und stupste mich an.

Er konnte es auch nicht lassen.
"Tim, es geht nicht. Sonst sind wir am Arsch."
"Und wenn wir...?"weiter kam er nicht, denn ich unterbrach ihn mit einem Kuss. Wenn Argumentieren nicht half, dann zumindest das hier, um ihn ruhig zu kriegen.

Aus dem anfänglichen einfachen Kuss wurde direkt mehr, doch bevor das ganze noch einen Tacken weiter gehen konnte, unterbrach ich ihn. Er lehnte halb auf mir drauf und schien leicht genervt, als ich nun meine Hand zwischen unsere Gesichter hielt.

"Kein Interview mit Maurice. Sonst gehe ich jetzt einfach weg."drohte ich.
Er knurrte.
"Fies,"murrte er,"Aber na schön. Dann sei es so."

Darauf hin nahm ich meine Hand weg, grinste und zog ihn wieder zu mir.
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An dieser Stelle lassen wir den Zweien ihre Privatsphäre-
(Cringe?!)

~1180Wörter~

Cyberpunk||FreedomsquadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt