Chapter 34

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Pov. Paluten

Während Zombey, Dominik und Wintercracker sich um den Aufbau der Mission kümmerten, hatten ich und Bergi endlich Zeit für uns allein. Das hieß aber nicht, dass wir fröhlich Kuchen aßen oder ähnliches, sondern dass wir uns an einem Tisch gegenüber gesetzt hatten und unangenehme Stille walten ließen.

Zwischen uns stand viel. Viel zu viele
Dinge über die wir sprechen mussten.

Wir hatten keine Zeit für uns gehabt, seit dem ich wieder da war. Wir waren zwar immer zu zweit gewesen, aber meistens war dann einer von uns am schlafen und oft war das ich. Ich war ausgeschöpft gewesen. Die Fähigkeiten hatten an meinen Kräften gezerrt, wie ein Wolf an der Leine.

Müde war ich immernoch, aber das war kein Ausdruck dafür, wie das ganz am Anfang war. Und ich fühlte mich so leer. Leer und gleichzeitig waren da doch diese Millionen Gedanken um alles in meinem Kopf. Immernoch Stille.

Diese erdrückende Stille. Es hatte sie nie zwischen mir und Bergi gegeben. Und auf einmal war sie doch entstanden. Und jetzt saßen wir hier und keiner wusste genau wie er beginnen sollte.

Wie schon gesagt, es stand viel zwischen uns und ich denke, dass ich all das nicht mehr aufzählen brauche. Ich wusste nicht einmal ob man all das noch aufzählen konnte. Doch bevor ich noch tiefer im Kopf-Chaos versank, beugte Bergi sich über den Tisch und küsste mich liebevoll.

Und mit einem mal gab es nichts unangenehmes mehr. Nur ihn und mich. Und dann war der Augenblick schon wieder vorbei und er setzte sich wieder auf seinen Platz. Meine Hände in seinen.

"Haben wir eine Chance hier irgendwann noch raus zu kommen?"fragte ich ihn.

"Ich denke die haben wie verloren, in dem wir Nachforschungen angestellt haben. Damals. Errinerst du dich noch?"fragte er.

"Wie könnte ich das je vergessen?"fragte ich empört über diese Behauptung.
Er musste schmunzeln.

"Wir saßen zusammen in der Presseabeilung. Ich weiß schon gar nicht mehr wie die Firma hieß. Irgendein klein Unternehme, deren Zahlen kurzfristig gestiegen waren."trug Bergi mir vor und ich wusste was für ein Part jetzt kommen würde.

Also übernahm ich ihn:"Es war schon mitten in der Nacht und das Büro schon fast leer. Nur du und ich hatten uns entschlossen die Akten und alten Berichte durchzugehen und zu sortieren. Wir waren der Meinung das würde uns plus Punkte gegenüber der Chefin geben. Wir waren noch jung und am Anfang unserer Karriere."

Die Stille war erloschen. Endlich. Wir hangen den Errinerungen nach und ließen uns von ihnen benebeln. Ein schönes Gefühl mit den Gedanken mal an einem anderen Ort sein zu können.

"Wir ließen Musik nebenbei laufen. Trotzdem war es so still wie eben."
"Nur weniger unangenehm."fügte Bergi hinzu.
"Ja, nur weniger unangenehm."lachte ich.

"Da fing, fast wie in einem Film, plötzlich ein sehr langsames Lied an zu laufen. Und du hast tatsächlich mitgesungen. Das lockte auch mich aus der Reserve. Wir gaben unser bestes beim singen, räumten die Akten auf und kurz vor zwei Uhr am morgen, nahmst du mich mit in deine Wohnung. Meine lag nämlich am anderen Stadtende und du meintest, dass es schon zu spät und gefährlich sei dahin zu fahren, mit der U-bahn."erzählte Bergi die Geschichte weiter.

Ich nickte.
"Zu der Zeit wurde die Cyberware richtig gefährlich und das wussten wir beide. Wir hatten auf der Couch gesessen und irgendwie waren wir tatsächlich bei dem Thema geblieben und waren beide davon überzeugt, dass es so nicht weiter geht. Aber ohne Beweise ging all das nicht."berichtete ich.

"Also gabst du, Patrick, dein bestes beim hacken."
"Tja, ich war ein Anfänger und auch wenn ich geheime Infos bekommen habe, in dieser Nacht, hat es Spuren hinterlassen. Sie wussten, dass wir es gewagt hatten ihre Autorität in Frage zu stellen."führte ich die Geschichte weiter aus.

"Das hat uns erst zusammen gebracht."Patrick zuckte mit den Schultern und ließ meine Hände los.
Dort wo sie gewesen waren, war es auf einmal sehr kalt. Ich zog meine Hände zurück.
"Hat es."bestätigte ich.

"Und es tut mir so Leid, dass du hier mit rein gezogen wurdest."erklärte ich Schuld bewusst und starrte auf die Tischplatte.
"Ich wäre jetzt nirgendwo lieber, als bei dir."sagte Bergi und lächelte ehrlich.
Und ich wusste, dass er es ernst meinte.
"Wie kann man nur so viel Glück haben, wie ich?"fragte ich und schüttelte lächelnd den Kopf.

Er lachte auch.
"Dankeschön."sagte er.

"Hoffentlich wird dein Ego davon nicht noch größer, als sowieso."zog ich ihn auf und er verschränkte die Arme.
"Ich glaub, dass du Streit suchst. Leg dich lieber nicht mit mir an."warnte er.

"Schon gut."Ich hob die Hände vor mich,"Wir haben uns lieb."
"Haben wir."bestätigte er und nahm meine Hände wieder in seine und da wusste ich, dass das Gespräch jetzt ernst werden würde.

"Ich weiß, dass du noch nicht ganz fit bist, das heißt du wirst hier bleiben, bis Maurice wieder hier ist."erklärte er.
Ich schüttelte stürmisch den Kopf.
"Nein. Und das weißt du auch."

Er seufzte.
Ich wusste was dieser Seufzer bedeutete. Es war Kummer und Schmerz. All das was in seinem Kopf rumspukte, als ich in Gefangenschaft war. Er hatte Angst um mich. Berechtigt.

"Wieso kann niemand hier einmal seinen Stolz runter schlucken und hier bleiben?"fragte er mich weit weniger aggressiv, als wie es klang.
"Das ist Sorge. Kein Stolz."erklärte ich sanft, aber mit bestimmendem Unterton.

"Und ich mache mir Sorgen um dich. Niemand hat mit dir so ganz offen über das sprechen können was dir passiert ist. Ich hab Angst, dass es dich kaputt macht."erklärte er und tatsächlich glitzerten seine Augen. Es waren Tränen.

"Ganz ehrlich? Ich errinere mich kaum noch an etwas. Ich war die halbe Zeit ohnmächtig, nachdem ich den Raum mit Pflanzen durchlöchert hatte. Und davor errinere ich mich nur an Manuel, aber das weißt du. Mir geht's wirklich nicht schlecht."entgegnete ich.

Er seufzte.
Und plötzlich fing ich aus heiterem Himmel an zuheulen. O wie sehr ich Tim vermisst hatte. Ich fühlte mich so aus der Bahn geworfen.

"Was ist-Was ist los?"fragte Bergi bestürzt.
"Ich weiß nicht genau. Ich bin froh wieder hier zu sein."schniefte ich.
Bergi lächelte.

"Ich lass dich nicht mehr gehen. Versprochen."sagte er.

Dann öffnete sich die Tür und Dominik mit Michael platzten rein.
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Muss mich mal ganz über die Leute aufregen, die die Maske nicht über die Nase ziehen. Seid nicht so. Mit Masken schützt man andere. Seid nicht dumm.

Stay safe. Ich hoffe ihr bleibt gesund.

~1091Wörter~

Cyberpunk||FreedomsquadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt