Chapter 28

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Pov. Zombey

"Was für ein Sturrkopf."regte Tim sich auf, ehe die Sirenen tatsächlich vor der Haustür standen. Mittlerweile waren wir zum Glück versteckt.

"Jetzt beruhigt euch mal alle."schaltete Dario sich ein,"Maurice hat viel durch gemacht, sowie wir alle. Da wird es wohl noch erlaubt sein so durchzudrehen."
"Durchdrehen ist was anderes. Das ist lebensmüde."meinte Rewi mit verschränkten Armen und kritischem Blick.

"Ganz unrecht hat er nicht."nuschelte ich, doch niemand schien meine Stimme wahr zu nehmen.

"Wie kommt er jetzt eigentlich so plötzlich dazu? Ich hatte ihn immer recht ruhig eingeschätzt."fragte Freddie.
"Ach keine Ahnung. Liegt vielleicht an dem Kerl von gestern."meinte Fabian.
"Ich glaube Maurice hat ihn Manu genannt."überlegte Dario.

Manu? Das kam mir nicht bekannt vor.

"Manu...Also quasi Manuel."kam es plötzlich von Patrick, der durchgehend auf einem Stuhl gesessen hatte und nun aufstand, auch wenn Tim ihn wieder runter drücken wollte.

Er war ja nur besorgt. Patrick hatte seit gestern Nacht nicht mehr geredet, sondern hatte sich bloß müde in eine Ecke verkrochen.
Dennoch schien er besser mit dem ganzen klar zukommen, als wir gedacht hatten.

"Ich kenne nur einen Manuel. Es wäre sogar ziemlich wahrscheinlich, dass es dieser Manuel ist."meinte er und schaltete einen Bildschirm an der Wand ein.

"Zeig uns alles was du zum Thema 'Testphase:Cyber-Fähigkeiten' findest"befahl Patrick.
Keine Sekunde später erschienen eine Menge Bilder.

Das Bild von ihm selbst, wie er auf der Straße gegen die Cyberware mit seinen Fähigkeiten gekämpft hatte.

Es gab ein Video von mir, wie ich gemeinsam mit Tim, in dem Raum eingesperrt worden war, bei der Rettungsaktion für Patrick und wie ich mit etwas scheinbar unsichtbarem redete. Dem Geist.

Es gab ein Foto vom verwuchertem Haus.

Und dann gab es ein Foto von sehr kleinen Kindern. Vier Stück. Das müssen wir sein, früher. Im Labor. Es gab Bilder von hochkomplexen Erklärungen, wie man die Fähigkeiten in uns bekommen hatte.

Aber ein Foto zog dann doch die ganze Aufmerksamkeit auf sich.

"Das sind alle gespeicherten Daten zu uns, an die ich gekommen bin."erklärte Patrick.

"Wer ist das?"kam es von mir. Ich zeigte auf einen Typ in einem Labor. Seine Augen glühten grün und er schien sich zu konzentrieren.

"Das ist der vierte von uns."erklärte Patrick,"Das ist Manuel!"
"Du meinst also das ist...der Kerl von Maurice?"fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. Davon war ich ganz und gar nicht überzeugt.

"So abwegig ist es nicht. Das Problem dabei ist nicht, dass es der 'vierte' ist. Das Problem ist, dass er bei dem GLP Tower arbeitet. Und das nicht als irgendwer. Er ist der Kopf von allem."erklärte Patrick.

Der Kopf von allem? Er ließ uns jagen, tat uns das alles an? Und jetzt wollte er Maurice. Was konnten wir dagegen tun? Im Vergleich zu ihm waren wir machtlos. Da halfen nicht mal ein paar Agenten und Menschen aus dem Untergrund. Die Cyberware arbeitete für ihn. Gegen die Cyberware kam nicht einmal die gesamte Erdbevölkerung an. Wir waren nicht in der Unterzahl, aber wir waren um einiges schwächer.

"Er ist was?"fragte Tim zur Sicherheit.
"Der Kopf von allem. Er wird Maurice wahrscheinlich nur ausnutzen."

"Kriegen wir ihm wohl noch irgendwie da raus?"fragte Dario.
Patrick zuckte mit den Schultern.
"Ich hab absolut keinen Plan."er schien ziemlich erschöpft von dem Gerede und ließ sich nun auf einen Stuhl sinken. Nun übernahm Tim das Komando.

"Wintercracker, Fabian:sucht ihr die Kameras in der Stadt ab. Wir müssen sie finden! Rewi, Freddie, Dario, Michael und ich sehen vorsichtig oben nach, ob wir wieder frei Bahn haben."befahl er.

"Warte,"bat Patrick,"Ich komme mit."
"Ich liebe dich zwar, aber im Augenblick bist du viel zu schwach."meinte Tim.
"Falls ihr entdeckt werdet, kommt ihr da ohne mich nicht raus. Außerdem werdet ihr mich dabei haben wollen, wenn wir zu Maurice und Manuel laufen. Ich hab Manuel getroffen."

"Getroffen?"
Es wurde still

"Im Labor."erklärte Patrick knapp und stellte sich hin, auch wenn er etwas wacklig auf den Beinen war.

"Du solltest wirklich nicht mit."

"Doch, ich will!"

Auch wenn Tim das nicht zu gefallen schien, würde er seinen Freund wohl nicht überredet bekommen hier zu bleiben, also stützte er ihn, auf unseren Weg nach oben.

"Wir können sowieso nicht alle gehen und du bist nicht in der Lage dazu. Fabian und ich gehen."hielt ich die zwei auf.

Tim warf mir einen dankbaren Blick zu, während Patrick nur schief schaute.

"Wir haben keine Zeit, wir müssen sofort los, also..."ich unterbrach ihn mitten in seinem Satz,"Also solltest du hier bleiben denn alles andere macht keinen Sinn. Und Wintercracker kontaktiert uns, wenn er sie gefunden hat."

"Und wie?"fragte Wintercracker.

"Hat hier irgendwer noch ein Handy oder ähnliches?"fragte Fabian, woraufhin Dario began in einem der Schränke rumzuwühlen und relativ kleine und kompakte Ohrstöpsel hervorzog, die er Fabian aushändigte.
"Bluetooth. Wir können von überall aus darüber mit euch kommunizieren."

"Ok, bis später."verabschiedete ich mich guten Gewissens und lief vorraus.

Eine Wendeltreppe stiegen wir hinauf und blieben unter einer Falltür stehen.
Wir horchten. Man hörte dumpfe Stimmen und Schritte, die unter dem Holz knarzten.

Wir warteten bis die Schritte sich von uns entfernt hatten, bevor wir hinaus kletterten. Keiner war im Raum, aber das konnte nicht lange so bleiben. Draußen musste alles voll mit Cyberware Leuten sein, also sollten wir den Hinterausgang nehmen.

Auf Zehenspitzen liefen wir zur Tür, versteckten uns zwischenzeitlich hinter der Garderobe und liefen dann auf den Innenhof, kletterten über die Mauer und verschwanden zwischen dem Häusermeer.

Unentdeckt und versteckt wanderten wir also los. Es war bereits dunkel. Die Stadt war düster, die Schatten noch höher. Im Gesamtbild war alles bloß viel bedrohlicher, als gewohnt.

Ein Geist schwebte in ein Geschäft hinein. Ein anderer starrte leer in den Himmel. In den Gassen hielten sich kaum Menschen auf.

Ein paar Bekiffte, zu denen ich mal gehört hatte, und ein paar Bettler, die über Nacht geschützt sein wollten. Über die Dächer sprangen gestalten. Wahrscheinlich flüchtige. Zu dieser Zeit war nämlich am wenigsten was los hier. Wir liefen weiter.

Ich trat in Glas. Der Boden war voll mit Scherben und Blut.

"Woher kommt das?"fragte Fabian entgeistert und rückte etwas näher zu mir auf.
Statt zu Antworten lief ich ein paar Meter weiter.

"Hierher."meinte ich und starrte kurz zu den zwei sehr zerfetzten Leichen, die wohl noch niemand entdeckt hatte, sonst wäre hier deutlich mehr los.

Angeekelt schaute ich zur Seite. Sowas war nicht schön, sowas war verdammt gruselig.
Schnell schubste Fabian mich voran, vorbei an den Leichen und weiter auf die Straße.

Und da kam die Ansage von Wintercracker rein. Sie hatten Maurice und Manuel gefunden und führten via Kommunikationsgerät zu ihnen.
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~1125Wörter~

Cyberpunk||FreedomsquadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt