Chapter 19

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Pov. Maudado

"Ich brauche wohl noch etwas mehr Zeit. Das ist verzwickter als ich erwartet hatte. Tut mir Leid. Ich sitze da noch den ganzen Tag dran."meinte Wintercracker, als ich mich nach dem Telefonat mit Manu wieder zu den anderen gesellt hatte.

"Jede Sekunde zählt. Beeil dich einfach."antwortete Bergi gestresst und began immer nervöser zu werden.

Ich hielt diese Anspannung nicht mehr aus. Manu hatte wohl vorhin gemerkt, dass wieder einmal etwas nicht stimmte. Er hatte mich kurzer Hand gefragt, ob wir uns nicht einfach mal treffen sollten. Face to face.

Ich hatte bloß geknickt gelächelt, was er natürlich nicht sehen konnte. Doch ich wollte wenigstens ein paar Minuten wieder normal sein und anhand dieser Umstände hatte ich der Einladung zugestimmt.

Er hatte mir eine Adresse genannt und gemeint, dass wir uns in einer halben Stunde dort treffen würde. Dann hatte er aufgelegt.

Und ich wollte mich so gerne mit ihm treffen. Ich wusste ja, dass er in dieser Stadt lebt, aber dass es so nah ist, hätte ich nicht vermutet.

Es es war wahrscheinlich riskant jetzt einfach abzuhauen und genau das zu tun, was ich eigentlich vermeiden wollte und weshalb wir Zombey auch nicht bei seinem Geister-Problem hatten helfen können. Ich wollte weder mich noch andere in Gefahr bringen. Und trotzdem würde ich hier nicht länger rum sitzen können.

Also stand ich mit einer Entschuldigung vom Tisch auf, verkümmelte mich in den Innenhof der Bar und kletterte über die Mauer, auf die Straße. Natürlich mit verdecktem Gesicht.

Den anderen hatte ich nicht erzählt, dass ich weg ging. Sie hätten mich aufgehalten. Zu Recht. Es wäre vernünftiger gewesen. Aber einen Rückzieher wollte ich nicht mehr machen.

Und das war selbstverständlich eine dumme Entscheidung gewesen.
Zwei Kerle im Anzug fielen mir, in dieser relativ leeren Gasse, ins Auge. Es schien als würden sie mir folgen. Also lief ich schneller.

Doch spätestens da wusste ich, dass sie hinter mir her waren. Ich war nirgends sicher. Statt mich selbst zu verfluchen, began ich zu rennen. Sie rannten auch, waren auch eindeutig schneller und kesselten mich ein.

Ich war gefangen  zwinschen den zwei Menschen und den kahlen, glatten Hauswänden. Ich würde da landen wo Patrick wohl saß. Oder noch viel schlimmeres.

Ich bekam Panik. Diese Aussichtslose Situation ließ mich zittern. Ich wimmerte. Doch die Typen ließ es kalt.

Sie richteten ihre Waffen auf mich, während ich die Hände flehend in die Höhe warf. Sie kamen langsam näher und ich ließ mich gegen eine Hauswand drängen. Ich wollte nirgends eingesperrt werden.

Warum traff ich bloß so dumme und undurchdachten Entscheidungen? Warum war mir eine Begegnung wichtiger, als mein Leben gewesen?
Wie konnte ich bloß so benebelt gewesen sein und einfach raus auf die Straße gehen?

Ich machte mich immer kleiner, sank auf meine Knie. Ich betete. Ich glaubte an keinen Gott, aber falls es ihn doch gab, dann war er meine einzige Hoffnung. Entweder sterben oder als Laborratte enden. Ich wusste ja, dass die anderen auch mich befreien wollen würden.

Aber auch das konnte schief gehen. Unsere Feinde wussten, dass wir hier waren, sonst hätten mich die Kerle nicht sofort entdeckt.

Verzweiflung machte sich in mir breit, füllte meinen Körper, als ungebetener Gast. Kein entkommen. Wut sammelte sich in meinem Bauch. Wut auf mich selbst und meine beschiessenen Ideen. Und Tränen liefen ungezwungen über meine Wangen.

Ich sollte kämpfen, meine Glieder fühlten sich aber an wie Matsche.

Und ich schloss die Augen und schrie. Ich schrie die Verzweiflung, dir Angst, die Wut und all das, das schrie ich hinaus, gegen diese Menschen, die mich wegsperren wollten, wegen etwas, was ich nie gewollt hatte, wegen etwas, was meine, von ihnen, getötete Mutter mir verschwiegen hatte, wegen etwas, dass mein Leben in den Abgrund trieb.

Für mich fühlte es sich an, als würde die Erde beben und meine Hände ballten sich zu Fäusten, während ich nicht aufhörte die Luft aus meiner Lunge zu schreien.

Und erst als ich schon husten musste, weil ich keine Luft mehr in mir fühlte, öffnete ich die Augen und erblickte etwas unfassbares.

War das der Gott gewesen?
Der Beton war aufgeplatzt, die schwebenen Strassenlatern geplatzt, den Fenstern ging es ähnlich. Die zwei Typen lagen auf dem Boden. Ich hielt mir die Hände geschockt vor den Mund. Sie waren voller Blut. Sie sahen aus, als wären sie einfach aufgeplatzt. Einfach so. Überall klebte Blut.

Ich sah an mit herab. Mir schien es gut zu gehen. Äußerlich zumindest. Alles andere spielte nämlich grade verrückt.

War das...? War das ich? Ich dachte an dieses Tattoo. Mit den zerfetzten Ranken. Das war doch unmöglich?! Das konnte ich nicht sein. Nein! Nein!

Aus Angst, dass mich jemand entdecken würde, rannte ich los. Das war verrückt.
Mit einem Schrei alles und jeden zu zerfetzen. Wer würde so eine Kraft besitzen wollen? Und ausgerechnet ich musste auf diese Kraft aufpassen.

Was wäre, wenn ich sie plötzlich nicht mehr kontrollieren konnte?
Was wäre, wenn es so endete, wie bei Patrick, damals im Häuschen mit den Pflanzenranken. Chaos. Nur das mein Chaos Menschen töten konnte auf eine so grausame Weise.

Ich hatte Angst vor mir selbst.
Wie sollte ich erklären, was ich getan hatte?
Es ging so schnell.

Augen zu, der Schrei, Augen auf. Es war unfassbar.

Meine Beine trugen mich einfach irgendwohin. Die Panik trieb mich voran. Zu dem Ort, an dem ich Manu hätte treffen sollen. Dort war er auch und fing mich direkt ab, schien mein geschocktes Gesicht auch direkt als negatives Zeichen zuerkennen und sprudelte mich mit Sorge zu.

Ich hatte nicht mal so richtig realisiert wer da vor mir stand, war anfangs verwirrt, immerhin erkannte ich nur die Stimme.

"Manu?"fragte ich schließlich und sank auf den Asphalt. Manu folgte mir.
"Ja. Was ist passiert? Hat dich wer überfallen? Geht's dir gut?"fragte er.
Langsam schüttelte ich den Kopf, starrte aber weiter an ihm vorbei.

"Ich denke wir sollten uns lieber an einen Ort setzen, wo wir geschützter sind."schlug Manu vor und half mir wieder auf meine wackligen Beine. Er führte mich zu einer Mauer, auf die er sich setzte. Ich folgte seinem Beispiel.

"Wieso hast du die Kapuze auf? Ich seh dich ja gar nicht."war die erste Frage, der ich mich stellte.
"Will nicht erkannt wer-werden."stotterte ich,"Aber wie konntest-konntest du mich erkennen?"

"Du wirktest genauso verzweifelt, wie am Telefon eben."war die Erklärung,"Aber was ist passiert?"
"Ich-ich kann nicht,"ich atmete zitternd ein,"darüber reden."
"Ich bin dein Kumpel. Du weißt, dass ich dich für nichts verurteile."
Ich nickte.

"Nein, nicht jetzt. Ich brauche bloß jemanden, wie dich, der bloß da ist."war meine Entscheidung.

"Ich versteh schon."meinte Manu schließlich.
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~1109Wörter~

Cyberpunk||FreedomsquadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt