Chapter 15

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Pov. Maudado

War das grade wirklich passiert? War Patrick von der Cyberware aufgegabelt worden? Mit offenem Mund starrte ich aus dem viel zu sperrigen Fenster.

"Fuck!"war dann das erste, was aus dem Mund von Tim raus kam,"Wir müssen hier weg!"

Er sprintete die Treppe hinauf, Fabian und ich folgten perplex. Tim schnappte sich einen Rucksack und packte das nötigste hinein.
Hieß:Essen, Trinken.

Wir weckten Zombey dem wir kurz die Situation erklärten, bis weitere Sirenen in Anmarsch waren und Tim uns aufforderte los zu laufen. Immer nur durch die Gassen und immer sehr vorsichtig.

Mit nicht mehr bei uns, als unserer Kleidung und dem Rucksack. In einer Stadt voll mit Kamera's war es klar gewesen, dass wir uns nicht ewig hätten verstecken können.

Wir liefen auf die andere Seite der Stadt hinüber. Das alles passierte in Stunden, bis in den Mittag. Durch die Vorsicht und Angst kam es mir wie Tage vor.
Quälend langsame Tage.

Ich wollte mein altes Leben, meinen alten Bürojob mit Fabian, meine alte Wohnung und eine lebendige Mutter. Ich wollte ein relativ Leben führen.

Wie hatte ich bloß hier landen können? In einer Gasse mit einem Typ der Geister sehen konnte und immer wieder verschreckt in die Gegend starrte. Und den wir dann immer voran schieben mussten, mit dem Leiter von einer der erfolgreichsten Journalismus Firmen und mit meinem besten Kumpel, der all das hier ohne einwenden mitspielte.

Was war das schon für eine Situation? Und wohin liefen wir überhaupt?
Wir folgten Tim, der genau wusste wohin er wollte.

Ich schätze wir mussten ihm jetzt vertrauen. Das tat ich auch. Und schließlich landeten wir am Rande der Stadt bei einer kleinen Kneipe, die geschlossen war. Trotzdem klopfte Tim an, doch in einem bestimmten Rhythmus und die Tür öffnete sich.

"Bergmann? Wie geht's? Lang nicht mehr gesehen? Und wie ich seh hast du wieder jemanden mitgebracht."wurde er freundlich begrüßt, doch Tim's Blick blieb regungslos.

"Kommt rein und setzt euch. Scheint, als wäre etwas schlimmes passiert."meinte der Kerl und hielt uns die Tür auf.
Und das taten wir.

Von ihnen sah die Kneipe aus, wie man sich und Kneipe vorstellte:ein Tresen in der Mitte, drumherum hohe Hocker und überall an den Wänden waren Tische und Bänke. Der Raum war verkleidet in Holz und Bilder von ländlichen Landschaften schmückten das Zimmer.

"Nennt mich Dario."stellte er sich uns kurz vor uns wir nannten ihm unsere Namen.
"Patrick. Sie haben Patrick erwischt."rückte Tim sofort raus.
"Wie erwischt?"fragte Dario geschockt.
"Die Cyberware hat ihn. Ich hab ihm gesagt, er soll seine Fähigkeiten im Kampf einsetzen und damit ist er dann raus auf die Straße gerannt, kam aber nicht zurück. Wir haben gesehen, wie sie ihn mitgenommen haben."man sah ihm an, welche Vorwürfe er sich machen musste und die Sorge spiegelte sich in seinen Augen wieder. Es musste ihn wahnsinnig machen.

"Wo sind sie hin?"
Tim zuckte mit den Schultern
"Deshalb sind wir hier."sagte er.
"Ich trommel das Team zusammen. In der Zwischenzeit solltet ihr euch ausruhen. Ihr seht alle echt fertig aus. Vor allem du."dabei zeigte Dario auf Michael,"Wie ein Zombie."

Das stimmte. Michael hatte noch immer die Augen soweit aufgerissen, dass man Angst haben musste, diese würden raus fallen. Wie viele Geister er wohl gesehen hatte? Oder war mit ihm bloß die Paranoia durch gegangen?
"Wir haben oben Gästbetten. Kommt mit."

Michael, Fabi uns ich standen schon auf, doch Tim blieb unbeirrt sitzen.
"Ich werde mich jetzt nicht ausruhen können."meinte er schulterzuckend und lief zum Tresen rüber.

Dort holte er sich ein Glas raus. Er tat mir Leid. Ich schätze, dass er uns vor allem jetzt brauchte.

Ich fand es eindrucksvoll, wie Patrick und Tim zu zweit und mit vereinten Kräften gegen die Monopolmächte standen. Bergi, so wurde er ja von Patrick genannt, mit seiner riesigen Journalismus Firma, die immer wieder Kritik raus haute und dadurch Aufruhe in Land und Welt verbreitete.

Manchmal organisierten sie auch Proteste, die gut besucht waren. Das war ihr öffentlicher Teil. Der gesetzlich richtige Teil, den die zwei sicher nicht ohne einander schaffen würden, denn da war noch der private Teil.

Nicht nur, dass Patrick von den Medien fern blieb und wahrscheinlich nur eine Hand voll Menschen wusste, dass er der Freund von Firmenleiter der "From the future" Redaktion war. Er hackte sich durch sicher tausende von Websites, hinterließ kaum Spuren von seinem Erscheinen und verschaffte so Bergi Informationen, die dann gründlich nach untersucht wurden, um dann mit zig Beweisen in der nächsten Ausgabe zu erscheinen.

Die zwei waren wie eine kleine Rebellion. Hätten sie je sowas großen aufbauen können, wenn sie allein gewesen wären? Ich glaube nicht und ich war der Überzeugung, dass sie einfach zusammen gehörten.

Und jetzt saß Bergi dort allein am Tresen, hatte sich doch tatsächlich irgendein Alkohol Mischmasch ins Glas gekippt und saß mit zitternden Fingern davor.

Die zwei waren sicher nicht abhängig voneinander, aber die Sorge schien Tim zu killen. Ganz langsam, Stück für Stück, saufte er sich ab, im den dunklen Tiefen der quälenden Fragen.

Natürlich würde er sich nicht ausruhen können, den in einem ruhigen Zimmer warteten die Fragen auf ihn, um ihn dann sowieso nur um den Schlaf zu bringen.

"Geht ihr ruhig nach oben, ich bleib hier."meinte ich und setzte mich zu Tim.
Dario nickte verständnisvoll und führte dann Fabian, der mir einen fragenden Blick zuwarf und Michael, der noch immer eher gequält wirkte, nach oben.

"Er ist weg."hauchte Tim wieder,"Sie werden an ihm experimentieren und ich sitze hier und kann nichts tun, kann ihn nicht retten."
Beruhigend legte ich ihm eine Hand auf die Schulter.

"Wir werden ihn schon noch retten und den Menschen, die ihm nur ein Haar krümen eine saftige Lektion erteilen werden wir auch."versuchte ich optimistisch zu klingen.

Bergi lachte bitter.
"Das wäre zu schön."meinte er.

"Das Team, von dem Dario geredet hatte, wer ist das?"fragte ich dann neugirieg, um ihn etwas abzulenken.
"Eine Gruppe, die sich unterirdisch gegen die Großkonzerne stellt. Sie wissen nichts von uns, noch nicht. Wir wollen von innen angreifen, da ist es praktisch, wenn wir wenige sind."wurde ich knapp aufgeklärt.

"Ich dachte niemand weiß sonst von der Genveränderung bei Patrick, Michael und mir."warf ich ihm vor und hätte mir im nächsten Moment selbst eine klatschen können. Wieso musste ich es ihm vorwerfen, er machte sich sicher selbst genug Vorwürfe.

Tim schien es jedoch nicht allzu eng zu betrachten. Oder er zeigte es bloß nicht.
"Diese Gruppe ist definitiv auf unserer Seite."war die knappe Antwort.
"Und wann rufen wie sie?"fragte ich dann.

Tim musterte mich kurz.
"Sie sollten schon auf dem Weg sein."meinte er.
"Wie das denn so schnell?"
"Dario hat im oberen Geschoss einen Knopf versteckt. Der wird gedrückt sobald wir uns versammeln müssen. Da er die anderen grade nach oben gebracht hat, bin ich mir sicher, dass der Knopf schon gedrückt wurde."

"Wie lange brauchen sie wohl?"
"Gib ihnen ein paar Stunden. Sie leben verteilt im ganzen Kontinent."
Ich nickte und blieb neben Bergi sitzen.

Ich fand, dass er grade jetzt einfach der Einsamkeit aus dem Weg gehen sollte.
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