Sicht von Hannah 12

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Ich wusste nicht genau was gerade passiert war. Mir war nur eins bewusst. Ich musste hier raus. Das alles wurde mir einfach zu viel. Die Party. Die fremden Leute. Der Alkohol. Alex. Das einzige was ich gerade noch mitbekam war, dass ich einfach raus rannte. Alles andere blendete ich aus. Was war nur in ihn gefahren? Warum jetzt? "Wieso jetzt Alex? Wieso?" flüsterte ich vor mich hin und fuhr mir durch meine Haare. 

Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann wurde mir eins bewusst. Ich wollte nicht, dass Alex oder sonst jemand meine Gefühle, die gerade ein absolutes Chaos waren, mitbekam. 

War die Feier doch ein Fehler gewesen? Vor was renne ich eigentlich weg? Vor den Blicken der anderen oder doch nur vor der Wahrheit? Mal wieder...  

"Hannah! Warte! Süße bleib stehen!" hörte ich Alira mir nach rufen, als ich mich aus meiner Gedankenwelt befreit hatte. Ich war darin so sehr gefangen gewesen, dass ich nicht mal mitbekommen hatte, wie ich immer weiter gerannt war.

"Hey was ist denn los? Was ist denn passiert?" fragte Mia. Die Sorge konnte ich nicht nur hören. Es war Mia und Alira ins Gesicht geschrieben. "Ach nichts... Ich ähm... Egal." stotterte ich unsicher und atmete schwer dabei. Ich konnte jetzt schlecht mit der Tür ins Haus fallen. Nicht hier. Nicht heute. 

Jeder von meinen Freundinnen wusste von meinen früheren Gefühlen von Alex... Doch Alira wusste am besten darüber bescheid. Mit ihr hatte ich am meisten geredet. Trotzdem ändert das hier alles. Das würde fürs erste nur Konflikte bringen. Und dann würden sie versuchen mich von ihn fernzuhalten. Mich ablenken wollen. Mich schützen. 

"Ihr habt so schön getanzt. So eng und euch mit diesen Blicken förmlich verschlungen." "Haben wir nicht!" wandte ich gleich ein. "Oh doch. Jedenfalls hast du ihn dann angesehen ,als wäre er ein Geist und bist rausgerannt. Jetzt sagst du ernsthaft es sei nichts?!" redete Mia entsetzt weiter.

"Was soll ich denn  sagen? Es ist kompliziert." "Wie wäre es denn einfach mit der Wahrheit? Was ist los? Was ist denn passiert, dass du rausrennen musstest? Hat er dir wehgetan ohne das wir es gesehen haben?" "Was nein!" antwortete ich sofort, obwohl er mir schon irgendwie wehgetan hatte. Ich wusste nicht nicht warum, aber das ganze ließ mein Herz bluten. Es war ein absoluter Schlag ins Gesicht. Mit der Faust.

"Okay... Sagt... sagt es aber erstmal niemanden weiter. Nicht Chloe. Nicht Kiara und ihm schon gar nicht." flehte ich die beiden an und sie nickten nur. Schweigen würde ich nicht verkraften. Ich musste es loswerden. Also fing ich an zu reden. 

"Wisst ihr noch? Ich hab euch immer die Ohren voll gejammert. Gejammert darüber, dass Alex nicht so empfindet wie ich für ihn... Naja. Heute meinte er aber genau das Gegenteil. Er hat so empfunden wie ich für ihn. Das war jetzt die kurze Version."

Den beiden klappte die Kinnlade runter. Die Fassungslosigkeit war nicht zu übersehen, trotz der Dunkelheit hier draußen.

"Du machst Witze. Das ist nicht dein Ernst." sagte Alira als erstes und ich nickte nur. "Ich meine es ernst."  antwortete und brauchte kurz Zeit, um das ganze sacken zulassen. 

"Und das ganze wirft dich aus der Bahn, weil du immer noch so empfindest." erklang Mia ihre ernste Stimme. Aber das ganze war keine Frage. Es war eine Feststellung.

"Was nein... Ich... Natürlich nicht. Es ist einfach... Ach ich weiß es doch auch nicht. Ja als er wieder vor mir stand... da hatte ich Herzrasen. Aber doch nur, weil ich so aufgeregt war Alex wiederzusehen." sagte ich und merkte wie sich langsam Tränen in meinen Augen bildeten. Einige Sekunden verstrichen, indem keiner etwas sagte.  

"Wollen wir wieder rein? Oder brauchst du noch einen Augenblick?" fragte Alira zögerlich. Wir mussten wieder rein. Zu meiner Feier, die ich sehr elegant verlassen hatte. Bravo Hannah.

"Bleibt mir denn was anderes übrig? Irgendwann muss ich wieder rein." Die beiden nickten mal wieder und wir gingen den Weg langsam wieder zurück.

Alex war, wie auch erwartetet, der erste der Aufsprang, aber nicht weiter zu mir kam. Ich wusste nicht was ich gerade von ihm erwartete, aber es tat weh. Es tat weh, dass er nicht zu mir kam. Aber das war Nebensache, denn mir war nur noch eins im Sinn. Die Party war gelaufen. Für mich definitiv und den Gästen war bestimmt auch so zumute.

Ich konnte jetzt aber nicht so tun, als wäre nichts passiert. Das würde ich nicht schaffen. Wie stellten sie sich das vor? Ich wollte, aber auch nicht, dass die anderen sich unwohl und verunsichert fühlten. 

Alira zerrte mich wieder mit auf die Tanzfläche und somit auch aus Alex seinen Blicken. Es war nicht gerade passend, aber besser als von allen angestarrt zu werden. Es waren immerhin nicht nur seine Blicke gewesen, sondern auch die der anderen.     

"Süße möchtest du dann hier schlafen oder doch lieber zu Hause?" fragte mich Alira. "Stimmt das hatte ich schon wieder komplett vergessen." Alira lächelte schmunzelnd und wartete geduldig auf meine Entscheidung.

Nach Hause konnte ich in meinen momentanen Zustand eh nicht mehr. Dafür war ich zu aufgewühlt und getrunken hatte ich auch. Angetrunken, zerbrechlich und einen kompletten Gefühlschaos... Definitiv nicht. Aber würde ich hier schlafen dann... Dann würde ich Alex erstmal nicht aus den Weg gehen... Die Idee ist zwar nicht die beste, aber ich musste mir erstmal über meine Gefühle klar werden und dann konnten wir in Ruhe reden. 

"Ich bleibe hier. Ja ich... bleibe hier." brachte ich nur schwer über meine Lippen und schaute kurz auf den Boden. "Ich geh kurz zu den Mädels was klären." erklärte sie mir hektisch und war dann auch verschwunden. 

Ich war nun mit ein paar Mädels alleine auf der Tanzfläche. Kurz danach kam Jason und tanzte sich zu mir vor.
"Hello Beauty." hauchte er mir zu und mir wurde schlecht. Er roch stark nach Alkohol. "Oh mein Gott Jason. Du bist betrunken lass das." Er packte mich und ließ seine Hände meinen Rücken runter wandern. Ich bekam sofort Gänsehaut und wollte reagieren, als er grob von mir weggezogen wurde. "Lass sie in Ruhe und fass sie nie wieder mit deinen dreckigen Fingern an." hörte ich eine wütende und dennoch bekannte Stimme. Mir fiel ein Stein vom Herzen. "Danke." sagte ich schnell und verließ die Tanzfläche. Ich ließ Alex alleine stehen.

"So Mädels wie ist die Aufteilung der Zimmer? Ich muss ins Bett." Ich wusste nur, dass immer zwei in einem Zimmer waren. "Naja...genau das ist es ja... Wir hatten dich und Alex zusammengelegt..." mit jeden Wort was Alira sagte wurde sie leise und unsicher.

"Wie sollte ich jetzt noch mit Alex in einem Zimmer schlafen? Und überhaupt wie hattet ihr euch das ganze vorgestellt?" fragte ich leicht wütend und spöttisch zugleich.

One Night changes my Life | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt