... oder „Am Arsch"
♾♾♾Liv wartete auf Daniels Anruf, der nicht kam.
Sie wartete auf die Polizeibeamten, die vor ihrer Tür stehen würden, ihre Zeugenaussage forderten und Jasper mitnahmen.
Aber auch die kamen nicht.
Sie wartete auf ... eine Katastrophe?
Während sie wartete, grübelte und sich die schlimmsten Szenarien ausdachte, trank sie den ganzen Abend Kakao und starrte auf den Fernseher, wo irgendein Film lief, den Jasper eingelegt hatte, ohne aber tatsächlich wahrzunehmen, was geschah. Der verflixte Film in ihrem Kopf war auch viel fesselnder.
Schließlich war sie ins Bett gegangen, weil sie Jaspers Anwesenheit und sein zufriedenes Lachen nicht mehr ertragen konnte. Er weigerte sich zu bestätigen, dass er Daniel geheilt hatte. Auch wollte er nicht mit ihr besprechen, was sie sagen würden, falls dieser die Polizei einschaltete. Eigentlich schwieg er sich völlig aus, was total untypisch für ihn war.
Die Warterei machte sie wahnsinnig. Ihr Nervenkostüm bestand nur noch aus dünsten, seidenen Fäden, die vom bloßen Ansehen reißen würden. Sie vermutete, dass Jasper Daniels Gedächtnis manipuliert hatte. Aber sie wusste nicht genau, ob er das überhaupt konnte. Wenn er das konnte - wieso wusste sie es dann nicht? Wie oft hatte er vielleicht schon ihr Gedächtnis manipuliert? Wie häufig hatte er so Strippen gezogen, um sie zu manipulieren?
Sie schlief mit dem verstörenden Gedanken an feine Spinnweben ein und träumte von reißenden Fäden, die sie in Schluchten stürzen ließen, Fäden, die sie steuerten und lenkten und Fäden, die ihr manchen Weg wiesen und andere Wege versperrten.
Letztlich schreckte sie das durchdringende Piepen ihres Weckers auf. Sie fühlte sich wie gerädert und war sich sicher keine Viertelstunde am Stück geschlafen zu haben. Entsprechend genervt schlug sie nach dem alten Radiowecker und schwang ihre Beine aus dem Bett. Die Traumfetzen und seltsamen Bilder von Fäden geisterten noch durch ihren Kopf, als sie steif und schwerfällig in Richtung des Badezimmers stolperte.
Der Gang ins Bad bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen: ihre Augenringe würden einem Waschbären Konkurrenz machen und ihren zerwühlten und verknoteten Haaren nach zu urteilen, hatte die Familie des nachtaktiven Raubtieres ihren Kopf als Schlafplatz genutzt.
„Alles seine Schuld", missmutig murmelnd stellte sie sich unter die Dusche und drehte das heiße Wasser bis zum Anschlag auf. Sie hatte zwar nicht die Hoffnung, dass eine heiße Dusche ihr irgendwie durch den Tag helfen könnte, aber sie hoffte, dass so zumindest kein heißes Wasser für Jasper übrig blieb.
***
Mit Genugtuung warf sie die Haustür ins Schloss. Weder beim Frühstück noch sonst zu irgendeinem Zeitpunkt war sie Jasper an diesem Morgen begegnet. Vielleicht spürte er, dass sie unruhig war und ließ sie deshalb in Ruhe. Vielleicht nahm er seinen Job aber auch weniger ernst, jetzt wo er wusste, dass die potenzielle Gefahr des Geschlechtsverkehrs mit einem Mann gebannt war.
Sie seufzte und ging schnellen Schrittes die Treppe hinunter. Wenn sie pünktlich in der Werkstatt erscheinen wollte, würde sie sich beeilen müssen.
An der Underground ging sie durch die Schranken, bog nach links ab und folgte der Beschilderung zu ihrer Linie. Sie hatte wirklich Glück, dass die Undeground von ihrer Wohnung direkt zu Mobile Mechanics führte. Kein lästiges Umsteigen. Kein Umherirren in den unterirdischen Gängen, Treppen herauf, Treppen herab in der stickig warmen Luft. So tief unter der Erde fühlte sie sich einfach nicht wohl.
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Guardian Demon
FantasyStell dir vor, Gott und Lilith haben die Schnauze von den Eskapaden der Schöpfung voll und verabschieden sich auf nimmer Wiedersehen. Damit nicht alles im Chaos versinkt, übergeben sie ihren Stellvertretern - Dämonen und Engeln - klare Anweisungen...