Vergangenheit
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vor 7655 Tagen„Behalt sie einfach." Robin hielt Liv in den Armen, die verzückt gurrte, als diese ihre klitzekleinen Zehen kitzelte. Seit ihrer Ankunft in Robins Apartment hatte Liv nur noch Augen für die schöne Dämonin. Sie hielt sogar eine ihrer schwarzen Locken fest in ihrer kleinen Faust umfangen, damit sie ja nicht abgelegt würde.
Jasper seufzte. „Du weißt genau, dass ich kein Vater-Material bin." Nachdem er stundenlang in das Körbchen mit dem Geschenk des Herrn gestarrt hatte, war er zu Robin gefahren um sie um Hilfe zu bitten. Er hatte ihr weisgemacht, dass Liv seine Tochter war, dass ihre Mutter bei der Geburt verstorben sei und er nun ein Zuhause finden müsse. Ob sie ihm das abgekauft hatte, wusste er nicht, aber sie kannten einander von Beginn an, hatten Seite an Seite gekämpft, geblutet und unter Menschen gelebt. Er vertraute ihr.
„Dein Daddy ist ein Idiot, kleine Liv." Sie sprach mit Babystimme direkt zu Liv, warf ihm aber einen kurzen Blick zu. Wie zur Bestätigung brüllte die Kleine in einer ohrenbetäubenden Lautstärke drauf los.
Fragend sah Robin zu dem Dämon ihr gegenüber. „Wann hat sie das letzte Mal gegessen?"Jasper sah schuldbewusst auf den Teppich. „Noch garnicht? Sie hat geschrien, ich hab sie geheilt. Das ähm...", er kratzte sich am Hinterkopf, „hat gut funktioniert." Er konnte Robin ansehen, dass sie sich nur mühsam beherrschte. Woher sollte er auch wissen, wie man einen Säugling fütterte?
„Du wirst jetzt sofort Babynahrung, Flaschen, Schnuller und Windeln holen", knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Dann bekommt der kleine Schatz was zu essen, du wickelst sie und anschließend reiße ich deinen Kopf ab."
Erleichtert dem Geschrei Livs und der wütenden Miene Robins entkommen zu können, dematerialisierte er sich. Wieviel Stimme aus diesem kleinen Wesen kommen konnte, war erschreckend.
***
vor 7645 TagenSeit fast zwei Wochen lebte Liv nun schon bei ihm, ohne dass er eine Familie für sie gefunden hatte. Und er hatte es wirklich ernsthaft versucht, aber niemand war auch nur ansatzweise gut genug.
Das Leben mit dem Baby und Robin an seiner Seite hatte sich eingespielt. Eigentlich brauchte er auch keine Menschen, die Liv verziehen und ihr ihre menschlichen Moralvorstellungen überstülpen würden.
„Warum hast du die letzten beiden Paare aus dem Rennen gekickt?" Robins Miene schwankte zwischen Belustigung und Gotterbarmen sich weitere faule Ausreden anhören zu müssen, warum er Liv nicht fortgeben konnte.
„Sie haben einen Strafzettel wegen Falschparkens kassiert." Genugtuung war auf Jaspers Gesicht zu lesen, als Robin dieses Mal nicht direkt eine Antwort parat hatte. Tatsächlich war die Dämonin von der unglaublichen Schwere der Tat der potenziellen Eltern so überrascht, dass ihr wirklich nichts mehr einfiel. Außer zu Grinsen. Von wegen „kein Vater-Material".
„Hör auf mit dieser dämlichen Grinserei, Robin."
Sie dachte nicht einmal im Traum daran aufzuhören. „Ich grinse nicht."
„Dann hör auf mich auszulachen", schmollte Jasper weiter.
„Ich lache dich nicht aus", erwiderte sie und zuckte mit den Achseln.
„Verdammt Robin, hör einfach auf zu tun, was du tust. Du machst mich wütend."
„Du machst mich wütend, Jasperlein. Ich habe einfach nur gute Laune. Meine gute Laune ist wie ein Sonnenstrahl in der totalen Finsternis des verbrecherischen Treibens potenzieller Adoptiveltern. Ich bin der Hoffnungsschimmer an einem regnerischen Tag. Sei keine Regenwolke, klar."
„Das ist eine faule Ausrede um ungestraft über mich zu lachen," schmollte Jasper.
„Regenwolke." Wie aufs Stichwort brüllte Liv die nun schlecht gelaunte Robin zu sich. Sie ließ Jasper keine Chance mehr, die Kleine hochzunehmen.***
vor 7432 TagenJasper stand neben Robin in der Menge der Gemeinde und sah verzückt auf die Familie, die er für Liv gefunden hatte: Soraya Maila Woolrich geborene Grosvenor, war eine angesehene Junior-Professorin für Medizin mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, gehörte zu den ältesten Familien Londons, war seit elf Jahren verheiratet mit Benedikt Woolrich, einem Detective bei Scotland Yard; ehrenamtliches Engagement in diversen Vereinen, unerfüllter Kinderwunsch aus ungeklärtem Grund, abbezahltes Haus im Londoner Chelsea und einem weiteren Haus auf dem Land, finanzielle Absicherung nicht zuletzt durch die Grosvenors... Innerlich applaudierte er sich seit sieben Wochen für diese Wahl.
Für die Kurze hatte er sogar die Messe über sich ergehen lassen, obwohl er den Religionen der Welt wenig abgewinnen konnte. Aber Robin hatte darauf bestanden. Dass in dieser Gemeinde während der sonntäglichen Messe und nicht isoliert ohne die Gemeinde getauft wurde, fand er tatsächlich ansprechend. Das würde Robin aber nicht erfahren.
Diese griff aufgeregt nach seinem Arm, als der Priester die Eltern und Liv zu sich an das Taufbecken bat.
Benedikt Woolrich hielt gerade das kleine Bündel über das Wasser, als Jaspers Herz stehen blieb. „Robin," japste er erstarrt vor Angst.
Die schöne Dämonin sah zu ihm und zog fragend ihre Brauen hoch.
„Was passiert, wenn sie mit Weihwasser übergossen wird?" Auch ihre Augen weiteten sich einen Augenblick vor Schreck, flüsternd malte sie Jasper aus, wie Liv in einer Flammensäule verzehrt würde.
Dann hakte sie sich bei Jasper unter und schmiegte sich an ihn. „Ernsthaft, sie wird einfach brüllen, das machen die meisten Babys."
Jasper war sich nicht so sicher, dass Liv nicht einfach verbrüht werden würde und ihr Leben lang von den Wunden entstellt wäre. Aber Robin grinste fröhlich weiter. „Wie kannst du so ruhig bleiben? Sie ist eine Dämonin. Halbdämonin." Hoffentlich fiel Robin sein Versprecher nicht auf.„Vielleicht war ich heute Nacht hier und habe ihr geweihtes Wasser gegen Leitungswasser ausgetauscht." Jasper lachte erleichtert auf, was er nach den bösen Blicken der umstehenden Gläubigen schnell als ein Hüsteln kaschierte. „Was würde ich nur ohne dich tun?"
Lächelnd schmiegte sie sich wieder an ihn. „Du wärst irgendwann im Laufe der Jahre entweder für deine Frauengeschichten oder deine unheimlich große Fresse hingerichtet worden. Denk nur an die kleine Elisabeth Tudor... Virgin Queen... wenn die wüssten."
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Mehr von der bezaubernden Robin gibt es in „Loveadora" zu lesen ;)
Vielleicht gibt es auch nochmal eine Story rund um die Vergangenheit der beiden. Hätte da grad Lust drauf. Was meint ihr?
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Guardian Demon
FantasiaStell dir vor, Gott und Lilith haben die Schnauze von den Eskapaden der Schöpfung voll und verabschieden sich auf nimmer Wiedersehen. Damit nicht alles im Chaos versinkt, übergeben sie ihren Stellvertretern - Dämonen und Engeln - klare Anweisungen...