20. „... ein klitzekleines bisschen Drama"

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... oder „arroganter Affenarsch."
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Liv küsste sich über Jaspers Hals, hin zu seinem Ohrläppchen. Sanft knabberte sie daran, bevor sie eine Spur weiterer Küsse über seinen Kiefer hin zu seinem verführerischen Mund verfolgte.  Ihre Hände lagen auf seinen Schultern und sie konnte die Anspannung in seinem Körper spüren. Es verursachte ihr heimliche Freude, dass sie dafür verantwortlich sein konnte diesen Mann - diesen Dämon - zu erregen.

Mit einem Knurren drehte Jasper Liv herum, so dass sie die kalten Steine der Hauswand in ihrem Rücken spüren konnte. Sie keuchte auf, als er seinen Körper an den ihren presste und ihre Mund so gründlich eroberte, dass sie meinte Sterne zu sehen.
Als seine Hände ihren Hintern umfassten, schlangen sich ihre Beine wie von selbst um seine Hüften. Ihre Hände hingegen vergruben sich in seinen Haaren, zogen sanft an der dichten Mähne, was Jasper nur noch mehr anzuspornen schien, denn er intensivierte den Kuss und rieb sein Becken aufreizend an ihrer Scham. Der Kerl war nicht auszuhalten. Sie würde sich sogar von ihm in dieser gottverdammten Gasse vögeln lassen. Fünfzig Meter von ihrem Arbeitsplatz entfernt. Es war ihr egal. So egal wie jemandem etwas sein konnte, hauptsache sie konnte diesem Druck in ihrem Inneren entkommen.

In diesem Moment seine Hände und Lippen - und seinen ganzen Körper - von Liv zu nehmen war anstrengender als die letzten zwei Tage zusammen. Dennoch löse Jasper sich vorsichtig von Liv, stellte ihre Beine wieder auf dem Kopfsteinpflaster ab und legte seine Lippen schwer atmend auf ihre Stirn.

Liv murrte. Er konnte jetzt nicht aufhören! Sie wollte nicht, dass er aufhörte. Wieso zur Hölle hörte er auf?
Fragend sah sie zu ihm hinauf, sah in das gequälte Gesicht des sonst so arroganten, selbstsicheren, witzigen, starken Dämons und entschied sich die Klappe zu halten.

Zärtlich verflocht er ihre Finger ineinander. „Du kennst den Plan. Während ich nach Hause beame", sie grinsten einander an, „um Pässe und Geld zu holen und anschließend die Flugtickets besorge, ziehst du dir in der Werkstatt deine Wechselklamotten an und versteckst dich dann auf der Toilette." Sie nickte. „Rede mit niemandem, sei aufmerksam. Wenn dir irgendetwas spanisch vorkommt, ramm deinen kleinen Zeh vor eine Türzarge und ich bin in einer Sekunde bei dir." Anstelle eines Nickens verzog sie das Gesicht.

„Wenn wir hiermit durch sind, machen wir uns Gedanken über ein alternatives Bat- Signal, ja? Etwas weniger bescheuertes. Oder - noch besser - du tust dir weh und nicht ich," erwiderte sie augenverdrehend.

„V." Das tiefe Grollen aus der Kehle Jaspers sollte Liv eigentlich ermahnen, bewirkte aber das Gegenteil.
Grinsend schlug sie ihm mit der flachen Hand auf den Po. „Heb dir das Knurren für später auf, wenn wir im Bett sind."
Dann zwinkerte sie ihm zu und lief aus der Gasse heraus zur Werkstatt, ohne sich noch einmal umzusehen. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, ihre Nägel gruben sich tief in ihre Haut. Sie durfte ihm nicht zeigen, dass sie Angst hatte. Wenn er glaubte, dass sie nicht mal zehn Minuten ohne ihn sein könnte, würde er nicht gehen und sie würden ewig in London festsitzen.
Seufzend trat sie durch das Tor. Und sie wollte London und alles was in den letzten Tagen geschehen war so dringend hinter sich lassen, dass es schon fast körperlich weh tat, so übermächtig war der Wunsch nach ein bisschen Normalität, nach Distanz zu all dem.

Falls einer der Kollegen sich wunderte, warum Liv außerhalb ihrer Schicht und völlig derangiert in der Werkstatt auftauchte, ließen sie es sich nicht anmerken. Erleichtert lief sie zu ihren Schließfach und holte Jeans, T-Shirt und Chucks heraus. Alles in fröhlichem Schwarz. Da sie zu den Menschen gehörte, die sich regelmäßig bekleckerten - J witzelte immer, dass er ihr nicht genug zu essen gab und sie deshalb Reste auf ihrer Kleidung bunkerte - hatte sie immer zusätzliche Kleidung im Spind. Spätestens seit sie mit Vanille-Milchshake in den Schuhen und auf der Hose im tiefsten Winter hatte U-Bahn fahren müssen, was nicht nur widerlich kalt und klebrig gewesen war, sondern Jasper auch zu drei Dutzend gemeinen Sprüchen veranlasst hatte.

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