... oder „hinterlistige Heiligenscheinhirnis."
♾♾♾Jen tat ihren letzten Atemzug ohne sich zu erklären. Aber das war für Jasper so oder so völlig irrelevant. Er wusste was geschehen sein musste. Namrael würde von Livs Existenz erfahren und einen labilen Menschen in ihrer Umgebung ausgesucht haben, der Liv im Auge behalten sollte. Die Belohnung würde das Versprechen gewesen sein unsterblich zu werden.
Jasper schnaubte. Menschen waren Idioten. Die wichtigen Fragen aber waren: was würde er jetzt tun und wie weit würde Namrael noch gehen?
Sanft zog er Liv von Jens Leichnam fort. Schwer stürzte sie sich in seine Arme und ergab sich dem Schmerz, als diese sie stark umfingen. Ihre Schluchzer schüttelten seine Brust und er murmelte leise an ihrem Ohr Worte der Beruhigung.
„Kleines, alles wird gut. Aber wir müssen hier weg, ja? Ich passe auf dich auf, dir wird nichts geschehen, aber du musst noch einen Augenblick stark sein ja? Nur einen kleinen Augenblick."Sie wollte aber nicht. Sie wollte nicht und sie konnte nicht. Sie wollte ihre Augen weiter geschlossen halten, nichts von all dem sehen, was in ihrem Rücken so grausam und erschreckend auf sie wartete. Wenn sie einfach still dastünde und weiter Jaspers Geruch einatmen könnte, würde sie einfach in seinen Armen erwachen, nach einer Nacht mit Sex, Sex und Sex; sie würde aufstehen und in der Küche würde Jasper sich mit Jen darüber fetzen, dass sie den Kaffee wahlweise zu stark oder zu schwach gekocht hatte; dann würde sie arbeiten gehen und einfach ihr normales Leben weiterleben. Ja, mit einem Dämon an ihrer Seite, aber sonst stinknormal.
Jasper streichelte immer wieder behutsam über ihren Rücken. „Liv, wir müssen jetzt wirklich gehen." Als sie den Kopf schüttelte und sich sonst keinen Millimeter bewegte, hob er sie einfach auf seine Arme und trug sie zur Tür.
Obwohl sie ihr Gesicht an seine Brust kuschelte, obsiegte doch ihre Neugierde und sie sah auf die Leichen zurück. Ruckartig hob sie den Kopf und zappelte so sehr hin und her, dass Jasper sie herunterlassen musste, obwohl er doch schnellstmöglich hatte verschwinden wollen.
„Jasper, die Frau. Ich kenne sie." Liv sah deutlich das Gesicht der Passantin vor Daniels Haus, die ihr das Taschentuch gereicht hatte.
Sie erzählte Jasper davon, der nur mit den Schultern zuckte. „Sie hatten mich damals schon, J." Livs Stimme überschlug sich beinah vor Aufregung. „Daniel war stundenlang mit mir allein. Wieso haben sie mich also vor ein paar Tagen nicht getötet? Ich war ganz allein, du warst nicht da. Warum also? Was läuft hier?"Selbst wenn er eine Antwort gehabt hätte, hätte er ihr diese nicht mitgeteilt, denn so wie er das sah, hatte hier nicht nur Namrael ihre Finger im Spiel, sondern auch die hinterlistigen Heiligenscheinhirnis. Er konnte nur nichts beweisen. Noch nicht.
Sorgfältig verschloss er die Tür und hängte das „Bitte nicht stören" Schild davor. Mit etwas Glück würden sie einen kleinen Vorsprung haben, bevor das ganze Chaos aufflog und die Leichen entdeckt würden.
Am Fuß der Treppe kontrollierte Jasper seine und Livs Erscheinung. Sie hatten beiden schon besser ausgesehen: ihre Kleidung war verknittert und sah genauso aus, wie er sich fühlte. Schmutzig und abgerockt. Liv war mittlerweile barfuß, sie hatte den verbleibenden Schuh einfach abgestriffen und hatte ihn im Hottelzimmer gelassen. Vermutlich würde er sie nicht überreden können einfach Jens Schuhe zu tragen.
Seufzend verschlang er seine Hand mit ihrer. Zügig schlenderten sie zur U-Bahn und bahnten sich einen Weg durch die ganzen Touristen, die ständig im Weg rumstanden und sich suchend umsahen.
Jasper hätte sie am liebsten alle aus dem Weg getreten, so dringend war sein Bedürfnis aus der Stadt heraus zu kommen, er riss sich aber - unter größtmöglicher Kraftaufbringung - am Riemen. Immer schneller zog er Liv durch die Menge und die Schranken, die Roltreppen und steinernen Stufen hinab. Dann sprangen sie gerade noch rechtzeitig in die Circle Line.
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Guardian Demon
FantasíaStell dir vor, Gott und Lilith haben die Schnauze von den Eskapaden der Schöpfung voll und verabschieden sich auf nimmer Wiedersehen. Damit nicht alles im Chaos versinkt, übergeben sie ihren Stellvertretern - Dämonen und Engeln - klare Anweisungen...