„Tante V, Tante V!" Miriam rannte ihrer Tante entgegen und sprang in ihre Arme. Ihr glückliches Lachen hallte weit über den Rasen, als Liv das kleine Mädchen im Kreis wirbelte.
„Ben auch." Der kleine stämmige Junge war bei Weitem nicht so schnell wie seine Schwester, war aber mit ordentlich Geschwindigkeit unterwegs zu ihr. Jasper fing ihn auf und wirbelte ihn herum, bevor er Liv und Miriam umwerfen konnte.
Zufrieden grinsend entdeckten die beiden schließlich die Tüten mit Geschenken.
„Du bist meine Lieblingstante", quietschte Miriam. Liv warf Jasper über dem rotgelockten Kopf der Kleinen einen Blick zu. Sie war sogar ihre Schwester, aber das musste die Kurze nicht wissen.
„Sei nicht frech, Miriam. Lass unsere Gäste doch erstmal hineinkommen, bevor du dich über die Geschenke hermachst." Milde lächelnd trat Namrael aus dem Haus und umarmte zuerst ihre älteste Tochter und dann Jasper. Die Beziehung zwischen ihnen stand immer noch auf wackligen Beinen, aber es wurde besser. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Liv wusste, dass Namrael nun ein Mensch und ihre Lebensdauer somit begrenzt war.
Namrael bedeutete ihnen sich auf die Terrasse zu setzen und ging hinein, um Abbadon und Getränke zu holen. Währenddessen krochen Ben und Miriam fast schon in die Geschenktüten, nachdem ihre Mutter den Blick von ihnen genommen hatte.
Liv lächelte. Dass Namrael und Abbadon es nach Abbadons Verrat Liv weggeben zu haben tatsächlich noch einmal geschafft hatten sich zusammen zu raufen, war lange Zeit unvorstellbar gewesen. Sie selbst wusste nicht, ob sie Jasper verzeihen könnte, würde er den Tod ihres gemeinsamen Kindes vortäuschen.„Tante V!" Glücklich lachend kletterte Miriam auf den Schoß ihrer großen Schwester und drückte den Ebookreader an ihre Brust. Die Kleine war zwar erst sieben Jahre alt, las aber wie ein Profi und kein Buch war vor ihr sicher. Leider auch nicht vor ihrem Bruder, der aus irgendwelchen Gründen unheimlich gern daran knabberte oder sogar Seiten herausriss, um sie zu essen. Liv seufzte. Den Reader würde er hoffentlich unappetitlicher finden.
Dass ihre leiblichen Eltern nun sogar zwei weitere Kinder bekommen hatten, war für Liv das größte Geschenk überhaupt. Sie selber würde keine Kinder bekommen. Zumindest vorerst nicht. Wann immer sie und Jasper Zeit hatten, verbrachten sie diese mit Livs menschlichen Geschwistern. Das war ihre Entschädigung für das Fehlen des eigenen Nachwuchses, auch wenn sie sich selbst so entschieden hatte.
Abbadon trat zuerst aus der Terrassentür und begrüßte seine Gäste liebevoll. Währenddessen stellte Namrael ein großes Tablett mit Wasser und verschiedenen selbstgemachten Sirupen auf den Tisch. „Hast du etwas Neues ausprobiert, Nami?" Liv konnte sich auch nach all der Zeit nicht durchringen Namrael Mama zu nennen, das wäre für Ben und Miriam auch verwirrend, entsprach aber auch nicht dem, was Liv empfand. Soraya, die Frau, die sie aufgezogen hatte, würde immer ihre Mama sein.
„Sie probiert jeden Tag etwas Neues aus, kein Lebensmittel ist vor ihr sicher." Abbadon drückte die Hand seiner Frau und lächelte sie an. Er war sich seines großen Glücks mehr als bewusst. An Liv gewandt sagte er: „Wie läuft ‚der Job', Kleines?"
Jasper sah zu V, sah die widerstreitenden Gefühle auf ihrem Gesicht. Ob sie sich entscheiden würde die Wahrheit zu sagen?
„Es ist die Hölle, Dad."
Er sah sie mit großem Bedauern an. „If
you are going through hell, keep going."Sie verdrehte die Augen. Die Männer in ihrem Leben war richtige Scherzkekse.
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Guardian Demon
FantasyStell dir vor, Gott und Lilith haben die Schnauze von den Eskapaden der Schöpfung voll und verabschieden sich auf nimmer Wiedersehen. Damit nicht alles im Chaos versinkt, übergeben sie ihren Stellvertretern - Dämonen und Engeln - klare Anweisungen...