14. „Du widerst mich an, Eligor."

656 56 13
                                    

... oder „Schlappschwänziger Schmierlappen."
♾♾♾

Er rannte um Livs Leben. Seine Hand war mit ihrer verschlungen, er zog sie mit sich, sah nicht zurück, dabei konnte er spüren, wie ihre Kräfte nachließen. Halte durch. Komm schon, V. Komm schon. Er hätte sie mit ihrem Erbe vertraut machen sollen. Idiot. Jetzt würde sie sterben, weil er sie in dem Glauben gelassen hatte, dass sie ein Mensch war. Wenn er nur wüsste wie viele es waren. Welchen Rang sie hatten. Informationen. Er brauchte Informationen. Ohne sie, würden sie sterben.

Liv bildete sich ein die Stampede ihrer Verfolger zu hören. Sie sah nicht zurück; spürte seine Angst; hatte selbst Angst; starrte nur auf Jaspers Rücken; versuchte sich ihren Arm nicht auskugeln zu lassen, während Jasper an ihr zog und zerrte; zwang ihre brennenden Beine sie immer weiter zu tragen. Sie wusste nicht wo sie noch Kraft hernehmen sollte, ahnte, dass sie bald einfach zusammenbrechen würde. Nicht denken. Laufen, Liv, laufen.

Nie hätte Jasper gedacht, dass sie sie finden würden. Er hatte das Land verlassen, sogar den Kontinent. Nicht einmal der Herr wusste, wo sie sich aufhielten. Wie hatten sie sie gefunden? Wie hatte er es nicht kommen sehen können?

Er rannte weiter. Wich Passanten aus. Stieß Menschen aus dem Weg. Bog ab, immer und immer wieder, in der Hoffnung sie abzuschütteln. Fieberhaft überlegend, wohin er sie bringen sollte. Sie mussten das Land verlassen. Jetzt. Wie? Wohin?

Liv konnte nicht mehr. Sie schwor sie hatte alles aus ihren zitternden und brennenden Beinen geholt, was es zu holen gab. Sie konnte nicht mehr. Nicht einen Schritt. Jasper, keinen Schritt. Es fehlte ihr die Kraft ihre Lippen zu zwingen die Worte zu formen.

Abschätzend sah er sich um. Raus aus der Menschenmasse oder tiefer hinein? Aufmerksamkeit oder keine? Verstecken oder in Bewegung bleiben? Wie lange hielt V noch durch? Wie lange konnten sie so weiterlaufen? Er spürte, dass sie jeden Augenblick einfach zusammenbrechen würde. Das hier war der falsche Zeitpunkt das anzusprechen, aber er würde sie ab morgen zum Sport zwingen. Abrupt bremste er ab und zog Liv in die Gasse zu ihrer Linken.

Laufen. Sie musste laufen. Atmen auch. Laufen und atmen. Alles brannte. Durchhalten. Ihr Blick verschwamm. Alles brannte. Tausend Nadelstiche. Laufen. Atmen. Laufen.

„Nein." Er spürte wie sie gegen seinen Rücken prallte, weil sie nicht mit einem Stop gerechnet hatte. Obwohl er so schnell er konnte herumwirbelte, um die Gasse wieder zu verlassen und nebenbei Livs Körper auffing, war es zu spät. Eingeschlossen. Sie kamen ihnen entgegen. Sie waren in ihrem Rücken. Die beiden saßen in der Falle.

Schnell zog er Liv in einen Hauseingang. Von hier aus hätte er dank der Mülltonnen links und rechts einen Radius von knapp einem Meter, um zu verhindern, dass sie ihr zu nahe kamen. Das würde reichen müssen.
Mit dem Rücken zur Wand stand er in der verdammten Falle. Für einen winzigen Augenblick schloss er die Augen. Versagt. Er hatte versagt. Wie konnte das sein?

Liv keuchte. Was würde jetzt geschehen? Was würden diese Leute mit ihr tun?

„Versprich mir etwas, Kleines. Ohne zu diskutieren, ok?" Mühsam hielt er all die Worte zurück die ihm auf seiner unsterblichen Seele brannten, die aber sowieso nicht genug wären um ihr annähernd deutlich zu machen wie sehr er sie liebte.

„Was soll ich versprechen?"

„Lass die Augen geschlossen. Egal was du hörst. Öffne sie erst, wenn ich es sage und dann rennst du. So schnell und so weit wie du kannst."

„Aber..."

Er unterbrach sie, dafür war keine Zeit. „Versprich es, V."

Sie schluckte hart. „Ich versprechs."

Guardian DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt