... oder „elendiger Verräter"
♾♾♾Das würde dieser elendige Verräter schwer bereuen. Sie hatte zwar keine Ahnung wie, aber ihr würde schon was unheimlich kreatives, fieses und ausgleichendes einfallen. Zum Beispiel könnte sie krank werden und er müsste sich wochenlang an ihrem Bett langweilen oder so. Der Plan war noch ausbaufähig, aber sie überlegte ja auch erst seit zwei Minuten.
Erfüllt von Wut flüchtete Liv sich lieber in Rachepläne gegen Jasper, als ihren Mut zusammenzukratzen und ihren Blick zu heben um ihre Erzeugerin anzusehen, weshalb sie einfach weiter angestrengt auf den flauschigen, cremefarbenen Teppich starrte. Sie war sich der Präsenz der Dämonin, die ihre Mutter sein sollte, bewusst und bildete sich sogar ein deren tastende Augen über ihre Gestalt gleiten zu fühlen.
Was sah ihre Erzeugerin? Wäre sie zufrieden? Sähe sie sich selbst in ihr?
Wen interessiert es, ob diese Jahrhundertmutter zufrieden ist?
Mich.
Sollte es nicht, das Miststück hat sich 21 Jahre einen Scheißdreck für dich interessiert.
Sie wusste ja vielleicht nicht alles.
Sei keine Idiotin. Die wusste es
und wollte dich nicht. Mach sie fertig.Als die Zeit voranschritt und nichts geschah, außer dass sie feststellen musste, dass der Teufel auf ihrer Schulter immer gehässiger wurde, wurde Liv ungeduldig. Dennoch bewegte sie sich nicht, verlagerte lediglich ihr Gewicht von dem einen, auf das andere Bein. Wenn sie den Blick hob, wenn sie sprechen würde, würde sie wissen, ob Schrödingers Katze tot oder lebendig war. Und sie wollte ehrlich gesagt nicht wissen, ob ihre Mutter zufrieden war oder nicht, ob sie sie liebte, vermisst hatte, ob sie bereute sie nie kennen gelernt zu haben - oder eben nicht.
„Wie nennst du dich?"
Als Namrael ihre Tochter schließlich ansprach, zuckte Liv erschrocken zusammen. Heiße Wut loderte in ihrem Bauch auf. War das ihr f*cking Ernst? Von allen Fragen dieser Welt stellte sie grad diese? Sie sah das spöttische Lächeln der Dämonin und straffte den Rücken, musterte nun ihrerseits unverhohlen ihren ehemaligen Brutkasten.In ihrer Vorstellung sah Namrael aus wie Angelina Jolie in Maleficent: groß, dunkel, unnahbar, wunderschön, furchteinflößend. Als Königin der Dämonen oder was auch immer die Hierarchie hier so vorgab, rechnete sie mit ... Erhabenheit? Unnahbarkeit? Einer gefährlichen Aura?
Was sie sah war ... unerwartet normal.
Namrael war von durchschnittlicher Größe. Statt eines langen, fließenden, schwarzen Kleides, trug sie ein weißes Etuikleid, ihre hellroten Locken waren im Nacken zu einem ordentlichen Chignon zusammengefasst.Liv zögerte einen Moment, bevor sie ihrer Mutter endlich ins Gesicht sah, überwand sich letztlich aber doch: Ebenmäßige Gesichtszüge, zart golden schimmernde Haut, volle Lippen, grüne Augen. Ihre eigenen Augen.
Sie schluckte hart.„Liv. So hat Abbadon Jasper angewiesen mich zu nennen." Sofort verdunkelte sich das Gesicht Namraels. Ups. Denen stand vermutlich noch ein handfester Ehestreit ins Haus. Konnte sie das noch befeuern? Die sollten sich gegenseitig zerfleischen.
„Dein Vater. Abbadon ist dein Vater." Ihre Stimme schnitt durch den Raum. Was sollte das denn nun? War sie etwa nicht sauer auf Abbadon, sondern auf sie, Liv?
Echt jetzt? Sie wollte ja wirklich nicht den beleidigten Teenie raushängen lassen, aber das konnte ja wohl nicht ihr Ernst sein.
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Guardian Demon
FantasyStell dir vor, Gott und Lilith haben die Schnauze von den Eskapaden der Schöpfung voll und verabschieden sich auf nimmer Wiedersehen. Damit nicht alles im Chaos versinkt, übergeben sie ihren Stellvertretern - Dämonen und Engeln - klare Anweisungen...