Guardian Demon

„... keep going." (Epilog)

„Siebenundzwanzig weitere Flugzeugabstürze, ein Erdbeben, in dessen Folge die Versorgung von zweihunderfünfzigtausend Menschen mit Strom, Wasser und Nahrung problematisch ist, drei reaktivierte Vulkane, knapp achttausendsechshundertsiebenundachtzig Personen sind im Schutt ihrer ehemaligen Häuser verstorben, sechszehntausendvierhunderundsechsunddreißig Verkehrsunfälle mit Todesfolge, achthundertsiebzig Opfer durch Ertrinken, einundvierzigtausenddreihundertundachtundneunzig Opfer bei Hausbränden, eintausendzweihundertdreizehn Darwin-Award-Gewinner- alles ohne Genehmigung versteht sich."
Liv hatte sich während Abagrions Aufzählung erschöpft über die Schläfen gerieben. Die Zahlen des gestrigen Tages waren mehr als besorgniserregend und dennoch konnte sie nichts tun. Anscheinend waren die Engel fest entschlossen die Zahl der Menschen so weit zu dezimieren, dass das Verhältnis Engel zu Menschen 1:1 betrüge. Sie seufzte.

„Was sind Darwin-Award Gewinner?" Ithuriels Stimme durchbrach die unheilschwangere Stille. Jasper grinste. So ernst die Lage war, für die Fälle hatte er eine große Schwäche. „Das sind Menschen, die sich bei der Einschätzung ihrer selbst oder einer Situation durch außergewöhnliche Dämlichkeit auszeichnen und sich so selbst aus dem Genpool nehmen, das heißt dass sie in der Folge ihrer törichten Tat entweder sterben oder zeugungsunfähig werden." Als Ithuriel ihn fragend ansah, gab er seine Top drei zum Besten: Platz drei ging an all die Männer, die ihren Schwanz in einen Staubsauger steckten und selbigen scheibchenweise zurückbehielten; Platz zwei ging an die Kerle die eine Rakete aus ihrem Hintern starten wollten, aber leider stolperten und auf denselben fielen, woraufhin die Rakete normalerweise in ihnen explodierte; und Platz eins ging für ihn an all diejenigen, die Sexspielzeuge benutzten, dabei Fehler machten und denen daraufhin ihre besten Teile abgenommen werden mussten, weil sie dann nicht den Arsch in der Hose hatten um ins Krankenhaus zu fahren. „Normalerweise verhindern die spielverderbenden, humorlosen Himmelheinis den Großteil dieser Todesfälle." Er kam nicht umhin Ithuriel weiter anzugrinsen. Die Arten wie die Menschen sich auf die eine oder andere Weise aus dem Genpool nahmen, sorgte auch nach all den Jahren noch für seine Erheiterung.

Abagrion räusperte sich vernehmlich und auch die anderen sechs Dämonenfürsten wurden ungeduldig, obwohl Jasper schwören könnte, dass er den Schalk in ihren Augen blitzen sah.

„Was werden wir tun, Seelenfängerin?" Baraael strich sich ihre langen schwarzen Haare aus ihren Gesicht. Liv mochte die Dämonin, sie war für Nordamerika verantwortlich und sehr kreativ. Und auch wenn ihre letzte globale Idee hart an der Grenze zur Geschmacklosigkeit war, die Zahl der Todesfälle in den USA hatte sich während der Regierung des orangeköpfigen Präsidenten vervielfacht und das ohne großen Aufwand ihrerseits.

„Wir müssen eine Entscheidung treffen." Ernst sah sie die Fürsten und Fürstinnen an. „Entweder wir ziehen gegen die Engel in den Krieg oder die Weltbevölkerung wird in wenigen Wochen um 87% reduziert sein." Erschrockenes Keuchen füllte den Raum, pures Entsetzen war auf den Gesichtern der Anwesenden abzulesen.

Jorael, der über Asien wachte, räusperte sich vernehmlich und Liv glaubte Angst aus seiner Stimme herauszuhören. „Was veranlasst euch zu der Aussage?"
„Es gibt derzeit 7.7 Milliarden Menschen, aber nur 1.001.000.000 Engel - grob geschätzt anhand der Zahl der Dämonen. Wenn es ihr Ziel ist eine eins zu eins Betreuungsituation zu erschaffen, dann ist das simple Mathematik", antwortete Liv darum bemüht ruhig und bedächtig zu klingen, dabei schrie alles in ihr vor Angst und Unwillen.

„Das können sie doch nicht wirklich vorhaben!", wisperte Ithuriel. „Sind ihnen die Konsequenzen egal?" Liv zuckte mit den Schultern. „Scheint so."

„Also, was wirst du tun, Seelenfängerin?"

„Zunächst einmal, werde ich mich mit dem amtierenden Lichtträger treffen und wir werden reden."

Gleißendes Rot explodierte hinter Jaspers Stirn, als V ihren Plan mit dem Anführer der psychopathischen Massenmörder zu reden verkündete. Er stöhnte. Das war das mieseste Déjà-vu aller Zeiten. Reden hatte ja beim letzten Mal schon so prima funktioniert.