PoV Mia
Plötzlich schreckte ich hoch. Einmal wieder ein Albraum, oder eher schon wieder im Unterricht eingeschlafen. Leider passierte das in letzter Zeit eher häufig und naja inzwischen könnte man fast sagen, dass ich mich daran gewöhnt hatte.
Also suchte ich mir mal wieder eine andere Ablenkung: Irgendwie war es mir viel zu langweilig eine Dreiviertelstunde einer Person zu zu hören.
Da diese Menschen meistens, weder Interesse an ihrer Arbeit zeigten, noch irgendetwas Sinnvolles weiter vermitteln konnten.
Wie sollte man sich denn in so einer Umgebung weiterentwickeln können, nein wohl eher sich nicht zu Tode langweilen.
Leider habe ich unser liebes Bildungssystem noch nie verstanden: Das einzig Wichtige war für uns Schüler, gute Noten zu schreiben und einen zumindest annähernd anständigen Abschluss zu bekommen.Etwas für unser späteres Leben mitzunehmen zu können, war anscheinend völlig überflüssig.
Aber naja, irgendwie war ich diesem System doch etwas dankbar, beziehungsweise musste ich es irgendwie sein:
Durch diese unendliche Langeweile kam ich zu einem meiner inzwischen allerliebsten Hobbys. Dem Zeichnen.
Diese Beschäftigung gab mir die Macht etwas eigenes zu erschaffen.In eine Phantasiewelt eintauchen zu können. In meine eigene Welt, ganz ohne Noten oder sonstigen bedrückenden Angelegenheiten.
Gerade zeichnete ich die letzten Striche meiner eigens erschaffenen Kreatur.
Auf dem Blatt vor mir war eine Art Elfe zu sehen, aber doch in meinem ganz eigenen Stil gezeichnet: Seit Monaten arbeitete ich an diesem Projekt.
Eine kleine andere Welt, wie eine Parallelwelt, in der ich manchmal gerne verschwinden würde. Gerne würde ich, wie diese Elfe auf meiner Zeichnung fliegen können, mit Tieren sprechen können oder allgemein etwas interessanter sein."Mia, kannst du meine Frage bitte wiederholen?", diese Stimme riss mich unsanft aus meiner eigenen kleinen Welt zurück in die Realität.
Verdammt. Das war das zweite Mal diese Stunde. Ich sollte so langsam wirklich besser acht geben, was mein Religionslehrer erklärte.
Leider konnte ich aber keinem Menschen zuhören, der konservativen Müll laberte und ständig versuchte jeglicher Arbeit aus dem Weg zu gehen.
Hinter mir hörte ich bereits die Ersten kichern. Ein Mädchen, Sina zischte zu ihren Freundinnen:"Man ist die eigentlich dumm! Wie kann es sein, dass sie nie weiß was er sagte."
"Schnauze!", hörte ich einen meiner besten Freunde, Felix nach hinten antworten.Eigentlich musste ich wirklich sagen, dass ich zwar mit den meisten meiner Klassenkameraden auskam, aber niemals würde ich sagen, dass ich irgendwen von ihnen mochte. Außer natürlich meine beiden besten Freunde, Benjamin und Felix.
Die beiden waren seit ich auf diese Schule kam stets auf meiner Seite und würden selbst wenn alle gegen mich wären zu mir halten.Solche Freunde hätte ich mir auf meiner ehemaligen Schule auch gewünscht. Aber nein, dort wurde ich so lange gemobbt, bis ich entschloss die Schule aus Angst vor neuen Attacken, zu verlassen.
Wir zogen sogar extra um, da ich und meine Familie Angst vor Problemen mit meinen Schulkameraden oder deren Eltern hatten.
Inzwischen war ich aber wirklich ganz gut darüber hinweg. Trotzdem waren diese Morddrohungen, diese seelische und körperliche Gewalt nicht spurlos an mir vorbeigegangen.
Natürlich hatte ich ein paar Probleme damit manchen Menschen zu trauen, aber meine derzeitigen Freunde halfen mir auch dies zu verändern.
Zumindest versuchten sie es."Mia! Hörst du mir überhaupt zu?", schrie mich mein Lehrer plötzlich an. Sofort zuckte ich zusammen, da ich Angst bekam, sobald eine Person die Stimme gegen mich erhob.
"Ja, es tut mir Leid.", entschuldigte ich mich niedergeschlagen.
"Du kommst nach der Stunde bitte Mal zu mir.", antwortete mir mein Religionslehrer promt.
Ich verdrehte nur die Augen und sah zurück auf das Blatt Papier vor mir.
Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich es betrachtete: Alles würde ich dafür geben in dieser Welt leben zu dürfen. Fern von diesem Ort.
Letztendlich musste ich das Blatt doch in meine Tasche stecken, um nicht zu riskieren noch mehr Probleme mit meinem Lehrer zu bekommen.Als ich meinen Blick wieder in Richtung der Tafel wendete, stupste mich Felix mit seinem Ellenbogen an. "Du kannst ja auch aufpassen.", provozierte er mich mit einem Grinsen. "Lass mich.", entgegnete ich gespielt angenervt.
Inzwischen nahm ich ihm solche Sprüche nicht mehr wirklich übel. Anfangs nervten mich seine abfälligen Anmerkungen enorm, aber inzwischen begann ich sogar sie lustig zu finden.Lächelnd knuffte ich ihn in die Seite und zählte die Minuten, bis diese unnötige Stunde endlich zu Ende war.
Gerade erklärte mein Lehrer irgendetwas von Sünden und wie sie zu vermeiden wären, als er von der Klingel unterbrochen wurde.
Ich atmete auf, packte meine Schulsachen zusammen und begab mich langsam zu seinem Pult.
Der Weg dorthin kam mir extrem lange vor, wie wenn sich eine Eisenkugel an meinem Fuß befände.
Er sah auf seine Aufzeichnungen des Unterrichts, wenn man das was er dort an der Tafel tat als einen solchen bezeichnen konnte.Langsam ließ er seinen Kugelschreiber klicken und legte ihn neben sich auf das Papier. Sein Blick wanderte nun an mir nach oben, bis ich in seine brauen Augen blickte, welche von einer verdreckten Lesebrille verdeckt wurden.
Er musterte mich einen Moment lang und nahm seine Brille ab. Dann begann er :"Mia, du musst umbedingt besser im Unterricht aufpassen. Es wird wichtig für deine Zukunft sein. Aber es ist trotzdem deine Entscheidung, wenn du nicht mitmachen willst kannst du ja die Schule verlassen. Geh jetzt bitte.", beendete er seine doch äußerst kurze Moralpredigt, die extrem sinnlos war, da dieses Jahr sowieso mein letztes auf dieser Schule werden sollte.Also drehte ich mich auf dem Absatz um und verließ den Raum ohne ein Wort zu verlieren. Vor dem Klassenzimmer erwarteten mich Benjamin und Felix, die sofort nach der Standpauke fragten. Also erklärte ich ihnen, es sei nicht dramatisch gewesen und dabei beließ ich es auch erstmals.
Als wir das Schulgebäude verließen, umarmte ich die beiden noch und stieg in meinen Bus ein. An einem freihen Sitz angekommen, kramte ich meine Kopfhörer heraus und pfropfte sie in meine Ohren.Während ich in den vielen Tönen versank, nahm ich nochmals meine Zeichnung aus dem Unterricht heraus. Langsam klappte ich sie auf und legte sie auf meinen Schoß.
Ich strich sie glatt und musterte die Elfe auf der Zeichnung nochmals.
Ja, ich würde alles dafür geben in dieser Welt zu leben, in einer perfekten Welt: Ganz ohne Krieg, Krankheit und Tod. Alles würde anders sein. Doch leider waren die meisten Menschen nicht dazu fähig friedlich und im Einklang miteinander zu leben.Sie alle, mit sehr wenigen Ausnahmen waren nur auf den Gewinn fokusiert und niemand achtete jemals auf das Wohl des Einzelnen. Deshalb schuf ich auch eine eigene Spezies: Eine ohne Hass, eine Welt in der Empathie und Mitgefühl dem grauenvollen aus dieser Welt weit überlegen waren.
![](https://img.wattpad.com/cover/223706210-288-k589813.jpg)
DU LIEST GERADE
When I fall apart || ABGESCHLOSSEN
Teen FictionMias Leben war noch nie wirklich leicht für sie auf dieser Welt gewesen: Aufgrund ihrer stetigen Verträumtheit, ihrer Kreativität und dem frühen Tod eines ihrer Familienmitglieder, wurde sie bereits in Kindesjahren extrem gemobbt, was dann auch Spur...