PoV Mia
Ich dreht mich von der einen zur anderen Seite und irgendwie konnte ich meinen Körper nicht dazu bringen, sich auszuruhen.
Mein Herz schlug immernoch heftig in meiner Brust und ich hörte jeden Schlag in meinen Ohren wiederhallen.
Da ich nicht einschlafen konnte, setzte ich mich auf. Mein Blick schweifte durch den Raum.
Jeder dieser Schatten, von Schränken, Stühlen und Sheelas Bett hatte etwas grußliges.
Mein Herz pochte immer lauter: Was wäre, wenn Kyra wiederkommen würde? Wäre es dann vorbei?
Oder besser: Was könnte ihr sonst noch einfallen, um mir wehzutun.
Bei diesem Gedanken spürte ich ein Ziehen in meinem Hals.
Reflexartig fasste ich hin. Hoffentlich war die Wunde noch zu! Was wäre wenn sie wieder aufgerissen wurde?
Zu wem sollte ich den gehen?
Wer könnte mir ein Pflaster reichen?
- Niemand.
Zum Glück bemerkte ich, dass sich ein leichter Schorf über dem Schnitt gebildet hatte.
So war es sogar leichter ihn zu verstecken.
Mit etwas Makeup und einem Schal, sollte er unauffällig bleiben.
Das war mein Problem: Es sollte auf keinen Fall jemanden auf dem Revier auffallen, sonst wäre ich wahrscheinlich geliefert.
Ich lehnte mich wieder etwas zurück und ließ mich in mein weiches Kissen sacken.
Doch ich ließ meine Augen weiterhin nach den Schatten suchen.
Nichts durfte ich übersehen, keine Regung.
Ich musste auf alles gewappnet sein!
Doch langsam spürte ich wie meine Augenlieder immer schwerer wurden. Immer mehr und mehr schlossen sich meine Augen und mein Körper versuchte mein Gehirn davon überzeugen, dass er Schlaf benötigte.*einige Stunden später*
(nächster Morgen)Ein leises Surren ertönte und ich öffnete meine Lieder langsam.
Mir war eiskalt und ich spürte, dass ich immernoch am ganzen Leib zitterte.
Schlaftrunken setzte ich mich also auf und rieb mir die Augen.
Sofort bereute ich es, da meine Hände innen schmerzten, als ich sie zusammenzog.
Das Bett neben mir knarzte und ich sah kurz zu Sheela.
Jetzt verstand ich auch, woher dieses Surren kam, das mich aufweckte.
Es war ihr Handywecher, den ich irgendwie bisher noch nie gehört hatte.
Auch sie hatte sich bereits aufgesetzt und vermutlich hätte ich darauf geschwört, dass sie mir einen kurzen Blick zuwarf. Oder möglicherweise auch nicht, da war ich mir nicht besonders sicher.
Vorsichtig ließ ich meinen Blick über ihren Körper schweifen. Die langen schwarzen Haaren fielen über ihre knochigen Schultern und glänzten leicht im Sonnenlicht, welches durch das Fenster hereinfiel.
Sheela hob ihre Arme und wischte sich über die Augen. Ich wendete schnell meinen Blick ab, da ich nicht wollte, dass sie sah, wie ich sie gerade anstarrte.
Doch als ich meinen Blick abwandte und mich auf die linke Seite meines Bettes aufsetzte, um den ersten Schritt des baldigen Aufstehens einzuleiten, merkte ich, dass auch ihr Blick auf mir ruhte.
Dann stand ich auf und entfernte mich vom Bett in Richtung meines Koffers. Da sah ich ihn auf dem Boden liegen, wie ein Tor. Genauergesagt eine Pforte, mein Weg zur vermeindlichen Freiheit.
Aber leider wusste ich nicht, ob ich mich überhaupt darauf freuen konnte endlich entlassen zu werden. Schließlich war Kyra irgendwo da draußen und nur beim reinen Gedanken an sie begannen meine Knie zu schlottern. Sie konnte doch überall sein, in jeder Ecke auf mich warten und nie würde ich sie loswerden. Nie.
Tief in Gedanken versunken merkte ich gar nicht, dass auch Sheela sich von ihrem Bett erhoben hatte und nun neben mir stand. Ich bemerkte nur ihren Schatten, der die Sonne, die mich in dem Moment blendete verdeckte.
Langsam und ganz behutsam streckte sie ihren Arm aus und erst auf den zweiten Blick erkannte ich einen Briefumschlag, den sie mir entgegenstreckte. Mein Blick wanderte über ihren Arm zu ihrem Gesicht, doch einen schlüssigen Ausdruck konnte ich auch darin nicht erkennen.
Also nahm ich ihr den Brief ab und bedankte mich bei ihr. Doch sie erwiederte meine Geste nicht, sondern betrachtete mich einige Sekunden lang ausdruckslos, bevor sie sich abwandte, um ins Badezimmer zu gehen.
Als ich wieder auf den Brief herabsah, begann mein Herz schneller zu klopfen. Was genau wollte sie mir mitteilen? Wie würde ihre Handschrift das Papier ziehren, oder wie sollte ich überhaupt erkennen, ob es ihre war?
Bisher hatten wir doch noch nicht ein Wort gewechselt und plötzlich, wie aus dem nichts, streckte sie mir einen Briefumschlag entgegen.
Wie aus dem nichts hörte ich es an der Tür klopfen. Rapide steckte ich den Sheelas Brief in eine Seitentasche meines Koffers und starrte zur Tür.
Selbst obwohl ich mir sicher war, dass Kyra mich am hellichten Tag wohl eher nicht vor der Tür erwartete, wurden meine Hände schwitzig. Als die Tür aufging, wischte ich sie schnell an meinem Pyjama, welchen ich immernoch trug ab und erhob mich.
"Hallo, Schätzchen!", begrüßte mich die süßliche Stimme meiner Mutter, die mir aus dem Türrahmen entgegenklang. Ich merkte, wie sich meine Muskeln wieder etwas mehr entspannten und war ebenfalls im Begriff zu einer Begrüßung anzusetzen. Doch als ich meinen Mund öffnen wollte, spürte ich nur eine Trockenheit in ihm. Wie wenn jemand meine Zunge am Gaumen festgeklebt hätte. Ich wusste einfach nicht, was ich zur Begrüßung sagen sollte.
War alles wieder wie früher? Durfte ich sie wieder meine Mam nennen? Ich kam mir nämlich eher so vor, als stünde ich vor einer Person, die mir nur flüchtig bekannt war und definitiv nicht meine Mutter sein konnte.
Seit den zahlreichen Streitereien mit meinem Vater, war unser Verhältnis mehr und mehr zerrüttet und inzwischen, seit meinem Aufenthalt in der Klinik, kam es mir so vor, die Frau, die dort vor mir stand noch nicht einmal zu kennen.
Sie berührte im Vorbeigehen sanft meine Schulter, wandte sich dann aber ab und ging zu meinem Koffer. Langsam und mit einem unverkennbaren Geräusch, zog sie den Reißverschluss zu und hob ihn hoch. Ihr Blick wanderte prüfend nochmals durchs Zimmer, wahrscheinlich um nachzusehen, ob ich noch irgendwo etwas vergessen hatte.
Dann erst wandte sie sich zu mir und ich dachte, ich könne ein kleines Lächeln über ihre Lippen huschen sehen. Doch ich erwiederte es entschlossen nicht, da ich darauf vorbereitet sein wollte, was jetzt geschah.
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When I fall apart || ABGESCHLOSSEN
Fiksi RemajaMias Leben war noch nie wirklich leicht für sie auf dieser Welt gewesen: Aufgrund ihrer stetigen Verträumtheit, ihrer Kreativität und dem frühen Tod eines ihrer Familienmitglieder, wurde sie bereits in Kindesjahren extrem gemobbt, was dann auch Spur...