▪︎Kapitel 16▪︎ Sick

41 3 0
                                    

PoV Mia

Wieder spürte ich so gut wie überhaupt nichts mehr und alles wurde schwarz.
Kohlrabenschwarz.

Als ich meine Augen langsam öffnete, hörte ich ein gleichmäßiges Piepen, was mich zumindest in diesem Moment beruhigte. Trotzdem fühlte ich noch etwas anderes, seltsames an meinem Körper und als ich über meinen Arm fuhr war er verbunden und aus meinem Handrücken ragten einige Schläuche heraus.

Bei der Berührung dieser, zuckte ich kurz zusammen, ja nun war ich mir wirklich sicher im Krankenhaus zu sein. Aber ich wollte um ehrlich zu sein nur hier heraus. Allein sein. Niemand sollte sich um mich kümmern, schließlich war ich es nicht mehr wert.

Reglos verharrte ich einige Minuten nur in meinem Krankenbett, bis ich bemerkte, dass sich Schritte meinem Zimmer näherten. Ich schaute auf und sah einige Ärzte lauthals mit meiner Mutter diskutieren, konnte aber nicht verstehen was genau sie sagten, da sie sich auf der anderen Seite meiner Zimmertür aus Glas befanden.

Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass ich meine Mutter so schreien hörte, aber wie sollte ich es schon ausblenden? Einfach nicht hinhören?
Dann sah ich wie sie wutentbrannt mit einem Finger auf mich zeigte und schnurstraks in mein Zimmer marschierte. Hinter ihr schrieen einige Ärzte sie solle zurückbleiben und sie dürfe nicht zu mir. Die nächsten Sekunden kamen mir wie in einer Art Zeitlupe vor:

Sie holte aus und schlug mir mit der Hand ins Gesicht, zumindest spürte ich meine linke Backe vor Schmerz pochen, bevor sie von einer Schar Ärzte und Pfleger zurückgezogen wurde.
Als sie sie zurückzogen schrie sie mich an :"Du bist eine Schande! Du bist nicht mehr mein Kind!"
Einer der Pfleger schrie in Richtung Rezeption :"Ruf drüben an!"
Ich war in dem Moment noch so verwirrt, dass ich überhaupt gar keinen klaren Gedanken fassen konnte, doch eines war mir klar:

Wenn ich hier jemals herauskommen würde, wäre nichts wie früher. Was mit drüben gemeint war, wusste ich ebenfalls nicht, aber es dauerte nicht allzu lange bis es mir klar wurde.

Weiter konnte ich meine Gedanken auch nicht sortieren, da eine Person, die eigentlich relativ freundlich auf mich wirkte den Raum betrat.
"Hallo, ich bin Frau Grim. Willst du dich auch mir vorstellen?", fragte sie mich mit einer leicht säuselden Stimme. Sofort war mir klar, aus welcher Ecke des Krankenhauses sie kam. Der Ort, an den ich hoffte nie zu kommen.

"Mia.", "Ich bin Mia.", antwortete ich nach einiger Zeit knapp.
"Okay, Mia, du weißt vielleicht schon warum ich hier bin.", entgegnete sie mir. Mir stand der Schock, dass es wirklich so war wie ich es befürchtet hatte wahrscheinlich ins Gesicht geschrieben und zudem brachte ich kein einziges Wort heraus.
Ich will dort nicht hin. Das war der einzige Gedanke, der durch meinen Kopf kreiste.
"Du wirst nämlich in den nächsten Stunden auf eine andere Station verlegt. Dort wirst du erst einmal eine Zeit lange bleiben, aber dort können wir dir sicherlich helfen.", schilderte sie mit ruhiger Stimme.

Eigentlich war es mir schon klar, seitdem diese Frau mein Zimmer betrat: Ich würde in die Klapse kommen. War ja eine schöne Aussicht.
"Wenn du auf deinem Zimmer bist, werde ich nochmals zu dir kommen und dir den Ablauf deiner Therapie erklären, ist das okay für dich?", hakte sie nochmals nach, aber da ich auf der einen Seite komplett schockiert und auf der anderen verwirrt war, konnte ich immernoch nicht antworten.

Ich in Therapie, hatte ich jetzt wirklich einen an der Klatsche oder warum bin ich hier gelandet? So schlimm ging es mir doch noch nicht einmal. Oder etwa doch? Verdammt, ich konnte es mir einfach nicht einmal selbst erklären.
Auf alle Fälle wusste ich, dass ich schnellstmöglich hier wieder hinaus musste. Aber die Frage, die sich stellte war: Wie? Schnell gesund werden könnte sich als schwer gestalten, da ich bisher dachte, dass ich nicht einmal wirklich krank wäre.
Was war den an mir, dass nicht normal nach Außen schien? Woher sollten die denn das mit den Spiegeln wissen?

Denn durch Untersuchungen herausfinden konnte es man es doch sicherlich nicht, oder etwa doch?
Viel Zeit zum grübeln blieb mir wieder nicht, da noch einmal zwei Ärzte in mein Zimmer kamen, um mich in dieses andere Abteil des Krankenhauses zu verlegen.
Ja, meine Mutter, sofern ich sie noch so nennen konnte, hatte Recht.
Ich bin eine Schande. Genauso wie mein Vater. Wir sind uns ziemlich ähnlich und das machte mir wirklich enorm Angst. Ich wollte nicht so sein wie er. Nie wollte ich meine Familie dermaßen enttäuschen. Lieber würde ich sterben, anstatt meine liebsten Menschen im Stich zu lassen.

Aber vielleicht waren sie ja auch gar nicht meine Liebsten? Diese Frage ließ mich erschaudern. War mir meine Familie einfach nicht mehr wichtig seitdem Vincent weg war?
Irgendwie stimmte es schon, denn wer könnte schon einen Alkoholiker und eine durchgedrehte Mutter lieben. Aber sie waren lange alles was ich hatte, nachdem mir meine positiv denkende, mit den Elfen fliegende Seite mit seinem Tod auf brutalste Weise entrissen wurde.

Seitdem ich Benni und Felix kannte, spürte ich, dass sie langsam wieder zurückkehrte, meine unbeschwerte, schöne, farbenfrohe Seite.
Sie halfen mir ungemein, mich wieder zum Leben zu bringen und was war mein Dank dafür?
Nun saß ich in einer Psychatie, abgeschottet von jeglicher Außenwelt.
Vielleicht war es ja auch nicht einmal so schlimm? Immerhin musste ich weder meine Eltern noch sonst irgendwen sehen... nein.

Klar, allein sein war schon teilweise echt schön und bis zu einem gewissen Grad konnte ich auch gut damit umgehen, aber eigentlich brauchte ich zumindest Menschen an die ich mich wenden konnte, die mich zu meinem Glück etwas zwangen.
An meinem Zimmer angekommen, stoppten die Pfleger das Bett und öffneten die Tür.

Irgendwie war mir etwas mulmig zumuteals ich die weiß gestrichenen Wände ohne richtige Einrichtung, außer eines Schrankes zu sehen bekam.
Zumindest stand noch ein weiteres Bett im Raum, was mich darauf schließen ließ, dass ich hier zumindest nicht ganz alleine vor mich hin vegetieren musste.

Die Pfleger verabschiedeten sich von mir, erklärten mir die Essenszeiten und dass ich anfangs ruhig mein Essen auf mein Zimmer bekommen würde wenn ich es wollte.
Als sie die Tür schlossen murmelte ich ein "Roomservice, na wenigstens etwas.", vor mich hin und ließ mich rückwärts auf mein Kissen fallen.

When I fall apart || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt