PoV Mia
Allgemein könnte man sagen, dass ich meinen Geburtstag nie mehr gefeiert hatte, sondern dieser Tag genauso wie jeder gewöhnlicher Tag in meinem Leben war, bloß etwas trauriger.
Die Zimmertür kannte ich ja bereits, also verabschiedete sich Lenya von mir und ich stand alleine da. Alleine vor dieser massiven Holztür, die mir auf gewisse Weise unheimlich vorkam.
Es kostete mich einiges an Überwindung anzuklopfen, aber von innen hörte ich schon die freundliche Stimme, die mich hineinbat."Hallo, Mia. Du fragst dich sicher, wie das alles hier abläuft und so weiter. Das erklär ich dir... aber setz dich bitte erst einmal.", unterbrach sie ihren Satz mit der auffordernden Geste zu einem gemütlich erscheinenden Sessel.
Nachdem ich mich setzte, erklärte sie mir zuerst, dass es hier für jede Person einen geregelten Tagesablauf gab, den man strikt zu befolgen hatte. Das war dafür gut, damit man wieder eine Struktur in seinem Leben aufbauen konnte.
Natürlich gab es viele verschiedene Arten sich hier zu beschäftigen. Einmal gab es einen Art Kunstkkurs, den man belegen konnte. Da es eigentlich eines der einzigen Dinge war, die mich neben einer Bewegungstherapie inform von Tanzen interessierte, stimmte ich zu diese in meinen persönlichen Plan aufzunehmen.
Danach erläuterte sie mir die Essenszeiten und Unwichtigeres wie Schlafenszeiten oder wann ich morgens aufstehen sollte.
Nach zahlreichen Erklärungen kam sie zur eigentlichen Sitzung zurück, da sie mir eigentlich ja hier helfen wollte. Zumindest versuchte sie es.
Aber wie arbeitete auch als Psychologin, also bekam sie sogar Geld dafür."Mia, aber ein Problem haben wir:", begann sie und ich sah wie ihr Blick ernster wurde. :"Wenn du nicht bald besser isst, müssen wir dir leider eine Sonde legen."
"Was?", entgeistert sprang ich auf. Eigentlich hätte es mir klar sein sollen, dass ich wenn ich nichts zu mir nahm wahrscheinlich eine Magensonde gelegt bekommen würde, aber trotzdem schockierte es mich, dass es bereits in wenigen Tagen so weit sein könnte."Ja, es tut mir wirklich Leid, aber bevor du uns nochmals zusammenklappst, befinden wir es als sinnvoll.", entgegnete sie mir ernst.
Die restliche Sitzung verlief eigentlich relativ gut, mir wurden persönliche Fragen über mich, mein Befinden, meine Familie und meine Freunde gestellt, aber sie legte mir zum Beispiel einige Bilder vor und ich sollte bestimmen, ob diese Figur zum Beispiel ein gesundes Gewicht hatte oder krank war.Laut ihrer Erklärung diente es dazu, festzustellen, wie man meine Symptome einordnen konnte und zugleich wie man mir am besten half.
Am Ende der Sitzung verabschiedete sie sich von mir und gab mir meinen Tagesplan für die nächste Woche. Als ich die Tür öffnete, wartete Michael, mein persönlicher Bodyguard schon auf mich, der mich dann wieder zurück auf mein Zimmer brachte.Dort angekommen, beschloss ich erstmal unter die Dusche zu steigen, da ich mich seit meiner Ankunft eigentlich nicht richtig gewaschen hatte.
Im Bad angekommen merkte ich schnell, dass nicht alles so war wie ich es für gewöhnlich hielt. Alle spitzen Gegenstände waren entfernt und selbst das Wasser ließ sich nicht allzu warm stellen. Nie hätte ich gedacht, dass Menschen auf die Idee kamen sich damit zu verbrühen aber wenn ich genauer darüber nachdachte machte es schon Sinn.Heute war kein besonders schöner Tag, obwohl mir hier nur alle helfen wollten. Trotzdem ging es mir heute nicht besonders gut: Lag wahrscheinlich daran, dass ich heute vor genau siebzehn Jahren gemeinsam mit meinem Bruder geboren wurde.
Eigentlich mochte ich die Kindergeburtstage mit der Marienkäfertorte, der Pinyata, den vielen anderen lustigen Spielen und meinen damaligen Spielkameraden immer extrem gerne, aber seit seinen Tod war es keine Tradition mehr meinen Geburtstag zu feiern.
Mein Vater trank immer noch mehr als er sowieso immer schon intus hatte und meine Mutter weinte den gesammten Tag über.Kurz musste ich an sie denken: Die Frau, die mir mein Leben schenkte wurde wortwörtlich zerstört.
Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst und wusste gar nicht was sie tat.
Das war einer der Gründe warum ich ihr die Ohrfeige im Krankenhaus nicht wirklich übel nahm.
Ich meine wer will schon sein Kind verlieren.
Auch wenn es schon so unheimlich lange her war, kam es mir noch vor als sei es gestern geschehen.Der Tag an dem er eine seiner zahlreichen Ops hatte. Er war etwas schwächer als sonst immer, das spürte ich. Den ganzen Morgen über hatte ich ein flaues Gefühl in der Magengegend, ich konnte es mir bloß in diesem jungen Alter noch nicht erklären.
Als wir im Wartezimmer saßen und einige Ärzte zu uns stießen, nahm Rebecca plötzlich aus irgendeinem Grund meine Hand.Wir Kinder wurden kurz weggeschickt, wahrscheinlich um zu vermeiden, dass wir auf ewig traumatisiert waren. Doch wir beide wussten instinktiv was vor sich ging: Wenig später sah ich meine Mutter mit verweinten Augen zu uns kommen. Sie kniete sich vor mich auf den Boden und nahm meine kleinen Hände auf ihren Schoß.
"Meine Kleine, du musst jetzt ganz stark sein", waren ihre Worte, an die ich mich wahrscheinlich mein restliches Leben lang zurück erinnern würde. :"Dein Bruder ist jetzt über die Sternenbrücke in den Himmel gegangen.", hatte sie es versucht kindgerechter unter Tränen zu umschreiben. Eine Weile lang verstand ich es einfach nicht, ich konnte einfach nicht begreifen, dass er weg war.
Meine Mutter stand mit uns auf und ging zu einem rießigen Glasfenster der Klinik. "Seht, dort, da oben ist er jetzt, einer der vielen hellen Sterne", erklärte sie mir und Rebecca.Oft fragte ich meine Mutter nach ihm, wo er denn sei, was er denn mache, aber jedes Mal wurde sie bei meinen Fragen trauriger und trauriger.
Als Kind verstand man die Welt nicht so wirklich und wahrscheinlich war es auch besser so, ein natürlicher Schutz vor dem Unheil, das aber trotzdem vor niemandem halt machte.Durch ein Klopfen an der Tür wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Natürlich! Ich hatte ganz vergessen, dass ich mich nur eine bestimmte Zeit lang im Bad aufhalten durfte.
Wegen der Angst ich könnte etwas finden mit dem ich Suizid begehen könnte.Zwar hörte ich das Klopfen, aber ignorierte es, da es mir eigentlich sowieso egal war, wann ich hier rauskam. Für die meisten Menschen war es wahrscheinlich besser, wenn ich hier für immer eingesperrt wäre.
Wieder wurde mir etwas schummrig, als ich versuchte mir ein Shirt überzuziehen.Plötzlich hörte ich wieder eine Stimme, diese Stimme, seine Stimme. Ich sah in den Spiegel und stand wieder Auge in Auge mit ihm, meinem Bruder.
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When I fall apart || ABGESCHLOSSEN
Teen FictionMias Leben war noch nie wirklich leicht für sie auf dieser Welt gewesen: Aufgrund ihrer stetigen Verträumtheit, ihrer Kreativität und dem frühen Tod eines ihrer Familienmitglieder, wurde sie bereits in Kindesjahren extrem gemobbt, was dann auch Spur...