PoV Mia
Plötzlich konnte ich im Spiegel noch etwas anderes erkennen. Mein Herz pochte bis zu meinem Hals. War ich nun etwa komplett geisteskrank?
Ich schüttelte meinen Kopf, um sicherzugehen ob ich wirklich gerade das sah was ich dachte zu erblicken.War ich jetzt etwa komplett verrückt geworden? Warum sah ich es? Warum sah ich ihn? Hinter meinem Spiegelbild winkte mir jemand zu. Die Person müsste eigentlich hinter mir stehen, aber als ich mich panisch umdrehte, konnte ich niemanden erkennen.
Er. Er stand einfach nur hinter mir und winkte. Eigentlich hatte ich ihn doch verloren. Ich hätte gedacht ihn nie wieder zu sehen. Warum? Was geschah mit mir?Dann riskierte ich nochmals einen Blick in den Spiegel und sah ihn näher kommen. Immer und immer näher. Vor meinen Augen bildeten sich schwarze Punkte und mir wurde ganz schummrig.
Dann wurde alles um mich herum ganz schwarz.*einige Minuten später*
Langsam sah ich meine Augenlieder etwas flattern, aber wollte beziehungsweise konnte nicht mehr aufstehen. Nach einigen Minuten schaffte ich es mit vereinten Kräften meine Augen zumindest etwas mehr zu öffnen und fand mich auf dem kalten Boden unseres Bades wieder.
Als ich versuchte mich schnell wieder aufzusetzen, merkte ich erst, wie sehr mein ganzer Körper schmerzte.
Ein stechender Schmerz durchzuckte meinen gesammten Körper: Panisch sah ich meine Gliedmaßen genauer an und merkte, dass mein Knie etwas blutig war.Ich musste für einige Stunden weg gewesen sein!
Doch die Uhr, die ich immer bei mir trug, sagte ich wäre vielleicht eine halbe Stunde hier gelegen.
Mein Kopf dröhnte, wie wenn ich die ganze letzte Nacht durch getrunken hätte. Aber nein, ich trank nichts.
Meine Beziehung zu Alkohol war noch nie besonders gut gewesen:
Vor allem wurde ich durch meinen Vater geprägt, zumindest bei dieser einen Sache. Wenn er trank wurde er aggressiv, schlug um sich und noch schlimmeres.Nein, ich trank noch nie und ich hatte mir es auch geschworen nie zu beginnen, da ich meinen Mitmenschen ihr Leben ungern zur Hölle machen wollte.
So war ich einfach nicht.
Behutsam rappelte ich mich auf und setzte mich erstmal hin. Um etwas Kraft zu tanken, damit ich wieder auf meinen Beinen stehen konnte.
Schließlich musste ich mir heute selbst etwas zu Essen kochen, weil meine Mutter Nachtschicht hatte und mein Vater einmal wieder weiß Gott wo war.Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Hunger, aber so langsam musste ich dringend einmal wieder etwas Essen, um nicht noch einmal Geister zu sehen, oder ohnmächtig zu werden.
Wäre eigentlich doch ganz einfach. Warum war es mir eigentlich so wichtig nicht zu viel Nahrung aufzunehmen? Ich wusste doch eigentlich, dass es meinem Körper augenscheinlich nicht gut dabei ging.
Was sollte das eigentlich: Warum um alles in der Welt hasste ich meinen Körper dermaßen? Konnte das überhaupt noch gesund sein?
Genervt von mir selbst und der gesammten Welt machte ich mich auf den Weg zurück in mein Zimmer.
Fast rasend vor Wut über mich selbst, packte ich die Schere und warf sie in einem hohen Bogen einige Meter weg von meinem Bett.Warum musste ich denn so sein?
Irgendwie wurde mir wieder etwas schummrig. Da ich dachte mich übergeben zu müssen, rannte ich so schnell wie es ging wieder zurück ins Bad.
Dort angekommen beugte ich mich über die Kloschüssel und hörte plötzlich etwas. Es war ohne Frage eine Stimme. Seine Stimme!
Da ich eigentlich allein zuhause war, sah ich mich panisch nach der sprechenden Person um.Als mein Blick durch das Zimmer schweifte blieb er an einem Gegenstand im Raum hängen.
Mein Atem stockte und ich bagann zu zittern. Was war nur los mit mir?
"Bleib.", forderte mich die Stimme auf, als ich aus dem Raum flüchten wollte. "Es ist schön dich wiederzusehen Prinzessin", fügte die Stimme im Spiegel hinzu.
"Was? Warum... warum bist du hier? Was soll das? Du bist doch gestorben.", stotterte ich als Antwort zurück.
"Vertrau ihr nicht! Vertrau ihr niemals!", gab mir die Person im Spiegel zu verstehen und verschwand einfach. "Wem? Wem soll ich nicht trauen?", schrie ich der verschwundenen Person nach.
Nein! Er konnte mich jetzt nicht einfach schon wieder alleine lassen!"Neeein! Bitte! Bitte verlass mich nicht!", schrie ich ihm nach während Tausende und Abertausende Tränen meine Wangen hinunterflossen. Bildete ich mir das nur ein? Sprach er nun wirklich mit mir oder bildete ich es mir nur ein, weil ich ihn so sehr vermisste. Jedenfalls wusste ich, dass es höchstwahrscheinlich keine wissenschaftliche Erklärung für sprechende Spiegel gab, oder etwa doch?
Noch nie hatte ich von soetwas gehört, also musste es eigentlich pure Einbildung sein, oder? Warum war ich mir darbei eigentlich so extrem unsicher?
Eine Weile stand ich noch vor meinem Spiegel. Eigentlich in der Hoffnung ihn nochmal sehen zu dürfen, obwohl mir klar war, ihn so schnell nicht mehr zu Gesicht zu bekommen.Vincent war mein Zwillingsbruder. Er war mein ein und alles. Wir waren, was wohl typisch für viele Zwillige ist, ein Herz und eine Seele. Ja, wir entwickelten sogar diese Feenwelt, in der ich jetzt so gerne wäre. Es war unsere Idee, unsere Welt, unser klitzekleines Universum. Alles war perfekt.
Bis zu dem Moment an dem ich merkte, dass etwas mit ihm nicht stimmte, er wurde immer schwächer und kränker. In diesem Alter, wusste ich noch nicht ganz, was die Erwachsenen mit Krebs meinten, aber inzwischen wusste ich es sehr gut. Eine Krankheit, die sich leise anschlich und aus dem Hinterhalt angriff.
Er bekam wirklich von heute auf morgen seine Diagnose und dann hieß es von Krankenhaus zu Krankenhaus ziehen. Immer zusammen mit der Familie meiner Cousine, Rebecca, die stehts an unserer Seite waren. Trotzdem, obgleich der Unterstützung der gesammten Familie, war die Krankheit einfach zu stark für ihn.
Letztendlich verlor er den Kampf und somit verlor ich ihn. Einige Zeit lang war ich böse auf ihn, weil er mich verließ, inzwischen wusste ich, dass er keine andere Wahl hatte als zu gehen. Seit seiner Beerdigung, sah ich die Familie meiner Cousine nie wieder. Bis heute wusste ich nicht, was zwischen meinen Eltern und ihren vorgefallen war. Ich wusste nur, dass ich sowohl Vincent als als auch meine Cousine enorm vermisste.
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When I fall apart || ABGESCHLOSSEN
Teen FictionMias Leben war noch nie wirklich leicht für sie auf dieser Welt gewesen: Aufgrund ihrer stetigen Verträumtheit, ihrer Kreativität und dem frühen Tod eines ihrer Familienmitglieder, wurde sie bereits in Kindesjahren extrem gemobbt, was dann auch Spur...