▪︎Kapitel 17▪︎ Alone?

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PoV Mia

Als sie die Tür schlossen murmelte ich ein "Roomservice, na wenigstens etwas.", vor mich hin und ließ mich rückwärts auf mein Kissen fallen.

Einige Minuten lag ich einfach nur da, schaute an die Decke und machte absolut nichts. Gar nichts.
Dann schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte Kyra versprochen mich heute mit ihr zu treffen. Was würde sie nur tun wenn ich nicht kommen würde? Wusste sie das mit der Psychatrie?

Ich musste umbedingt hier raus. Irgendwie mochte ich sie wirklich, aber teilweise konnte ich ihre Aktionen nicht einschätzen, zum Beispiel das mit dem Würgen. Vielleicht, ja vielleicht hatte sie einfach nur extreme Angst um mich, dass sie mich so vor mir selbst schützen wollte? Eigentlich war sie ja kein böser Mensch.

In der Regel wusste ich es sofort. Irgendwie sah man es einer Person an, wenn sie einen entweder hasste oder ganz gut ausstehen konnte. Kyra war anders, ich konnte sie nicht einschätzen.
Aber vielleicht fand ich ja die liebe Dame von vorhin, die mich in die Psychatrie einwieß und konnte mit ihr verhandeln, dass ich nochmals rausdurfte oder zumindest fragen ob ich Besuch empfangen konnte.

Also bewegte ich mich schnurstraks Richtung Tür, sah aber dann jemanden aus dem Bad rauskommen.
Kurz bevor sie in mich reinstieß, blieb die andere Person stehen und musterte mich.
Man sah ihr an, dass ihr dieses Aufeinandertreffen sehr unangenehm war. Wahrscheinlich weil sie nur ein Handtuch um ihren Körper gewickelt hatte.

Ein Mädchen, etwa in meinem Alter, vielleicht ein zwei Jahre älter und um einiges größer als ich stand vor mir. Ihr langes schwarzes Haar hing tropfend über ihren Schultern.
Bevor ich etwas zu ihr sagen konnte,
verschwand sie schnell wieder im Bad und verschloss die Tür hinter sich. Naja, ich würde es wahrscheinlich auch seltsam finden, wenn einfach so eine Person in meinem Zimmer stehen würde, vor allem wenn ich nichts anhätte.

Schulterzuckend verließ ich das Zimmer und stand in einem riesigen Gang. Einige Sekunden lang versuchte ich mich irgendwie zumindest im Ansatz zu orientieren, doch dann gab ich es auf und suchte einfach blindlings los.
Ich inspizierte jedes kleine Täfelchen vor jeder Tür, bis ich endlich den Namen lesen würde, den ich finden wollte. Leider stellte sich das als noch schwerer heraus als gedacht, doch fragen wollte ich hier auch niemanden.

Die meisten Menschen die an mir vorbeigingen, waren entweder gestresst wirkende Angestellte des Krankenhauses, oder Patienten, die ihren Blick größtenteils auf den Boden gerichtet hatten, um mir nicht in die Augen sehen zu müssen.
Plötzlich tippte mich eine Person an der Schulter an. "Suchst du jemanden?", fragte mich ein kleines Mädchen freundlich.

"Also ich kenn mich hier einigermaßen aus, soll ich dir helfen?", hakte sie nochmals nach.
"Ach ja, ich bin übrigens Lenya, aber nenn mich gern Lenni, so nennen mich eigentlich alle. Und wie heißt  du?", erklärte sie mir sofort mit einem lieblichen Unterton in ihrer hohen Stimme. Um ehrlich zu sein sprach sie mir eine Spur zu schnell und ich konnte nicht einmal halbwegs alles aufnehmen, was sie mir gerade erzählt hatte.

Trotzdem versuchte ich ebenfalls so nett zu ihr zu sein, wie sie es zu mir war. Anders glaubte ich konnte man zu diesem putzigen Lockenkopf mit ihren charmanten Sommersprossen und dem breiten Grinsen überhaupt nicht sein.
So eine Person in einer Psychatrie zu finden wäre mir niemals in den Sinn gekommen.

"Also, ich bin Mia und suche Frau
Grim, weißt du zufällig wo sie sein könnte?", fragte ich sie vorsichtig.
Daraufhin redete sie wie ein Wasserfall auf mich ein und nach ungefähr fünf Minuten wusste ich wo sich genau welches Zimmer in dieser Abteilung befand. Also zumindest dachte sie, ich würde es anhand ihrer doch sehr ausführlichen Erklärung wissen. Als ich sie dann weiterhin nur verwirrt ansah, nahm sie mich am Handgelenk und lächelte ein "Komm mit, ich zeigs dir."

Ganz am Ende des Ganges standen wir vor einer Tür mit der Aufschrift, Frau Grim und stolz klopfte der kleine Sonnenschein an der massiven Holztür.
"Herein", hörte ich von innen rufen und so schnell ich mich versehen konnte, stand ich auch schon im Zimmer.

"Bis nachher.", hörte ich Lenni rufen und die große Tür fiel ins Schloss.
"Setz dich ruhig.", forderte mich die Psychologin auf, die gerade noch in zahlreichen Akten ziellos herumblätterte und sich ab und an etwas aufschrieb.
Bis sie fertig war, musterte ich den Raum. Er war in einem hellen orange gestrichen, wirkte mit seiner minimalistischen Einrichtung bestehend aus zwei Bücherregalen, einem Schreibtisch und einem Wasserkocher, welcher wahrscheinlich für Tee gedacht war, sehr freundlich und er passte definitiv zu dieser Psychologin.

"Mia? Erde an Mia?", lächelte sie und als ich wieder zu ihr blickte, zog sich ihr Lächeln in ein breites Grinsen.
"Du musst mir ja nicht zuhören.", schmunzelte sie und fügte hinzu "Was führt dich zu mir?"
Anscheinend verschluckte ich meine Worte etwas, aber ich entgegnete :"Dürfen mich Menschen besuchen und wann kann ich wieder raus?" Sie sah mich etwas entgeistert an und dachte wahrscheinlich meine Aussage sei ein Scherz, da sie wieder begann zu lachen, als sie verstand, dass ich es wirklich genauso meinte entgegnete sie mir mit ernster Miene:

"Nein, nein, also bei uns läuft das so: Da du ja erstmal als akuter Fall eingestuft, das heißt du bleibst desweiteren in der geschlossenen Abteilung. Zumindest solange, bis wir wissen ob wir deinen Fall auch ambulant, heißt von Zuhause aus behandeln können.
Derzeit muss ich aber sagen, dass es nicht danach aussehen würde. Tut mir Leid, aber du musst erst wieder normal essen."

Aus irgendeinem Grund machten mich diese Worte wütend. Als wäre ich ein unmündiger Mensch, der gar kein Mitspracherecht und keine Meinung zu seinem eigenen Leben hätte. "Das... das können sie nicht machen!", schrie ich entsetzt auf. "Sie können mich hier nicht festhalten!"
"Du lässt uns leider keine andere Wahl, aber ich weiß, dass du es schaffen wirst.", versuchte sie mich zu beruhigen. Doch da gab es nichts mehr, was man noch in mir besänftigen konnte.

Ich rannte aus der Tür und schlug sie mit einem lauten Knall hinter mir zu. Nein, einsperren würde ich mich niemals lassen. Da ich schon einige Blicke, sowohl von Pflegern als auch Mitpatienten auf mich gezogen hatte, beschloss ich, einfach einen Plan zu entwickeln, wie ich still und heimlich hier entwischen konnte.

When I fall apart || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt