▪︎Kapitel 8▪︎ Chaos

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PoV Mia

Vielleicht hatte sie Recht? Vielleicht sollte ich wirklich nicht gleich immer so dramatisch werden. Naja, irgendwie musste ich ihr zustimmen: Meine Probleme waren unnötig und eigentlich gar nicht der Rede wert.

              *nächster Morgen*

Die zornigen Worte meiner Mutter rissen mich aus meinem überraschend doch seelenruhigen Schlaf, der wahrscheinlich nur wegen meiner gestrigen nächtlichen Aktion so gut war.
"Mia! Verdammt! Warum bist du denn noch hier?! Du solltest doch schon längst in der Schule sitzen!", schrie sie mich an.

Ich rieb mir den Schlaf etwas aus den Augen und blickte mismutig erst zu meiner wutentbrannten Mutter und danach auf meinen Handywecker, da ich mir eigentlich sicher war diesen am gestrigen Tage noch angestellt zu haben. Dachte ich zumindest.
"Was glotzt du denn noch so blöd? Komm jetzt! Steh endlich auf! Ich fahr dich schnell in die Schule, damit du nicht den gesammten Unterricht verpasst.", schnauzte sie mich an, da ich immernoch völlig verwirrt auf meinem Bett saß.

Plötzlich, nachdem ich realiesierte, dass es bereits acht Uhr morgens war und meine Schule um halb acht begann, sprang ich wie von der Tarantel gestochen auf und eilte, so schnell wie es mir möglich war, zum Schrank.
Immernoch halb schlaftrunken, halb mit Adrenalin vollgepumpt, riss ich die obesten Kleidungsstücke meiner jeweiliger Stapel heraus und zog sie an.

Mit meiner Zahnbürste im Mund, stolperte ich die Treppen, wohl eher die Todesfalle, zuminest mit einem Stück Holz im Mund herunter und sprang ins Auto. Die gesammte Fahrt über saß ich imauf dem Beifahrersitz, neben meiner Mutter, wechelte aber nicht ein einziges Wort mit ihr.
Klar war ich ihr extrem dankbar, dass sie mich aufgeweckt hatte und nun sogar in die Schule fuhr.

Trotzdem machte es den Streit, beziehungsweise die gesammte Angelegenheit mit meinem Vater auch nicht umbedingt ungeschehen. Dafür hatte ich eigentlich vor ihnen erstmal etwas aus dem Weg zu gehen und sie zu ignorieren. Ich könnte ihre ständigen Streitigkeiten einfach nicht mehr ertragen. Nein. Ich wollte sie nicht mehr ertragen.

An meiner Schule angekommen, bedankte ich mich trotzdem bei meiner Mutter, die es mit einem Murren beantwortete. Ich packte meinen Rucksack und verließ das Auto.
Schnell eilte ich durch den Pausenhof, durch die große Schulaula, bis zu meinem Klassenzimmer. Davor angekommen klopfte mein Herz wie verrückt. Es brauchte wirklich einiges an Mut meinerseits, doch mitten in einer Unterrichtsstunde einzutreten.
Als ich den Raum betrat hörte ich einige Mädchen tuscheln. "Kann sie etwa die Uhr nicht lesen?" "So dumm kann man doch nicht sein." "Ist das peinlich.", konnte ich auffassen, mehr aber auch nicht.

Meine Augen glitten über meine Mitschüler zu meiner Englischlehrerin, die mich ebenso abfällig ansah.
"Und was ist deine Ausrede?", fragte sie mich entnervt und rollte ihre Augen. Ich stammelte :"Es tut mir wirklich sehr Leid... aber ich... emmm... ich hab verschlafen", vollendete ich nervös meinen Satz.
"Aha, da hab ich aber schon bessere Ausreden gehört. Setz dich.", antwortete sie mir mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Ben und Felix begrüßten mich kurz, nahmen aber sonst keine Notiz von mir. Was auch logisch war, da wir soeben Unterricht hatten.
Plötzlich hörte ich meinen Magen knurren. Naja, war auch eigentlich logisch, da ich gestern mein Abendessen wegließ und heute mein Frühstück auch vergaß.

Klar war es keine Absicht von mir nichts zu essen, aber es fühlte sich wirklich gut an. Zumindest spürte ich mal wieder dieses Gefühl, dieses Stechen in meinem Bauch, das ich definitiv nicht das erste Mal hatte.
Wie ein alter Bekannter begrüßte es meinen Körper.
Natürlich war ich nicht mehr untergewichtig, aber ein Problem mit meiner Nahrung hatte ich irgendwie schon immer. Eine Zeit lang, meistens wenn ich Stress hatte, magerte ich schnell etwas ab.

Ben drehte sich zu mir und fragte mich, ob alles okay wäre, da mein Magen so laut knurrte. Nur er und Felix wussten von meinem Problemchen mit der Essensaufnahme. Meine Eltern zum Beispiel nahmen es überhaupt nicht wahr, da sie ständig zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren und nicht mit mir, ihrer eigenen Tochter.
Dieser Gedanke ließ mich ein Stechen im Herzen spüren und mich etwas zusammenzucken.

"Mia Haller, dir geht es nicht gut. Das sehe ich doch. Ich bin ja nicht blind", flüsterte er mir zu und musterte mich mit einem sehr besorgten Blick.
"Nein, mir geht es gut, wirklich.", antwortete ich ihm und sah wieder zurück an die Tafel, sodass ich ein solches Gespräch nicht führen musste. Ich spürte Tränen in meine Augen steigen, sah aber an die Decke, um sie besser unterdrücken zu können.

Ich wollte niemanden noch mehr Probleme aufhalsen, außerdem wusste ich überhaupt nt wie ich es erklären sollte oder ob ich es überhaupt erklären sollte.
In der Pause versuchte mich Ben nochmals davon zu überzeugen, dass ich ihm doch alles erzählen könnte, was mir auf dem Herzen lag.
Aber was sollte ich ihm denn erzählen? Eine Person, die dir wirklich wichtig ist, hat gestern mit dem Gedanken gespielt sich selbst zu verstümmeln und hungert wieder etwas.

Niemand will das von einer nahestehenden Person hören, also hielt ich meinen Mund und beteuerte ihnen, dass es mir wirklich gut ging.
Letztendlich ließen sie auch davon ab, da sie wahrscheinlich wussten, dass sie heute aus mir nichts herausbekamen.
"Anderes Thema, morgen bekommen wir eine neue Schülerin in unsere Klasse.", begann Felix das Thema zu wechseln. "Was? Mitten im Schuljahr? Warum denn das?", fragte Ben ihn überrascht.

Er zuckte nur mit den Schulter und antwortete :"Wahrscheinlich Umzug, oder so etwas in dieser Richtung. Aber ich bin wirklich gespannt..."
"... wie sie aussieht?", vollendete ich kichernd seinen Satz.
Er stritt sofort ab, es so gemeint zu haben, doch seine kläglichen Versuche es uns zu erklären, scheiterten hoffnungslos und ich machte mich mit Ben immer mehr über ihn lustig. Der Weg, wie er es abstritt es so gemeint zu haben, war einfach zu komisch.

Am Ende kugelten wir uns vor Lachen und rieten wie sie denn aussehen würde oder ob wir sie sogar kennen würden. Letztendlich schloss ich mit Ben sogar eine Wette ab, dass sie wahrscheinlich eine ziemliche Zicke war und sich sofort Sinas Gruppe anschließen würde.

When I fall apart || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt