▪︎Kapitel 10▪︎ Surprise

49 4 0
                                    

PoV Mia

"Nicht weinen Prinzessin, du musst jetzt schlafen, wir müssen morgen wieder in die Schule.", erklärte er ruhig, knipste das Licht aus und legte sich auf die Couch.

Wieder einmal weckte mich ein nerviger Ton meines Handys, diesmal war es aber Benjamins und nicht meines, da ich wahrscheinlich sowieso wieder vergessen hätte mir einen Wecker zu stellen.
Als ich meine Augen langsam öffnete, blickte ich in Benjamins rehbraune Augen.
"Morgen. Du musst langsam aufstehen. Wir müssen in zwanzig Minuten los.", erklärte er mir knapp.
Schlaftrunken nickte ich und setzte mich auf. Wie gewöhnlich machte ich mich für die Schule fertig. Als wir die Treppe hinuntergingen, sah ich meine Mutter nicht wie gewöhnlich am Tisch sitzen.
Vielleicht machte sie einmal wieder einige Überstunden, um unsere Familie zumindest mehr oder weniger um die Runden zu bringen.
"Können wir?", fragte mich Benjamin, der meinen Rücksack schon für mich bereit hielt. Gemeinsam verließen wir das Haus und stiegen in den Bus, welcher an der Straße schon auf uns wartete.
Als wir einstiegen hörte ich Sina ein empörtes :"Die macht sich wirklich an jeden ran!", zischen, welches ich aber gekonnt ignorierte, da mich ihre Meinung einfach nicht die Bohne interessierte.
"Die ist doch nur neidisch.", witzelte Benjamin und ich boxte ihn für diese enorm dumme Aussage in die Seite.
An der Schule angekommen, stiegen wir aus und begaben uns in die große Pausenhalle. Dort winkte uns schon Felix entgegen, den wir beide auch noch herzlich umarmten, bevor wir das Klassenzimmer betraten.
"Die Neue kommt doch heute, oder?", hakte Felix nochmal nach und ich erinnerte mich auch daran, dass heute eine neue Schülerin in unsere Klasse kommen würde.
Plötzlich hörte ich ein relativ Lautes "Hallo." durch den Raum hallen und als ich mich umdrehte bekam ich einen kurzen Schreck.
Kyra. Es war Kyra. Die neue Schülerin war Kyra. Warum wusste ich nichts davon? Warum sagte sie es mir nicht?
Erst nachdem sie direkt neben mir stand, bemerkte sie mich und seuselte ein "Heyyyy, schön dich mal wieder zu sehen." zu mir und zwinkerte Felix zu.
Mei Herz pumpte immernoch mehr als vorher: Vielleicht war es die Wut auf sie oder doch die Überraschung und Freude sie wiederzusehen?
Ich wusste es einfach nicht. Ich hatte schlichtweg keine Ahnung.
"Könnt ihr bitte etwas Platz machen Jungs? Ich würde mich gerne neben meine Freundin setzen.", erklärte sie mit einem bestimmten Unterton, der Benjamin anscheinend gar nicht gefiel.
"Du kannst dich ja zu denen nach hinten setzen.", murrte er und deutete demonstrativ auf Sina.
"Benni, bitte.", bat ich ihn, einen Sitz weiter zu rücken, damit sich Kyra neben mich setzen konnte.
"Na gut.", gab er genervt zurück und rückte auf den anderen Stuhl.
"Dankeschön.", seuselte Kyra schon wieder.
Einige Zeit schwiegen wir uns alle einfach an und irgendwie konnte ich schon spüren wie genervt meine Freunde von Kyra sein mussten.
Die Stille würde glücklicherweise kurz darauf von meiner Englischlehrerin gebrochen, die die Tür mit einem "Einen wunderschönen guten Morgen beisammen.", öffnete und schnellen Schrittes ans Pult ging.
Da wir in der ersten Reihe saßen, fiel ihr die neue Schülerin sofort auf.
"Willst du dich nicht einmal vorstellen?", fragte sie Kyra leicht angenervt und deutete mit ihrem Arm nach vorne neben die Tafel.
Langsam erhob sich Kyra also und schlich nahezu auf den ihr gezeigten Platz.
"Ja, also hallo, ich bin Kyra Weiß, bin siebzehn Jahre alt, gerade frisch hergezogen und sonst gibt es auch nicht so viel über mich zu erzählen.", erklärte sie kurz und knapp, während, die Jungs die sich für ganz cool hielten leicht pfiffen, was ihnen einen todbringenden Blick von Kyra bescherte.
Irgendwie fazinierte mich ihr sicheres Auftreten. Sie wirkte einfach bei jeder kleinsten Aktion enorm selbstsicher und strahlte dies auch so aus.
"Du kannst deinen Mund wieder zumachen.", flüsterte sie mir leise zu und setzte sich wieder auf ihren Platz, neben mich.
Ich merkte meine Wangen etwas rot werden und ich begann zu schwitzen. Verdammt, denkt sie jetzt vielleicht, ich wolle etwas von ihr? Denn nein, will ich nicht, sicher nicht. Außerdem bin ich doch nicht einmal an einer Beziehung oder etwas derartigen interessiert, oder etwa doch?
Etwas geschockt von mir selbst, dass ich überhaupt über so etwas nach dachte, verneinte ich diese Frage und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren.
Nach der Stunde versuchte ich möglichst schnell den Raum zu verlassen, da mir die Situation von vorhin einfach enorm peinlich war.
Warum muss ich eigentlich so sein? Warum bin ich so? -Das bin nicht ich und ich will auch nicht so sein.
Seit wann intressierte ich mich allgemein für andere Menschen.
Ein Klopfen auf meiner Schulter riss mich aus meinen Gedanken.
Als ich mich umdrehte sah ich direkt in Kyras eisblaue Augen, die mir definitiv zuerst etwas Angst einjagten.
"Alles gut bei dir? Du bist heute irgendwie so... naja komisch.", bemerkte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, was oder ob ich überhaupt etwas auf ihre Aussage antworten sollte und nuschelte nur ein :"Hab schlecht geschlafen."
Mit einem hönischen Grinsen hakte sie sofort nach :"Mit wem denn? Oder ist dir das etwa zu privat?"
Verwirrt und etwas angeekelt von ihrer Denkweise schüttelte ich meinen Kopf. Nein, natürlich hatte ich mit niemanden geschlafen, mir ging es bloß in letzter Zeit nicht so gut und Benjamin übernachtete deshalb bei mir. Aber so konnte ich es ihr sicherlich nicht erklären. Nie wieder wollte ich mit ihr über meine Probleme sprechen, sie würde sie doch sowieso durch den Dreck ziehen.
Benjamin stieß zu uns hinzu, ignorierte Kyras Anwesenheit komplett und fragte mich, ob er heute nochmal bei mir pennen sollte, oder ich bei ihm bleiben wollte.
Einen schlechteren Zeitpunkt hätte er sich irgendwie auch nicht aussuchen können, oder?
Kyras Grinsen würde immer größer und flüsterte mir zu :"Du hast einen guten Geschmack, den würde ich auch gerne flachlegen."
"Nein. Nein! Es ist nicht so wie du denkst... ich ich will nichts von ihm. Ich meine er ist mein bester Freund.", stritt ich ihre Aussage sofort energisch wieder ab. Ich wollte nicht, dass sie so von mir denkt. Aber nun tat sie es anscheinend, habe ich ja grandios hinbekommen.

When I fall apart || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt