PoV Mia
"Schätzchen, du hast nichts zu hinterfragen.", lächelte sie verschmitzt: "Deine Aufgabe ist zu tun, was ich dir auftrage. Nicht mehr und nicht weniger."
Ich sah zu ihr und schüttelte den Kopf, nein, ich würde nicht machen, was sie von mir verlangte. Um ehrlich zu sein, wusste ich in diesem Moment selbst nicht, woher ich diesen plötzlichen Mut hatte, aber es fühlte sich einfach richtig an.
"Doch wirst du.", gab sie mir zurück: "Oder willst du etwa deine Katze nie wiedersehen."Erschrocken sah ich zu ihr auf. Meine Katze, mein ein und alles. Sie würde es nicht wagen ihr etwas anzutun, oder etwa doch?
"Hast du Moarle etwas angetan?! Ich bring dich um wenn ja!", schrie ich ohne nachzudenken auf und versuchte auf sie loszugehen.
Doch ich hatte keine Chance: Sie war um einiges stärker als ich und somit drückte sie mich wieder zurück.
"Wir wollen hier doch nicht gleich aggressiv werden.", zischte sie mich an.Immernoch wütend auf sie, musste ich mich dann aber doch geschlagen geben.
"Okay, was willst du von mir?", murrte ich also.
"Das hört sich schon besser an.", stellte sie auf: "Du musst alles machen, was ich dir sage."
"Okay.", gab ich geschlagen als Antwort.
Was sie nur von mir wollte? Warum sollte genau ich für sie nützlich sein?
"Gut.", antwortete sie mir. "Als erstes verbiete ich dir Kontakt mit den zwei aufzunehmen, mit denen du immer rumhängst, wie heißen sie noch gleich?"
"Benjamin und Felix?", fragte ich erschrocken."Ja, genau die meinte ich doch.", antwortete sie mir bestimmt.
"Wenn du jemanden von unserer Abmachung erzählst, mach ich dich kalt Mia, darauf darfst du wetten.", erklärte sie mir weiter. Ohne ein Wort anzufügen verließ sie den Raum und ließ mich ganz alleine sitzen.
Einige Minuten, vielleicht sogar eine Stunde saß ich einfach da. Wie genau war ihre Reaktion nun zu sehen? Was wollte sie eigentlich von mir? Und was wohl am Wichtigsten war: Warum ich?-Sie könnte doch mit ihrem Charm und ihrem perfekten Aussehen auch wichtigere Menschen beenflussen.
Also nicht jemanden wie mich.
Natürlich war sie nicht die einzige, die mich je versuchte für ihren Zweck zu nutzen, doch bisher wurde ich höchstens einmal gezwungen mein Shirt vor der Klasse auszuziehen.Bei diesem Gedanken schauderte mein gesammter Körper. Dieses Erlebniss machte meine alte Schule wirklich unvergesslich für mich. Und naja, eigentlich dachte ich bisher noch nicht einmal daran, es könnte sich irgendwie auf meine Psyche ausgewirkt haben.
Es war ein ganz gewöhnlicher Tag circa in der siebten, vielleicht auch achten Klasse. Ein Tag, wie jeder andere in diesem Einheitsbrei zwischen Freizeit und Schule: Am Morgen stand ich auf, aß etwas, duschte, frühstückte und stieg in meinen Bus.Schon sehr ungewohnlich für mich, all diese Tätigkeiten am gleichen Tag, hintereinander durchführen zu können.
Doch als ich in der Schule ankam und mein Klassenzimmer betrat, kicherten bereits einige meiner Mitschüler. Ich dachte mir nichts dabei, immerhin war ich doch noch nie die Beliebteste oder genoss ein besonders hohes Ansehen in meiner Klasse.Schlagartig wurde mein Tag aber von einem Jungen namens Daniel geändert: Urplötzlich, bis heute wusste ich noch nicht einmal wieso genau, stieß er mich gegen eine Wand und hielt mich an den Armen fest. Ich versuchte mich zu wehren, mich aus seinem Griff zu befreihen, doch es wollte mir einfach nicht gelingen.
Einige Menschen versammelten sich um mich und mit jeder Person, die hinzu kam, bekam ich mehr Angst, nein eher Panik.Seine Worte an mich waren nur: "Na, dein toller Bruder kann dich wohl jetz nich mehr retten!" Immer wieder und wieder hallten diese Worte in meinem Kopf. Ein eiskalter Schauer lief über meinen Rücken. Plötzlich befahl er mir, mich auszuziehen. Ich schrie, schlug um mich, hielt meine Kleidung fest, doch es brachte mir gar nichts. Die Menge um mich tobte und brüllte, oder waren es anfeuernde Rufe? So genau konnte ich mich nicht mehr daran erinnern.
Ich fühlte einige Tränen über meine Wangen rinnen. Ich war so hilflos, nicht mehr mächtig über mein Leben, nein ich hatte die Kontrolle in jenem Augenblick verloren.Er schrie mich an. Ich hörte nur seine Schreie, seine Aufforderung, seinen Willen, was mit meinem Körper geschehen sollte - dann riss er mir mein Shirt vom Leibe, was zu enormen Gelächter meiner Mitschüler führte.
Im Augenwinkel sah ich eine Person auf mich zustürmen. Sie riss ihn von mir weg, als er sich gerade an meinem Bh zu schaffen machen wollte. Bis zu dem Augenblick kannte ich die Person nicht. Jemand der auf meiner Seite stand. Ungewöhnlich. Normal waren alle in der Regel gegen mich. Gegen mich, meine Werte, gegen alles an mir.Zumindest war es bei den meisten meiner Mitschüler so.
Meine Lehrer, wie auch meine "Retterin" mochten mich teilweise. Doch den meisten war ich eine Spur zu unaufmerksam und naja irgendwie verschlossen, wie meine Mutter auf einem der Elternsprechtage erfuhr.
"Hey, em Mia? Hörst du mir zu?", fragte mich plötzlich eine Stimme und ich fuhr zusammen. Mein Blick schoss durch den Raum, in die Richtung der Tür. Dort sah ich glücklicherweise nur meine Therapeutin und keinen weiteren ungebetenen Gast, wie Kyra einer war."Würdest du mir in mein Büro folgen?", forderte sie mich mit ihrer alltäglichen trillernden Stimme auf. Diese Frau musste selbst wirklich ein Vorzeigeleben führen. Schon immer fand ich Menschen, die Anderen bei ihren Problemen halfen bewundernswert. Lag wahrscheinlich daran, dass ich es nie konnte. Und diese Frau führte es einfach als Beruf aus.
Durch den langen, orange gestrichenen Gang folgte ich ihr, bis zu der rustikalen Holztür, welche ihr Büro deutlich vom Rest der Psychatrie abgrenzte. Immernoch kam es mir, wie bei meiner Ankunft schon, unangenehm vor, durch diese Pforte zu spazieren.
Frau Grim hielt mir die Tür auf und forderte mich mit einer einladenden Handgeste dazu auf, mich auf den sich vor mir befindlichen Stuhl aus dunkelem Leder zu setzen. Langsam begab ich mich also in Sitzposition und spürte den weichen, bequemen Sessel unter mir.Meine Augen wanderten durch das Zimmer. Seit meiner letzten Sitzung hatte sich nichts verändert, bis auf den kleinen Springbrunnen, der nun in einer Ecke des Raumes stand. Fasziniert sah ich dem Wasser beim hinabfließen zu.
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When I fall apart || ABGESCHLOSSEN
Teen FictionMias Leben war noch nie wirklich leicht für sie auf dieser Welt gewesen: Aufgrund ihrer stetigen Verträumtheit, ihrer Kreativität und dem frühen Tod eines ihrer Familienmitglieder, wurde sie bereits in Kindesjahren extrem gemobbt, was dann auch Spur...