▪︎Kapitel 21▪︎ Happy Birthday

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PoV Mia

"Alles Gute zum Geburtstag, meine kleine Prinzessin.", lächelte er und eine Träne der Freude rann aus seinem rechten Auge.
Mir hatte es diesmal wieder meine Sprachte verschlagen, aber als ich mich versuchte zusammenzureißen, bekam ich auch ein leises :"Dir auch." aus meinem ausgetrockneten Mund.

Wir sahen uns einige Zeit lang nur in die Augen und seit langem fühlte ich wieder etwas, ein wundervolles Gefühl.
Das Gefühl zu Hause zu sein.
Ja, zu Hause. Bei ihm war ich wirklich Zuhause.

"Ich vermisse dich.", gestand er mir und legte eine Hand gegen die Innenseite des Spiegels. Ich drückte meine von außen dagegen.
Dann wurde mir wieder schummrig. Er verschwand und ich taumelte ein Stückchen nach hinten.

Letztenendes rutschte ich auf dem nassen Boden aus und fiel mit einem lauten Knall zu Boden. Alles um mich herum drehte sich, ich fasste an meinen Hinterkopf und als ich meine Hand wieder zurückzog klebte Blut daran.
Mir wurde ganz schwindelig und langsam schien es mir, als würde sich das Licht ausschalten. Wie ausgeknipst.

Als ich meine Augen wieder langsam öffnete, spürte ich einen stechenden Schmerz der meinen gesammten Körper durchzuckte. Im Schmerz fasste ich wieder an meinen Kopf, der mit Verband eingewickelt war.
Irgendwie fühlte ich mich so anders, irgendetwas anderes war komisch an mir. Ich prüfte alle Körperteile und bemerkte, dass ich in meiner Nase einen Zugang gelegt bekommen hatte. Ich verfolgte den Schlauch bis zu meinem Infusionsständer und daran hing ein Päckchen, welches mir ganz und gar nicht gefiel. Sie hatten begonnen mich kunstlich zu ernähren, schoss es durch meinen Kopf.

Panisch versuchte ich die Sonde zu bewegen, beziehungsweise letztendlich auch herauszuziehen. Nein. Nein! Ich wollte selbst darüber bestimmen wie viel ich aß, was ich aß oder warum ich aß! Niemand anderes hatte das Recht dazu!

Langsam bekam ich wirklich Angst, Panik davor ich hätte dieses Ding schon seit Stunden in meiner Nase und hatte schon zu viel zu mir genommen. Es kam mir vor als würde ich von jetzt auf gleich, sämtliche Kontrolle über mein gesammtes Leben verlieren.

Dieses Ding musste sofort aus meinem Körper entfernt werden! Ich zog immer stärker daran aber mit der falschen Technik, die ich hatte, konnte ich es nicht wirklich bewegen.
Anscheinend war meine Laune und Motivation diese Sonde selbstständig zu entfernen, nicht unentdeckt geblieben, da eine Pfleger zu mir eilten und begannen auf mich einzureden, ich solle damit aufhören.
Als das überhaupt nichts brachte, wurde meine Therapeutin gerufen, die nach kurzer Zeit auch dazustieß.
"Mia, du darfst und kannst die Sonde nicht entfernen!"

"Inzwischen wärst du ohne Nahrung in Lebensgefahr!"
"Du könntest sogar Einschränkungen in deinem Hirn oder deinen Organen forttragen, wenn du gar nichts zu dir nimmst."

"Vielleicht beginnst du Halluzinationen zu entwickeln!"
Die meisten Versuche auf mich einzureden, brachten mir unterm Strich überhaupt nichts, aber bei der letzten Aussage wurde ich hellhörig: Halluzinationen? War ich etwa doch nicht ganz verrückt, wenn ich ständig meinen Bruder in Spiegeln sah?
Viel Zeit blieb mir nicht darüber nachzudenken, da ich nebenbei immernoch versuchte die Infusion aus meiner Nase zu pulen.

Doch plötzlich wurden meine Hände von beiden Seiten festgehalten. "Tut mir Leid Mia, wir müssen dich jetzt leider fixieren.", erklärte mir meine Ärztin ruhig. Wie verdammt konnte sie in dieser Situation ruhig bleiben. Ich begann mich zu wehren, da ich mir zumindest etwas Menschenwürde noch beibehalten wollte und schlug um mich.

In den Moment war es mir völlig gleichgültig vielleicht jemanden mit meinen Armen oder Beinen zu treffen, ich wollte einfach nicht die gesammte Kontrolle über meinen Körper, über mich, irgendwen übernehmen lassen, schon gar keine Ärzte die ich kaum kannte und die trotzdem dachten sie wüssten das beste für mich.

Da sie mehr Personen waren als ich, konnten sie mich trotz meiner extremen Gegenwehr festhalten und meine Arme fixieren.
Also lag ich da, schweißgebadet, nein klitschnass und schrie ihnen die schlimmsten Schimpfworte nach, die ich kannte.

Als sie außer hörweite waren, wurden meine Schreie leiser und ebbten schließlich ganz ab.
Ich hatte jegliche Kontrolle über mich und meinen Körper verloren.
Nichts, aber rein überhaupt nichts konnte ich mehr steuern und das erzürnte mich so sehr, dass ich ihnen allen am liebsten ins Gesicht spucken würde.

Für mich war es ab diesem Moment einfach nur noch aus. Ich wollte nicht einmal mehr gesund werden, wenn das der Preis dafür wäre, den ich zu zahlen hätte.
Immernoch konnte ich nicht fassen was gerade passiert war, nicht nur, dass ich jetzt Nahrung zu mir nehmen musste, nein ich wurde auch noch an mein Bett gefesselt, um mir die restliche Würde, die ich hatte auch noch wegzunehmen. Schönen Dank auch.

Gerade war ich einfach nur noch sauer auf die gesammte Welt. Jeder  in diesem blöden Universum war gerade von mir verhasst und zu diesem tiefgründigen Hass kam nun auch das Gefühl verlassen zu sein, ungewollt zu sein.
Meinen gesammten Aufenthalt lang, hatte ich nichts von meinen sogennanten Freunden gehört, ich meine: dürfen sie etwa gar keinen Kontakt mehr mit mir haben oder wollen sie ihn einfach nicht.

Was auch irgendwie verständlich wäre, denn da ich augenscheinlch ein Psycho war, eine tickende Bombe die für alles und jeden gefährlich war, würde ich auch nicht umbedingt etwas zu tun haben wollen.
Trotzdem waren sie meine Freunde aber ich wurde den Gedanken nicht los, sie würden mich nun für immer hassen. Meinetwegen, weil ich mich nie meldete oder weil sie begriffen, was ich eigentlich war: krank. Einfach nur krank.

Mehr fiel mir zu meinem derzeitigen Zustand einfach nicht ein.
Eigentlich hatte ich nun einmal wieder überhaupt keine Ahnung davon, wie mein restlicher Tag heute aussehen würde und vor allem wie lange ich hier noch fixiert bleiben musste. Wie lange durften die mir das eigentlich antun?

Heute hatte ich um kurz nach zwölf meine erste Therapie in der ich zeichnen durfte, aber durfte ich dorthin trotzdem oder etwa nicht.
Tausende und Abertausende Fragen kreisten durch meinen Kopf und ich konnte irgendwie keine von ihnen, nicht einmal die einfachsts beantworten, weik mir einfach das Wissen dazu fehlte.

Fragen konnte ich gerade auch niemanden, da ich ja hier relativ alleine war, bis auf meine Zimmernachbarin, die mit niemanden sprach.
Und das alles an meinem Geburtstag, wunderschön.

When I fall apart || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt