PoV Mia
Deshalb schuf ich auch eine eigene Spezies: Eine ohne Hass, eine Welt in der Empathie und Mitgefühl dem grauenvollen aus dieser Welt weit überlegen waren.
Die Reifen des Busses quietschen und somit wusste ich, dass ich hier aussteigen musste.
Ich stand also auf und ging einige Reihen nach vorne, um zu Ausgang zu gelangen.
Der Busfahrt rief mir noch ein :"Wiedersehen." nach und ich stand auf der Straße.Im Hintergrund hörte ich ein Zischen, während der Bus wieder wegfuhr.
Langsam machte ich mich auf den Weg nachhause. Meine Mutter öffnete mir ungewohnt fröhlich die Tür und erklärte mir sie hätte mein Lieblingsessen gekocht. Ohne Frage wusste ich, dass sie etwas von mir wissen wollte.
Normalerweise behandelte sie mich eigentlich normal, aber heute kam sie mir wie ausgewechselt vor.
Sie war so ausgelassen, so kannte ich sie eigentlich gar nicht, seitdem er starb. Davor war sie es immer, aber seit seinem Tod nie mehr.Dieser Tod riss all ihre Lebensfreude förmlich aus ihrem Körper und zurück blieb eine frustrierte Person, die eigentlich ständig Trübsal blies.
Ich holte mir das Essen aus der Küche und setzte mich neben sie an den Tisch.Nach einigen Minuten Schweigen durchbrach sie die Stille mit dem Satz :"Mia, ich hab dich im Tanzverein angemeldet. Ich hoffe es gefällt dir."
Tanzen? Ich? -War wahrscheinlich keine so gute Kombination, aber es hätte auch schlimmer sein können. Sie hätte mich ja auch zum Beispiel zum Schwimmen schicken können. Vielleicht konnte ich meine Mutter doch noch davon überzeugen nicht hingehen zu müssen."Denkst du das ist eine gute Idee? Ich meine, ich bin noch nie getanzt.", gab ich ihr also zurück, in der Hoffnung sie würde es als ein Nein akzeptieren.
Aber nein, das genaue Gegenteil war der Fall und sie war sofort davon überzeugt, ich wolle es umbedingt beginnen.Da gerade in der besagten Tanzschule ein Anfängerkurs war, lenkte ich doch in den Plan meiner Mutter ein. Außerdem konnte mir selbst ein wenig Sport auch nicht schaden. Eigentlich würde ich mich nicht als sportlich bezeichnen, da ich noch nie Ambitionen in eine derartige Richtung hatte. Mein Leben war das Zeichnen. Allgemein die Kunst.
Noch nie war ich eine Person, die Sport wirklich gerne mochte oder es bei anderen Menschen attraktiv fand.
Bisher war ich noch nie in einer Beziehung, musste ich aber auch nicht umbedingt sein, da eine weitere Person in meinem Leben höchstens stressig werden würde und mich nicht umbedingt weiterbringen würde.Also beschloss ich später Katzenbesitzer zu werden und einfach nie eine Beziehung mit einer anderen Person einzugehen.
Wie wenn meine Katze Moarle, ja ich weiß, ein sehr kreativer Name für eine Katze, meine Gedanken lesen könnte, schlich sie um meine Beine und miaute mich auffordernd an.
Dieses Tier war eines der wenigen Lebewesen, die mir sehr nahe standen.Lang wahrscheinlich daran, dass ich mit dieser Katze aufwuchs und sie inzwischen nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken war.
Inzwischen kannte ich sie seit ungefähr siebtzehn Jahren.
Mein Blick wendete sich wieder zu dem Fellkneul zurück.
Mit leuchtenden Augen sah er mich an und begann mich aufzufordern, ihn hochzunehmen, indem er an meinem Bein kratzte.Also nahm ich ihn auf den Arm und trug in mit zu mir, in mein Zimmer.
Eigentlich war es ziemlich schlicht gehalten, aber durch die gesammten Bilder an den Wänden wurde es zu meinem eigenen kleinen Reich.
Schon immer war ich eher ein Mensch der zum Kreativen neigte und deshalb war mein Zimmer auch nahezu vollgepflastert mit Skizzen und auch fertig auf Leinwände gepinselten Bildern.Ich setzte den Kater auf meinem Bett ab und legte mich neben ihn. Sein lautes Schnurren ließ mich wieder von der Realität abschweifen.
Ich wollte in einem Tagtraum einer perfekten Welt versinken. Schon wieder. Langsam dachte ich wirklich daran mir einmal eine klitzekleine Auszeit zu gönnen und meinen Gedanken freihen Lauf zu lassen.Trotzdem war ich noch dazu gezwungen unendlich viele Aufgaben für die Schule anzufertigen.
Im Prinzip wollte ich ja zum Beispiel in der Schule etwas für mein Leben mitnehmen, aber immer noch war mir nicht ganz klar, ob mir dies bei meinem Umfeld gelingen würde.
Später würde noch einer meiner Kumpels, Felix vorbeikommen, um gemeinsam mit mir für die mündliche Französischprüfung am Ende des Jahres zu lernen.Also beeilte ich mich und setzte mich an meinen Schreibtisch.
Ich fertigte eine Aufgabe nach der anderen an, ohne auf meine sonstige Umwelt zu achten.
Ein Klingeln riss mich aus meiner produktiven Phase und ich ließ mich tiefer in meinen Stuhl sinken.
Endlich war ich zumindest einigermaßen mit den gesammten Hausaufgaben fertig.Plötzlich stand Felix in meinem Zimmer und ich sah ihn verwundert an. Was wollte er denn nochmal hier? -"Ja genau, ich hatte mich mit ihm zum lernen verabredet.", fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
"Was ist denn mit dir los? Kennst du mich etwa nicht mehr.", witzelte er belustigt, wahrscheinlich anhand meines seltsamen Blickes, als er das Zimmer betrat.Er fügte ein :"Tut mir Leid, falls ich dich gerade beim Lernen gestört habe. Ist ja sowieso deine absolute Lieblingsbeschäftigung.", lachend hinzu. "Ganz lustig.", gab ich ihm zurück und rollte demonstrativ mit meinen Augen.
Eigentlich wollten wir uns ja zum Lernen treffen und absolut produktiv sein: Naja daraus wurde dann eher doch nichts, denn wir schnappten unsere Jacken und verließen mein Haus.
Die Kleinstadt in der ich lebte war heute sehr still und der Schnee rieselte langsam zu Boden.Da es kurz vor Weihnachten war erblickte ich ein Lichtermeer aus leuchtenden Ketten, Rehntieren und sonstigen Dekoartikeln. Sobald es dunkel wurde, war dieser Anblick einfach nur wunderschön.
Ich liebte es wenn so viele verschiedene Menschen ihre Kunst präsentierten, auch wenn es nur um Weihnachtsdeko ging.
"Hallo? Mia? Ich spreche mit dir!", lachte Felix.So langsam war er gar nicht mehr überrascht, dass ich eher selten zuhörte und irgendwo in meinen Gedanken verschwand.
Inzwischen hatten meine Freunde es einfach angenommen und akzeptierten mich so, obwohl ich manchmal doch außerordentlich nervig damit werden konnte.
Als wir weitergingen, knirschte der frisch geschneite Schnee unter unseren Stiefeln."Ich hab dich gefragt, ob wir heute denn noch irgendwann zum lernen kommen würden.", wiederholte er mit sanfter Stimme. "Definitiv nein.", gab ich ihm als Antwort und wir beschlossen in der Prüfung einfach zu imporovisieren und uns nicht groß darauf vorzubereiten.
Da wir beide Französich nicht sonderlich mochten, machte es uns auch nichts aus, nicht die ganze Zeit vor unseren Büchern sitzen zu müssen.Ein kleiner Abendspaziergang im Schnee war doch um einiges schöner.
Felix erzählte mir von seiner dezeitigen Freundin und seiner kleinen Beziehungskriese.
Es tat mir wirklich sehr Leid für ihn, dass er sich mit solchen Problemen herumschlagen musste und ich versuchte ihm, so gut es ging mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
DU LIEST GERADE
When I fall apart || ABGESCHLOSSEN
Teen FictionMias Leben war noch nie wirklich leicht für sie auf dieser Welt gewesen: Aufgrund ihrer stetigen Verträumtheit, ihrer Kreativität und dem frühen Tod eines ihrer Familienmitglieder, wurde sie bereits in Kindesjahren extrem gemobbt, was dann auch Spur...