▪︎Kapitel 26▪︎ I'll kill you

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PoV Mia

Panisch riss ich meine Augen auf. Wo war ich? Als ich meine Augen rollte, um mich umzusehen, sah ich nur die Maske, in welche ich atmete und fand dazu einen relativ leeren Raum vor, in dem ich mich befand. Es war definitiv kein Raum der Psychatrie, wahrscheinlich handelte es sich eher um ein Bett der Intensivstation oder so.
Mein Herz pochte mir immernoch bis zum Halse. War das alles ein Traum? Oder etwa doch bittere Realität? Noch nie dachte ich mich mehr in einer Person getäuscht zu haben.

Um zu überprüfen, ob es vielleicht doch nur ein böser Albtraum war, sah ich zu meinem Arm.
Doch was ich vorfand, brachte mich zum zittern. Er war ziemlich dick eingewickelt und trotzdem sah man noch etwas abgetrocknetes Blut am Verband kleben.
Und ich durfte niemanden davon erzählen. Ich wusste wirklich nicht beziehungsweise konnte mir nicht ausmalen zu was dieses Monster noch fähig wäre.

Es durfte einfach niemand, aber auch keine einzige Person erfahren, so viel war mir bewusst.
Plötzlich erschrak ich mich, als jemand ins Zimmer kam: Es war meine Psychologin, Frau Grim.
Sie ging mit gesenktem Kopf zu meinem Bett und setzte sich auf die Kante.
"Hallo Mia.", begrüßte sie mich. "Leider muss ich dir ausrichten, dass du noch einige Monate hierbleiben musst. Ich und andere Ärzte, die ich hinzu gezogen habe, haben das beschlossen.", erklärte sie mir bedrückt, wie ein Kind, dass einen Fehler gemacht hatte und es gestehen musste.

"Nein. Es geht mir doch gut. Sie können mich entlassen.", antwortete ich ihr, aber eigentlich war ich nicht einmal entsetzt über ihre Aussage. Wo sollte ich denn hin? Zu meinem Vater wollte ich nicht und sonst hatte ich auch nicht gerade viele andere Verwandte.

Etwa zu Kyra? - Nein, bei ihrem Namen lief es mir immernoch eisig kalt den Rücken herunter.
"Mia, du hast gerade einen Suizidversuch hinter dir, wir können dich nicht entlassen.", versuchte sie mich von meinem Plan abzubringen.
Fassungslos starrte ich in ihre Augen. Was zum Teufel sollte ich denn jetzt von mir geben? So ein nein, das war dieses Psychomädchen, sie hat mich am Arm verletzt und nicht ich selbst.
Bei diesem Gedanken an sie schüttelte es mich etwas.

Was genau sollte ich denn jetzt antworten? Panisch stotterte ich:" Das... das war nur weil ich meine Mutter so vermisse."
Irgendwie fühlte ich es bei dieser Aussage wirklich in meinem Herzen stechen, aber irgendetwas hatte ich doch sagen müssen.
"Das kann ich verstehen, aber selbst versuchen das Leben zu beenden, löst deine Probleme doch auch nicht. Darüber haben wir uns in deinen Sitzungen doch oft genug unterhalten.", gab sie mir mit einem etwas mahnenden Tonfall zu verstehen.

Aber dann lächelte sie kurz und fügte hinzu :"Aber du bist trotzdem für mich eine Kämpferin. Dein Körper hat dieses, nennen wir es Missgeschick, so gut verkraftet, dass du heute noch auf die andere Station zurückverlegt werden kannst."
Sie nahm meine Hand und wollte sich vorerst von mir verabschieden.
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Benni und Felix wollten mich doch heute besuchen kommen!
Also rief ich ihr hinterher :"Können Felix und Benjamin trotzdem noch vorbeikommen? Ich muss sie endlich einmal wieder zu Gesicht bekommen."

Frau Grim drehte sich zu mir um, runzelte ihre Stirn und entgegnete :"Aber Liebes, du brauchst doch erst einmal Zeit dich wieder zu erholen."
"Aber ich könnte mich vielleicht dadurch besser erholen?", gab ich ihr in einem relativ überzeugten Ton zurück.
"Naja okay, ausnahmsweise.", lächelte sie mir zu und schlug vor, ich könne auch jetzt schon zurück auf mein Zimmer mitkommen.

"Dann kannst du ja etwas aufräumen.", zwinkerte sie mir zu, bevor wir durch das Krankenhaus wieder zurück in die geschlossene Psychatrie gingen.
Als die Tür hinter mir schloss, wurde mir irgendwie ganz mulmig zumute, denn ich wusste, dass ich hier wahrscheinlich nicht mehr so schnell herauskommen würde.
Doch lange hatte ich nicht Zeit nachzudenken, da mir Lenya entgegensprang. Sie zog mich in eine feste Umarmung und gab unter Tränen zu, sie hätte extreme Angst um mich gehabt.

Naja und sie sagte, sie hätte es mir nie verziehen, wenn ich mich wirklich umgebracht hätte.
Bei diesen Worten bildete sich ein Klos in meinem Hals : Aber ich wollte mich doch nicht einmal umbringen.
Lügen war eines der mir meist verhassten Dinge, die ich aber an dieser Stelle nicht umbedingt umgehen konnte.

Irgendwie konnte ich Kyra nicht einschätzen. Würde sie mich etwa wirklich genauso kaltblütig töten?
- Ja, würde sie. Beantwortete ich mir meine Frage gleich selbst und bei diesem Gedanken wurde mir einmal wieder ganz komisch.
"Miaaa? Hörst du mir nicht zu?", rief Lenya mir plötzlich zu.
"Em nein, Entschuldigung. Was hast du gesagt.", etwas schlecht fühlte ich mich dann schon dem Lockenkopf nicht zugehört zu haben.

"Ist jetzt auch Schnuppe.", gab sie mir in einem Tonfall zu verstehen, den ich so ganz und gar nicht gewohnt war.
Es klang enttäuscht, nein irgendwie traf es das nicht. Irgendwie überforderte es mich, nur daran zu denken, dass der liebste Mensch auf Erden, mein kleiner Sonnenschein wegen mir unglücklich war.
Wortlos ging ich einfach weg. Ich entfernte mich immer weiter von ihr und mit jedem Schritt stiegen mir umso mehr Tränen in meine Augen.
Warum um alles in dieser verdammten Welt so kompliziert sein.

Erklären, warum ich verletzt war konnte ich es sowieso niemanden. Wahrscheinlich würde ich nur als Lügnerin dastehen, da dieses Erlebnis, niemand aber auch wirklich keiner nachvollziehen könnte.
Meine Gedanken kreisten in meinem Kopf, plötzlich musste ich an meine Mutter denken: Natürlich hatten wir niemals das allerbeste Verhältnis zueinander, aber alles, wirklich mein eigenes Leben würde ich dafür geben, sie nochmals sehen zu dürfen.
An meinem Zimmer angelangt, öffnete ich die Tür und schlich rasch zu meinem Bett.

Zum Glück war niemand im Raum und somit konnte, naja wohl eher ich musste meinen Gefühlen freihen Lauf lassen. Alles wog plötzlich wieder so schwer auf mir: meine Lüge, die Verletzung meiner Mutter, den ich wie mir gerade bewusst wurde irgendwie noch nicht einmal im Ansatz verarbeitet hatte.
Was mich fast am meisten betrübte war, dass ich sie noch nicht einmal verabschiedet hatte. Nie, nie wieder würde ich Mama sehen, genauso wie Vincent, wie alle Menschen die mir lieb waren.
Aber nein, diesmal konnte ich noch nicht zu ihr gehen, weil ich ja hier festsaß. Hinter Gittern, für das Verbrechen, dass ein anderer Mensch beging.

When I fall apart || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt