30. Kapitel

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2015

Als Feynsinn das erste Mal in Auschwitz war, fiel sein Blick auf das große Plakat mit dem Schriftzug „IG Farben." Er hatte sich schon früh für die deutsche Geschichte interessiert, Bücher gelesen und viele Filme darüber gesehen. Wie hätte er sich damals verhalten? Plötzlich sah er Leverkusen und die Firma Bayer in einem anderen Licht. Er war nie besonders stolz auf die Stadt gewesen, aus der er kam. Wie merkwürdig, dass auf einmal alle von „Heimat" sprechen. Er wurde in der Kinderklinik Leverkusen geboren und das stand in seinem Personalausweis. Um sich nicht als Deutscher identifizieren zu müssen, fühlte er sich lieber Europäer. Als er nach Köln zog, wurde er Kölner und damit auch Rheinländer. NRW, wie das Bundesland hieß, also Nordrhein-Westfalen blieb ihm wie Leverkusen fremd. Er fand den Stadtkern von Leverkusen architektonisch hässlich. Aber zum Bayer-Kreuz, Aspirin, den Sportvereinen und einem der Gründerväter Carl Duisberg hatte er dennoch einen positiven Bezug. Im Rahmen seiner Examensarbeit begann er ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich die chemische Industrie in Deutschland entwickelt hatte. Kuebart, das Dorf, in dem meine Mutter aufwuchs, lag in unmittelbarer Nähe zur Wupper. An Tagen mit schlechtem Wetter, schien der Fluss zu stinken. Der Aufbau der chemischen Fabriken vollzog sich am Rhein, Main, in Wuppertal und in Berlin. Alles begann für die Bayer-Werke in Wuppertal und erst später wurde Leverkusen rund um das Bayer Werk gegründet. Es war ein Wettlauf gewesen zwischen englischen, französischen, russischen und deutschen Chemikern, die Wirkungen des Teers zu erforschen. 

Eleanor Roosevelt in ImbachWhere stories live. Discover now