33. Kapitel

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1945

Die zentrale Figur der Entwicklung der Chemieindustrie war der Chemiker Carl Duisberg. Er baute die ersten Werkgebäude in Elberfeld, einem kleinem Städtchen neben Wuppertal, und in Leverkusen. Carl Duisberg hatte seine erste Reise in die USA 1896 unternommen. Er war unterwegs im Auftrag der Bayerwerke. Seine zweite Reise unternahm er mit Friedrich Bayer 1903 als Vorstandsmitglied. Er kaufte zwei amerikanische Farbenfabriken am Hudson River, die 1905 dann mit der Produktion von Aspirin begannen. Carl Duisberg war an einer engen Zusammenarbeit mit den Amerikanern interessiert, zeigte aber schon früh deutlich seine chauvinistische Einstellung. Als er im Club der Chemiker von New York zum 100. Geburtstag von Liebig eine Rede hält, stimmt er die amerikanische Presse gegen sich ein, als er sagt: „Wir würden die hohe Stellung, welche die deutsche chemische Industrie heute in der Welt einnimmt, nicht erreicht haben und vor allem nicht behaupten können, wenn nicht dieser wissenschaftliche Geist, der eine Eigenart des deutschen Nationalcharakters zu sein scheint, uns und unsere Tätigkeit beherrschte".

Bereits im Ersten Weltkrieg beabsichtigten Carl Duisberg für Bayer, Fritz Haber als Direktor der Kaiser-Wilhelm-Instituts und Carl Bosch von der BASF, die chemische Kriegsführung einzuleiten. Sie suchten nach Giften, die den Gegner aus den Gräben treiben und seine Kampfkraft dauerhaft schädigen könnte. Duisberg koordinierte mit seinem Stab in Leverkusen die Produktion. Haber plante zeitgleich die Herstellung. Seine Frau, die promovierte Chemikerin Clara Haber, geborene Immerwahr, verurteilte die chemische Kriegsführung als „Perversion der Wisssenschaft" und versuchte vergeblich, ihren Mann von seinen barbarischen Projekten abzuhalten. Am 2. Mai 1915, vor seiner Abreise an die Ostfront, erschoss sie sich mit der Dienstwaffe ihres Mannes (Quelle: IG Farben, Yanis, S. 17-18-19)

Nach Ende des Ersten Weltkrieges stand Haber auf der Kriegsverbrecher-Liste der Alliierten, erhielt aber 1919 den Nobelpreis. Das Komitee verteidigte seine Entscheidung mit der Begründung, dass Habers Erfindung von größtem Wert für die Menschheit sei, weil sie für die Ausweitung der Nahrungsmittelproduktion sorge. (172) Nach Beendigung des 2. Weltkriegs wurde der Chemiekonzern wieder angeklagt. Bei der Eröffnung des ersten Prozesses am 20. November 1945 in Nürnberg kam es zu Schwierigkeiten. Drei Angeklagte erschienen nicht vor Gericht. Martin Bohrmann verschwand. Robert Ley, der frühere Lebensmittelchemiker bei Bayer, begann vor Prozessbeginn Selbstmord. Krupp litt unter „Gehirnerweichung" und war verhandlungsunfähig.

Eleanor Roosevelt in ImbachWhere stories live. Discover now