Das klingt nach Chaos

1.4K 84 4
                                    

In der Öffentlichkeit benimmt sie sich wie eine Mutter, zu Hause ist sie eine Fremde.
Mein Vater neigt dazu sich ihr unterzuordnen.

Man kann sich vorstellen, dass meine Meinung, wenn es um Entscheidungen geht nicht gefragt ist. "Der Palast hat heute bekannt gegeben das sie ein Casting veranstalten werden."
Ich verstehe nicht.
Ein Casting für was? Doch ich bleibe still.
"Der Prinz soll eine Frau finden", mein Mund verzieht sich. Mit der Königsfamilie steht derzeit nichts allzu gutes in Verbindung. Die Menschen sind wütend, weil es in den entlegeneren Dörfern keine gute Versorgung gibt, während die großen, für den Handel entscheidenden Städte ausgebaut und mit großen Straßen und gut betuchten Händlern immer reicher werden. Meine Familie ist eine der Ausnahmen in unserem sonnst eher armen Dorf. Das gute Einkommen meines Vaters, welches durch seinen Stoffhandel finanziert wird, sorgt dafür, dass wir nicht gerade arm sind. Er ist ein guter und kluger Geschäftsmann.
"Inwiefern betrifft das meine Wenigkeit?", die Worte entfliehen meinem Mund bevor ich ihn schließen kann. Ein Fehler. Der Mund meiner Mutter ist inzwischen nur noch ein dünner Stich und sie sieht mich an als ob meine Intelligenz nicht ausreicht um die Situation in ihrer Ganzheit zu erfassen. Ich ignoriere es. "Du", säuselt sie und betrachtet konzentriert ihre Fingernägel, "Wirst natürlich daran teilnehmen". Sie sagt es, als ob es nie auch nur den geringsten Zweifel an dieser Entscheidung gegeben hatte.
Vor Entsetzen klappt mir der Mund auf. "Ich-", "Wir haben dich bereits eingeschrieben, morgen wirst du erfahren ob es dir gestattet ist in den Palast zu fahren".

Ich schiebe das Kinn vor und blicke sie an. "Ihr könnt das nicht einfach ohne meine Zustimmung machen", sage ich ruhig und weiß das ich schon verloren habe. Meine Gedanken überschlagen sich förmlich. Vermutlich können sie es sehr wohl, schließlich sind sie meine Eltern.
Trotzdem.
Ich soll in den Palast?
Den Prinzen bezirzen? Nur weil sie es so wollen?
Ich bin es zwar gewohnt, dass sie Entscheidungen über meinen Kopf hinweg treffen, doch das übertrifft alles.

"Du musst endlich aufhören so egoistisch zu sein und auch an unseren Ruf und die Chance, die das Casting bietet denken. Wir könnten endlich hier weg, in eine größere, schönere Stadt ziehen, in der es nicht an jeder Ecke nach Kuhdung stinkt.
Außerdem sind es wie ich gehört habe drei potentielle Prinzen". Der kühle Ton meiner Mutter lässt mich die Zähne zusammenbeißen. Drei Prinzen? Das klingt nach Chaos.

"Wie meinst du das..drei Prinzen?", frage ich dann doch obwohl mich dieser ganze Königinnen Blödsinn noch nie interessiert hat, bin ich mir sicher, dass das Königspaar nur einen Sohn hat. "Nun, die Königsfamilie hat beschlossen dass es drei junge Männer geben wird. Jedoch ist nur einer davon der rechtmäßige Erbe des Königreichs. Die anderen zwei sind Söhne hochrangiger Offiziere oder Lords"
"Das könnt ihr nicht machen!", flüstere ich, mehr zu mir selbst.
Eine Weile sagt niemand ein Wort denn das können sie sehr wohl. Als mir klar wird, dass ein weiteres mal eine Entscheidung über meinen Kopf hinweg getroffen wurde balle ich die Fäuste. Dann stehe ich auf, nehme den Teller und verlasse das Zimmer. In der Küche stelle ich ihn ab und gehe auf direktem Weg nach oben in mein Zimmer.
Dort angekommen wäge ich fieberhaft meine Möglichkeiten ab. Ich kann mich weigern und so den Zorn meiner Eltern riskieren oder ich kann mich von ihnen vertreiben lassen. Halt. Wenn ich einwillige, dann hätten sie gewonnen aber ich wäre frei von ihnen. Zumindest für die Zeit die ich im Palast verbringe. Wenn ich denn überhaupt genommen werden würde.
Über die Königsfamilie weiß ich nur das, was alle wissen.

Sie sollen sehr wachsam sein. Ihnen entgeht nichts von dem was in ihrem Reich vorgeht. Die Königin soll in echt noch atemberaubender sein als auf den Wandgemälden, die überall und in jedem Haushalt hängen. Dem König wird hinterhergesagt eine unglaubliche Respektsperson zu sein, wenn er den Raum betritt ist automatisch klar, dass er das Sagen hat und das soll nicht an seiner Krone liegen.

Ich denke noch darüber nach als ich mir mein Nachthemd über den Kopf ziehe und in mein Bett steige.

Der Schlaf scheint meilenweit entfernt und so wälze ich mich etwa eine Dreiviertelstunde hin und her. Letztendlich übermannt er mich doch und ich drifte ab in eine Welt ohne Prinzen und kontrollsüchtige Eltern.

𝐭𝐡𝐞 𝐟𝐢𝐫𝐞 𝐲𝐨𝐮 𝐬𝐭𝐚𝐫𝐭𝐞𝐝 - 𝐞𝐫𝐰ä𝐡𝐥𝐭 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt