Kein Entkommen

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Ich kehre zu Falleen zurück. Sie steht noch an der selben Stelle, an der ich sie verlassen habe. Als ich frage wo Ellory sei deutet sie mit dem Kopf in Richtung der Tanzfläche.
Eine Weile gleitet mein suchender Blick über die vielen Menschen, doch dann entdecke ich ihr blaues Kleid in der Menge. Als ich sehe wer ihr Tanzpartner ist, muss ich grinsen. Henry hat die Hand um ihre Taille gelegt, mit der anderen hält er die ihre umfasst.
"Süß oder?", fragt Falleen aufgeregt und ich nicke.
"Wie lange tanzen sie schon?"
"Länger als alle anderen", sie streicht ihr Kleid glatt obwohl es nichts glatt zu streichen gibt und sieht zu mir.
"Wo warst du eigentlich so lange?"
Ich erzähle ihr was passiert ist, lasse aber den Teil, in dem Erika angedeutet hat ich wäre eine gute Königin beiseite.
"Tanzen Jasper und Aleksander auch?" Ich suche die Tanzfläche nach ihnen ab.
Falleen schüttelt den Kopf. "Sie stehen da hinten." Ich folge ihrem Finger und entdecke beide an der gleichen Stelle an der sie zuletzt standen.
Immer noch sind sie umringt von Personen. Immer noch damit beschäftigt, Jahre von höfischen Nichtigkeiten nachzuholen.
Der König und die Königin sind nirgends zu sehen.
Wie gerne würde ich mich jetzt hinsetzen. Weitere Minuten fließen dahin während einige Kandidatinnen von älteren Herren im Anzug um den nächsten Tanz gebeten werden. Ich stelle mich absichtlich hinter die anderen. Ich hätte mir denken können, dass meine Mitstreiterinnen geradezu erpicht auf einen Tanz mit irgendeinem dahergelaufenen, vermeintlich wichtigen Politiker sind. Nach einer Weile gesellt sich Ellory wieder zu uns, bis über beide Ohren grinsend und völlig außer Atem. Ich lächle zurück, dabei ignorieren sowohl sie als auch ich die erbosten Blicke der Mädchen um uns herum. Obgleich ich es hätte besser wissen müssen, ist es doch nicht zu fassen wie viel Feindseligkeit in jedem ihrer Gesichter liegt.
Dann werden alle ganz still und richten sich etwas aufrechter hin. Als ich mich umdrehe sehe ich Jasper und Aleksander auf uns zugehen. Na super.
Ich wende mich demonstrativ ab und sehe in die andere Richtung. Damit beschäftigt den Boden anzustarren, lausche ich auf die Geräusche ihrer Schritte welche in diesem Moment verklingen.
Doch dann taucht jemand in meinem Sichtfeld auf und ich lasse den Blick widerwillig zu der Person schweifen. Aleksander mustert mich, eine Hand elegant in der Hosentasche. Sein Haar sitzt ausnahmsweise einmal tadellos und auch sein Anzug ist absolut makellos. Abwartend sehe ich ihm entgegen anstatt die Augen abzuwenden. Ich weiß das alle uns beobachten und ich würde mich am liebsten umdrehen und einfach weggehen doch ich bewege mich nicht einen Zentimeter. Aleksander sagt so lange nichts das es allmählich unangenehm peinlich für beiden von uns wird. Aber ich kann mich, trotz endloser gescheiterter Versuche, nicht abwenden.
Jedoch bin ich auch nicht bereit das Wort an ihn zu richten. Also schweige ich.
Dann tut er etwas, das ich niemals, nicht in hunderten von Jahren von ihm erwartet hätte. Er streckt seine Hand aus und hält sie mir entgegen. Wie gebannt starre ich sie an. Seine andere Hand steckt immer noch in der Tasche seiner Anzugshose.

Ich sehe wieder in seine Augen. Was soll das? Will er mich einfach demütigen? Oder will er ganz mir persönlich sagen das morgen ausscheide damit mir die Zufriedenheit in seinen Augen, während er mir die Neuigkeit erzählt, auch sicherlich nicht entgeht? Die Kameras haben inzwischen Wind von der Absurdität der Situation bekommen und aus dem Augenwinkel sehe ich das Gehäuse einer Kamera nicht weit entfernt.
"Würden Sie mir die Ehre des ersten Tanzes erweisen, Lady Avery?", seine Stimme ist vollkommen ruhig, sie strotzt nur so vor Entspannung. Und steht somit im völligen Gegensatz zu meiner Anspannung. Doch ich habe keine Wahl, das ist mir bewusst. Ich setze ein mehr oder weniger überzeugendes Lächeln auf und lege meine Hand vorsichtig in seine. Er umschließt sie, gerade so fest, dass ich weiß, wenn ich jetzt einen Rückzieher machen würde, würde er meine Hand einfach gepackt halten.

Ich werde einfach nicht schlau aus ihm und das ärgert mich mehr als es eigentlich sollte.

𝐭𝐡𝐞 𝐟𝐢𝐫𝐞 𝐲𝐨𝐮 𝐬𝐭𝐚𝐫𝐭𝐞𝐝 - 𝐞𝐫𝐰ä𝐡𝐥𝐭 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt