Neue Bekanntschaften

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Während der nächsten halben Stunde erfolgt die offizielle Eröffnung des Balls in Form einer Ansprache des Königs. Diese wird natürlich von Kamerateams weiter hinten im Saal für die Öffentlichkeit festgehalten. Damit das Volk, statt über ihre Wut dem Königshaus gegenüber, über die Ankunft der Prinzen oder ihre Favoritin unter uns Kandidatinnen diskutieren. Zweifellos wird es in nicht allzu ferner Zukunft so etwas wie eine Abstimmung unter den Bürgern geben. Sie werden für die ihrer Meinung nach beste Kandidatin stimmen.
Das Königshaus spielt seine Karten geschickt aus.

Nach der Ansprache des Königs weichen alle einen Schritt von der Tanzfläche zurück um dem Eröffnungstanz des Königs und der Königin Platz zu machen.

In der Mitte des Raums steht nahe der Wand ein kleines Orchester, dass zeitgleich ein ruhiges Stück anstimmt. Alle Augen liegen auf den Herrschern unseres Landes, ich hingegen blicke zu den drei Prinzen. Ich gebe nur ungern zu das ich während der mir vergönnten Zeit hier, immer noch so ahnungslos bin wie zuvor, was die Identität des Prinzen angeht. Ich hatte gedacht es seie einfach den wahren Thronfolger zu erkennen, sollte ich erst ein mal vor ihm stehen. Diese Annahme hat sich als völlige Fehleinschätzung entpuppt. Obgleich ich mich freue, geradezu erleichtert bin, diesen Wettbewerb zu verlassen, kann ich nicht leugnen, dass ich gerne länger hier bleiben würde. Das ich länger in den Gängen dieses Schlosses wandeln will. Das ich all die vermeintlichen Bilder finden will.

Nachdem der Tanz geendet hat strömen alle die sich ihres Partners sicher sein können auf die Tanzfläche.
Zusammen mit den anderen Kandidatinnen stehe ich neben Ellory und Falleen und warte darauf zum Tanz aufgefordert zu werden.
Doch die drei Männer denken nicht daran jemanden von uns nach einem Tanz zu fragen. Sie stehen, umringt von in die Jahre gekommenen, bedeutend aussehenden Politikern, Sängern und anderen Berühmtheiten.
Also gebe ich mir einen Ruck und wende mich an Ellory und Falleen. "Ich hole mir etwas zu essen, sie reden bestimmt noch ewig", meine ich mit einer Geste in Richtung der drei Prinzen. Sie nicken bleiben jedoch beide dort während ich mir alleine einen Weg durch die Menschenmenge suche um zum Buffet zu gelangen.
Dort angelangt beäuge ich das Essen vor mir.

Es gibt allerlei ausgefallene kulinarische Delikatessen. Feine Pasteten auf kleinen Canapés, bestreut mit Safran. Winzige Schüsselchen mit gebutterten Nudeln, garniert mit Trüffelscheiben. Tunfisch auf einer Art Fladenbrot mit Frischkäse. Exotische Meeresfrüchte. Austern. Quiche Lorraine. Glasiertes Gemüse und etwas das aussieht wie eine Art Hackbraten. Auch die vergoldeten Trüffelpralinen entdecke ich.

Ich weiß nicht ob ich fasziniert oder angewidert sein soll.
"Ich mit der Quiche können Sie nichts falsch machen Mädchen", ich stutze und drehe mich um. Vor mir steht eine ältere Dame. Sie trägt ein fliederfarbenes Kleid und sieht mich an.
Ihr Haar gleicht mehr einem mehrstöckigen Vogelnest als einer Frisur. Während ich noch damit beschäftigt bin, das Ding auf ihrem Kopf anzustarren, macht sie sich am Buffet zu schaffen. Sie lädt sich zwei Canapés, gefolgt von einer Trüffelpraline auf den Teller.
"Ich bin übrigens Erika", sie reicht mir ihre noch freie Hand. Ich ergreife sie und erwidere: "Mein Name ist Avery, schön Sie kennenzulernen."

Sie verzieht die Lippen zu einem Lächeln. "Ich weiß wer Sie sind", innerlich stöhne ich frustriert auf. Natürlich weiß sie es.
Ich sehe wieder zu dem Buffet und lege den Kopf schief.
Dann greife ich nach einem letzten Endes nach dem Schälchen mit den Nudeln. Als ich endlich die Gabeln gefunden habe nehme ich sie und drehe die Nudeln darauf. Während ich sie zum Mund führe, sorgsam darauf bedacht nicht zu kleckern, kehrt mein Blick wieder zu der Frau zurück. Sie beobachtet mich schweigend während sie eines der kleinen Canapés in den Mund schiebt.
"Der Palast ist wirklich prachtvoll nicht wahr? Könnten Sie sich vorstellen einmal hier zu leben?"
Bei dieser Frage schießen die unterschiedlichsten Gedanken durch meinen Kopf.
Eine Weile bleibe ich still.

"Die bisherige Zeit hat mir bestätigt, dass das Leben hier niemals langweilig wird. Dennoch ist Vorstellung einmal hier leben zu können ist..nahezu betörend."
Erika nickt lediglich und wirft dann einen Blick in Richtung der Tanzfläche. "Ich halte Sie auf, das tut mir leid."
Ich schüttle den Kopf und erwidere: "Nein, nicht im entferntesten."

Wieder richtet sich ihr Blick auf mich in ihren Augen liegt etwas wie Belustigung, dann wird sie wieder ernst.
"Glauben Sie, Sie wären eine gute Königin?", sie klingt ernsthaft interessiert
"Ich weiß nicht.. ich denke das kann ich nicht wirklich beurteilen. Schließlich sollte die Königin für das Volk gut sein und nicht für sich selbst."

"Weise Worte für jemanden Ihres Alters", kommentiert Erika und lächelt.
Nach einer Weile blickt sie in die Menge als suche sie jemanden.

"Nun, ich muss mich jetzt leider entschuldigen und meinen Mann suchen. Er fragt sich bestimmt schon wo ich bleibe."

"Es war mir eine Freude sie kennenzulernen Avery. Ich wäre froh, wenn Sie die nächste Königin werden würden."
Ungläubig starre ich sie an. "Aber..Sie kennen mich doch gar nicht!" Sie lächelt nur schweigend und zwinkert mir zum Abschied zu, dann schlüpft sie zwischen den Menschen hindurch und ist verschwunden. Ich starre ihr hinterher.
Wenn sie wüsste, was ich von all dem hier halte, würde sie mich vermutlich nicht mehr als gute Königin betrachten.

Holy shit 2 tsd omg thank you aaaah

𝐭𝐡𝐞 𝐟𝐢𝐫𝐞 𝐲𝐨𝐮 𝐬𝐭𝐚𝐫𝐭𝐞𝐝 - 𝐞𝐫𝐰ä𝐡𝐥𝐭 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt