Unangenehmer Zwischenfall

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Letztendlich ist es beinahe drei Uhr morgens als sich das Fest zum Ende neigt. Ein Gast nach dem anderen verlässt den Ballsaal und ungeachtet der Uhrzeit herrscht ein regelrechtes Geplapper. Die unterschiedlichsten Personen drängen sich- anstatt nach Hause zu gehen- um die Königsfamilie und hoffen offenbar auf ein Gespräch. Das Königspaar schlägt, ganz die mustergültigen Gastgeber, keine dieser Unterhaltungen aus, sondern nimmt sich Zeit um sich die Anliegen anzuhören. Manchmal gibt einer der Prinzen ein Kommentar ab und der König nickt. Einer der Anzugträger gestikuliert wild mit seinen Armen und seine Stimme ist so laut, dass wir sie auch am anderen Ende des Raums nicht überhören.
"Die Lage spitzt sich zu eure Majestät, Ristea und viele der kleineren, westlichen Gebiete berichten von ernstzunehmenden Aufständen im Volk."
Augenblicklich senkt sich Stille über den Raum, als hätte ein Radio einen Kurzschluss oder als hätte jemand den Stecker aus der Steckdose gezogen. Die Stimmung im Raum ändert sich so schnell das ich mich automatisch anspanne. Eben noch war fröhliches Geplauder und ausgelassenes Lachen zu vernehmen gewesen, jetzt fühlt es sich wie die Ruhe vor dem Sturm an.

Ich frage mich wie diese Leute, denen es an nichts fehlt, über die derzeitige Lage denken. Denn hier gibt es zweifellos gespaltene Ansichten.

Auf Grund des bereits halb leeren Saals haben alle mehr oder weniger freie Sicht auf den Vorfall. Ich sehe einige der Kandidatinnen unruhig hin und her zappeln in der Hoffnung einen besseren Blick auf die Situation zu ergattern.
Aleksanders Gesicht gibt nicht die kleinste Regung preis wohingegen Jasper so aussieht als würde er jeden Moment etwas sagen. Henry steht mit dem Rücken zu mir sodass ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen kann, jedoch ist seine Haltung angespannt. Doch sie alle halten sich zurück und überlassen es dem König dieses Problem aus der Welt zu schaffen.

Der König wirkt vollkommen entspannt und strahlt dennoch genau die Entschlossenheit aus, die man von jemandem in seiner Position erwartet. Er gibt ihnen was sie sehen wollen- sehen müssen.
"Ihr könnt beruhigt sein Sir Bryan, ich kann Ihnen versichern das ich mir der derzeitigen Lage durchaus bewusst bin und bereits mit meinen Beratern über diese Angelegenheit gesprochen habe. Sie können also in Ruhe nach Hause zurückkehren", seine Worte machen unmissverständlich klar, dass er kein weiteres Verhalten dieser Art dulden wird. Der Mann- Sir Bryan wird sich seiner Lage offenbar erst zu diesem Zeitpunkt bewusst und nickt eifrig. Eine Entschuldigung und einige Abschiedsworte murmelnd die nich weiter Beachtung finden, verbeugt er sich etwas zu tief vor dem König und zieht sich dann zurück.
Der Blick des Königs ruht auf Sir Bryan als er etwas zu den drei Männern an seiner Seite sagt. Vermutlich spricht er den Prinzen an doch in der Öffentlichkeit darf er verständlicher Weise keinen Hinweis angesichts der Identität seines Sohnes preisgeben. Unwillkürlich vergleiche ich die Gesichtszüge des Königs, seine äußere Erscheinung mit dem der drei Prinzen.

"Avery", ich wende mich Ellory zu, sie steht neben mir und neigt sich etwas in meine Richtung. "Cordelia hat gesagt wir sollen auch auf unsere Zimmer gehen."
Ich nicke und verlasse mit den anderen Mädchen den Raum, der inzwischen fast leer ist.

Ich bemerke wie Henry, Aleksander und Jasper sich entschuldigen und uns folgen. Cordelia ist nirgends zu sehen also nehme ich an, dass wir alleine auf unsere Zimmer gehen sollen.
Meine Kopfhaut schmerzt unter meiner aufwendigen Frisur und ich reibe mir die Schläfe. Tatsächlich habe ich inzwischen das Stadium erreicht in dem ich mich einfach nur in mein Bett schmeißen und den Schlaf nachholen will, den ich so bitter nötig habe.

Ellory und ich gehen am Ende der Gruppe und ich unterdrücke immer wieder ein Gähnen. Ich will gerade nach Ellory um eine Ecke biegen, da schließt sich eine Hand sanft, aber bestimmt um meinen Arm und bringt mich dazu stehen zu bleiben.

𝐭𝐡𝐞 𝐟𝐢𝐫𝐞 𝐲𝐨𝐮 𝐬𝐭𝐚𝐫𝐭𝐞𝐝 - 𝐞𝐫𝐰ä𝐡𝐥𝐭 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt