Masken

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Einen Moment später steht Ellory in dem nicht kahlen Zimmer und umarmt mich. "Was ist das letzte an das du dich erinnerst?" "Ich.. lag auf dem Boden und dann wurde plötzlich alles schwarz." "Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt als du in Aleksanders Armen ohnmächtig geworden bist."

Mein Mund klappt auf und ich kriege ihn beim besten Willen nicht mehr zu. "Er hat mich hier her gebracht?" Ellory nickt mit verträumten Blick. "Du hättest Abelyns Blick sehen sollen! Die ist fast ausgeflippt." Sie lacht kurz auf. "Aber dann hat Jasper sie daran erinnert wo sie ist und in wessen Gesellschaft sie sich befindet." Die Blondine grinst voller Schadenfreude bevor sie mich skeptisch betrachtet. "Wie geht es dir?"

Ein Seufzen entringt sich mir bevor ich es aufhalten kann. "Gut. Können wir jetzt bitte in unser Zimmer gehen?" Ellory verzieht das Gesicht als wisse sie etwas und weiß nicht ob sie es mir sagen soll. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und warte darauf das sie etwas sagt. "Ähm, Jasper hat gefragt ob du dich trotzdem heute mit ihm treffen willst." Ihre Augen sind wachsam. Ich runzle die Stirn. Das habe ich völlig vergessen.
"Ich habe mir gedacht das es dir entfallen sein könnte." Meine Freundin nickt, mehr zu sich selbst. "Wenn du willst kann ich Jasper ausrichten das du dich dazu heute nicht im Stande fühlst. Niemand würde die Entscheidung hinterfragen nachdem was gestern passiert ist."

Ich presse Daumen und Zeigefinger auf meine Nasenwurzel und schüttle den Kopf. "Nein, was soll's. Ich werde hingehen." Sie scheint nicht überzeugt. "Ich denke er würde es sicherlich.." Ich unterbreche sie. "Schon okay. Ich werde hingehen", wiederhole ich in einem endgültigen Tonfall der sie verstummen lässt bis sie schließlich nickt.
Vorsichtig richte ich mich auf dem Bett auf und drehe langsam meinen inzwischen nur noch leicht pochenden Kopf zu beiden Seiten. Schließlich schwinge ich meine Beine aus dem Bett und stehe auf. Währenddessen bin ich mir Ellorys Blick nur allzu deutlich bewusst.

"Mir fehlt nichts Ellory, versprochen." Ich lächle sie an, versuche damit aber eher mich selbst zu überzeugen als sie, und steige aus dem Bett. Erst jetzt fällt mir auf das ich nicht mehr das Kleid von gestern anhabe. Stattdessen trage ich eine leichte, weite Leinenhose und einen langärmeligen Pullover in burgunderrot. Die Stirn leicht gerunzelt fahre ich mit der Hand durch die Haare und versuche sie so gut wie es eben geht zu glätten.

Auf dem Weg zu unserem Zimmer berichtet mir Ellory was während meiner Abwesenheit geschehen ist. Insgesamt liegt lediglich eine gute Stunde zwischen mir auf dem Boden oder eher in Aleksanders Armen- ich kann es immer noch nicht fassen das er mich überhaupt getragen hat und das auch noch aus eigenem Willen- und jetzt. "Bist du schon aufgeregt wegen dem Treffen mit Jasper? Was wirst du anziehen?" Ich verziehe den Mund und seufze. "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung."

Eigentlich will ich bloß meine Ruhe. Wieso musste Jasper ausgerechnet mich fragen? Und wieso besteht er darauf die Verabredung trotz meines offensichtlichen... Missgeschicks- ja Abelyn hatte es doch tatsächlich geschafft ihnen weiszumachen ich seie von alleine umgefallen, as ich nicht lache- wie geplant durchzusetzen? Interessiert es ihn nicht?

Ellorys Ellenbogen bringt mich in die Gegenwart zurück indem sie ihn sanft in meine Seite stößt. Meine Augen gleiten zu ihr. "Ist wirklich alles okay?" Auf mein nicken hin beschließt Ellory unsere Zofen zu suchen. Sie stehen normalerweise immer auf Abruf bereit doch heute waren sie nirgends zu sehen. Auch nicht als Ellory kurz in unser Zimmer späht ist dort niemand. Also wendet sie sich mit einem "Warte hier", in die entgegengesetzte Richtung und geht davon. Vermutlich um eine der Wachen zu fragen.
Erleichtert um etwas Ruhe stoße ich erneut die Tür zu meinem Zimmer auf. Mein Bett steht so penetrant auf der anderen Seite des Zimmers das ich mich um ein Haar dort hineingeschmissen hätte und in den vielen Kissen und der Tagesdecke versunken wäre. Ob mich jemand suchen würde?

Doch gerade als ich einen Schritt auf das einladende Bett zumache klopft es an der Tür. Ich reibe mir über die müden Augen und gehe in Richtung der Tür. "Das ging aber schnell, wo-", ich öffne die Tür in der Erwartung Ellory und unsere drei wunderbaren Zofen im Gang vorzufinden. Doch es ist nicht meine Freundin die dort an der gegenüberliegenden Wand lehnt und mich einmal von oben bis unten betrachtet. "Sie?!", stoße ich verwundert und sichtlich entsetzt aus bevor ich in einen kurzen Knicks sinke und mich dann wieder aufrichte. Aleksanders Miene ist irgendwie seltsam. So als wisse er selbst nicht weshalb er hier ist. Was absurd ist, denn er hat ja eben an meine Tür geklopft!

Meine Augen saugen seine Erscheinung in sich auf. Das schwarze Hemd, zwei der obersten Knöpfe geöffnet, die schwarze Hose. Ich schlucke. Mit einem mal wird mir allzu deutlich bewusst welch legere Kleidung ich trage.

Nach einer Weile weiteren Schweigens schaffe ich es zu fragen: "Was machen Sie hier?"

Endlich gelingt es mir die Maske aus Spott auf mein Gesicht zu legen, im Geiste atme ich erleichtert auf. Sein Gesichtsausdruck ist dagegen völlig unverändert. Es ist, als trüge er immer und überall eine Maske. Wie ein Schutzpanzer auch wenn ich nicht genau weiß vor was ihn dieser beschützen soll. Dient diese undurchdringliche Miene unserer Verwirrung oder seinem Ego?
Nun gut, das kann ich auch.
"Darf ich mich nicht erkundigen wie es Ihnen geht?", Aleksander hebt eine Augenbraue und ich stutze, zucke mit den Schultern. "Nun ja, ich bin mir nicht im Klaren darüber wie ich die plötzliche Besorgnis einordnen soll", antworte ich wahrheitsgemäß und sehe ihn erwartungsvoll an. Er atmet langsam aus. "Sie..verwirren mich", gesteht er schließlich. Schon ist der Vorsatz, meine Mimik zumindest teils zu unterbinden wieder vergessen. Ich reiße die Augen auf. "Was?!", in dem Bewusstsein das ich beinahe schreie versuche ich die Lautstärke meiner Stimme unter Kontrolle zu bringen. "Ich? Ich verwirre Sie?" Er legt den Kopf schlief und sein Blick gleitet hinter mich auf die halb geöffnete Tür. Seinen Augen folgend räuspere ich mich. Mir behagt es nicht dennoch frage ich: "Möchten Sie die Unterhaltung vielleicht da drinnen weiterführen?"
Als Aleksander kurz zögert füge ich hinzu: "Keine Angst, ich locke Sie bestimmt nicht dort hinein um über sie herzufallen." Unwillkürlich muss ich lachen da die Vorstellung einfach zu komisch ist. Als ich merke was ich gerade getan habe bricht mein Lachen abrupt ab. Als ich wieder die Augen hebe weiß ich das Aleksander mein plötzlicher Gefühlswechsel nicht entgangen ist. Schnell drehe ich mich um und öffne die Tür etwas weiter. Während ich vor ihm eintrete stelle ich mit zunehmender Verwunderung fest das ich nervös bin. Wovor? Das weiß ich nicht genau.

𝐭𝐡𝐞 𝐟𝐢𝐫𝐞 𝐲𝐨𝐮 𝐬𝐭𝐚𝐫𝐭𝐞𝐝 - 𝐞𝐫𝐰ä𝐡𝐥𝐭 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt