Ungewollte Gesellschaft

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Direkt nach dem Essen gehen wir gemeinsam in Richtung des Damensalons. Bis jetzt waren wir dort nur bei unserer ersten Begegnung doch es ist ein großer, freier Raum, wenn man erst einmal die Stühle und Sofas aus dem Weg geräumt hat.

Dort angekommen machen wir uns zeitgleich an die Arbeit und bald ist eine mehr oder weniger freie Fläche zu sehen. Ellory und ich sind uns einig das wir zuallererst Falleens Erinnerungen an den Volkstanz erneuern würden, auf Falleens Meisterung hin, würden wir ihr auch die anderen Standarttänze unseres Reichs erläutern.

Also bringen wir die folgenden eineinhalb Stunden damit zu, Ellorys Grundlagen des Tanzens aufzufrischen und zu ergänzen. Hin und wieder summen Ellory oder ich abwechselnd einen dazu passenden Takt.

Inzwischen beherrscht Falleen die nötigsten Grundschritte und Ellory und ich übernehmen abwechselnd die Männerrolle, damit wir mit Falleen tanzen können. Die Stimmung ist locker und es wird viel gelacht. Vor allem als auch Falleen sich an den Männerschritten versucht und frustriert aufstöhnt als sie mir zum vierten Mal auf die Füße tritt.

"Ich glaube ich bleibe beim Frauenpart", entscheidet sie sich schließlich und pustet sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Abermals ist der Saal erfüllt von unserem Lachen. Dann bricht Falleens Lachen abrupt ab, als wir sie fragend anschauen, ist ihr Blick auf etwas hinter uns gerichtet. Mit einem mulmigen Gefühl drehe ich mich zusammen mit Ellory in Richtung der Tür. Dort stehen zu meiner Überraschung die drei Männer im Türrahmen und betrachten uns schweigend. Echt nervig das sie immer die Stimmung zerstören, ist das erste was mir in den Sinn kommt.
Henry ist bereits halb in den Raum getreten, wohingegen Jasper neben Aleksander am Türrahmen steht und uns beobachtet. Sein Blick liegt auf mir. Ich sehe weg, hin zu Ellory. Doch sie hat nur Augen für Henry, welcher jetzt neben uns zum Stehen kommt. Seine Haltung ist voller natürlicher Eleganz. Jetzt bemerke ich das auch Jasper zu uns tritt. Das Sonnenlicht spiegelt sich auf seiner Haut und wenn ich malen hätte können, würde ich sie alle drei für die Nachwelt auf einer Leinwand verewigen.
Ich vertreibe den Gedanken aus meinem Kopf und heuchle vollkommene Gelassenheit indem ich allen drei kurz in die Augen sehe. "Wie wäre es mit einem Tanz?", Jasper richtet seine Frage an uns alle doch seine Augen liegen auf mir. Ich muss ein genervtes Grummeln unterdrücken und weiche seinem Blick aus.

Ich wende mich wieder an Falleen und Ellory. "Ich glaube das war alles was wir dir beibringen konnten", mein Unterton ist drängend und beide Mädchen sehen mich fragend an. "Aber was ist-", ich unterbreche Ellory indem ich schnell hinzufüge. "Es ist schon spät, ich denke wir sollten uns allmählich um unsere Kleider kümmern", ich schenke beiden ein kleines Lächeln und ignoriere dabei das sich mir ein Blick förmlich in den Nacken bohrt.
Beide scheinen den bevorstehenden Ball beinahe vergessen zu haben doch bei meinen Worten erinnern sie sich wieder und nicken.

"Ihr habt noch reichlich Zeit meine Damen", Jaspers schmeichelnde Stimme ertönt hinter uns.
Wie zum Teufel soll ich aus dieser Situation herauskommen?

Als ich noch nach einer passenden Erwiderung suche ist es Falleen, welche jetzt das Wort an Jasper wendet: "Sie müssen bedenken das wir beachtlich mehr Zeit als Sie drei zusammen für das Ankleiden und alles Weitere in Anspruch nehmen", sie zwinkert Jasper zu.

Ellory unterdrückt ein Kichern. Henry nimmt seine Augen keine Sekunde von ihrem Antlitz. Immer noch spüre ich Jaspers Augen auf mir und ehe ich es verhindern kann schweift mein Blick zu Aleksander. Er hat sich an den Türrahmen gelehnt und beobachtet uns. Als er meinen Blick bemerkt drücke ich den Rücken durch und wende mich wieder Falleen und Ellory zu. Doch ich spüre seinen Blick auf mir der sich wie Feuer in meinen Rücken brennt.
"Wenn Sie uns bitte entschuldigen", flötet Ellory und lächelt Henry an bevor sie sich zum Gehen wendet, Falleen dicht hinter sich. Ich folge ihnen, genauso wie Henry und Jasper. Als wir an der Tür ankommen macht Aleksander keine Anstalten sich zu Bewegen. Er steht an den Türrahmen gelehnt da und hat die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben. Sein Blick durchbohrt mich.
Meine Freundinnen bleiben unschlüssig vor ihm stehen doch er würdigt beide keines Blickes und macht keine Anstalten sich zu bewegen. Meine Geduld hängt mit einemmal an einem seidenen Faden.

Ich verkneife mir einen Kommentar indem ich meine Zähne aufeinander presse und ihm fordernd entgegenblicke. "Alek", spricht Jasper und zieht dabei seinen Namen unnötig in die Länge, "könntest du die drei wohl vorbeilassen damit sie sich ihren Kleidern, Frisuren oder was sonst noch für sie auf dem Programm steht widmen können?", meint er direkt hinter mir.

Ein Muskel an Aleksanders Wange zuckt und seine Augen wandern hinüber zu Jasper. Dann fängt er an zu lächeln. Es ist eines seiner spöttischen Lächeln, doch jetzt richtet er es an Jasper und nicht an mich. Ich räuspere mich und fahre mir etwas nervös durch mein Haar. Diese Situation ist mir irgendwie unangenehm.
Dann, als ich gerade zum Sprechen ansetzen will, tritt Aleksander zur Seite.
Gefolgt von Ellory und Falleen, schreite durch die Tür und gehe so schnell ich kann in Richtung meines Zimmers ohne nochmals einen Blick über die Schulter zu riskieren.

𝐭𝐡𝐞 𝐟𝐢𝐫𝐞 𝐲𝐨𝐮 𝐬𝐭𝐚𝐫𝐭𝐞𝐝 - 𝐞𝐫𝐰ä𝐡𝐥𝐭 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt