✾Kapitel 4o✾

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Ich sah sie an und stotterte:,,Hi Livi." Livi lächelte. Ich hätte sie fast nicht erkannt. Anstatt den schönen schwarzen Haaren hatte sie nun eine Mischung zwischen rot und lila Haaren, fragt mich besser nicht wie die Farbe heißt. Ich bin kein Farben Experte.

Sie stand vor mir. Ich sah in ihrem schönen Gesicht ein Medusa-Piercing und  Stirnfransen, die hingen ihr fast bis zur Nase in ihr Gesicht. Wo aus den Haarlücken ein Stück vom Auge heraus stach sah man schwarzes Augen Make-up, sie war nun ein Fan von bunten Haaren und schwarzer Schminke.

Wieso hat sie sich so dermaßen verändert? Doch ihr Kleiderstil war zum Glück noch halb normal geblieben bis auf die Hot Pans und Socken die über die Knie gingen mit Fledermäuse Abschluss, wenn man genauer hinsah fiel einen auf es waren keine Kniestrümpfe sondern eine Strumpfhose. War ihr nicht zu kalt? Nur mit Hotpans, T-Shirt und Strumpfhose, aber wenigstens trug sie eine hell violette Mütze, die sich nicht viel nützte.

Erwartungsvoll sah sie mich an. Ich lächelte und griff mit meiner linken Hand auf den Kopf um mich zu kratzen. Noch immer in dieser Pose sagte ich:,,Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Du hast dich ja sehr verändert!" Ich versuchte mein Verzweiflungsgesicht zu verbergen. Doch leider gelang es mir nicht. Sie lächelte trotzdem weiter und erzählte mir Sachen über Gott und die Welt. War sie schon immer so gesprächig oder ist es mir zuvor nie aufgefallen?

Naja es wurde spät und ich musste nach Hause ich bot ihr an, dass sie mit zu mir kommen könnte. Ihre Augen funkelten und sie nahm die Einladung gerne an.

Ein wenig hatte ich ein mulmiges Gefühl, wegen Anni. Aber wirklich sie kann mir total egal sein, denn sie hat mich ignoriert. Es ist vielleicht die falsche Entscheidung, aber Livi ist ein total nettes Mädel. Ihre Art, leicht dümmlich, aber auch klug zugleich. Man könnte sie tatsächlich mit Anni verwechseln. Naja,die Größe, ihre Hautfarbe, ihre Augenfarbe unterscheiden die zwei. Aber im großen und ganzen waren sie exakt gleich. 

Genug gedacht! Sonst denkt sie sich, ich bin verrückt. Ich sah sie nochmals an. Sie kramte in ihrer Tasche rum und suchte anscheinend etwas. Hm, was sucht sie bloß ich kann ja mal nach. ,,Livi was suchst du?'',fragte ich neugierig. Schlagartig hörte sie auf zu suchen und begann zu kichern. Mit fröhlicher, hohen Stimme erklärte sie mir, dass es unwichtig sei. Okay, ein wenig komisch. Na gut, wenn sie es nicht sagen will, dann zwinge ich sie nicht dazu. 

Livi riss mich aus meinem Gedanken:,,Hallooo, Marcel? Marcel? Alles okay?'' Ich nickte. Sie fragte mich:,,Können wir los?'' ,,Ja,komm!'', antwortete ich ihr und streckte ihr meine Hand entgegen. Sie starrte darauf. Man sah wie ihr Röte ins Gesicht stieg. Sie sah mich an und ich sah, wie ihre Augen einen Schimmer bekamen. Wir blieben einige Sekunden genau so stehen. Schließlich griff sie nach meiner Hand. Ich spürte wie sich ihre und meine Haut berührten, dort wo sie sich traf begann es zu kribbeln. Witziger Weise kannte ich nicht einmal dieses Gefühl bei Anni. Vielleicht war es die beste Idee Livi zu mir einzuladen.

Wir waren schon ein viertel des Weges gegangen bis sie meine Hand los ließ und stehen blieb. Ich drehte mich zu ihr um. Ihr Kopf war gesenkt. Ihre Haare verdeckten ihr Gesicht, deswegen konnte ich nicht ihren Gesichtsausdruck sehen. Sie fragte mit deprimierender Stimme:,,Denkst du oft an Anni?'' Erschrocken sah ich sie an. Sollte ich sie anlügen? Besser nicht, denn das würde sie irgendwann herausfinden. Ich kann ihr auch nicht die Wahrheit sagen, sonst ist ihr kleines Herz gebrochen und das will ich nicht. Mit einer lauteren Stimme sprach sie  nun:,,Du denkst bestimmt durchgehend an sie! Du brauchst mich nicht anlügen. Weißt du warum ich mich so verändert habe? Damit ich ihr ähnlich sehe! Und ich Chancen bei dir habe!'' Sie machte kurze Verschnaufpause und sah mich an. Ihre Tränen tropften auf die grauen Pflastersteine und dort wo sie auftrafen verfärbte sich der Asphalt schwarz. Ich dachte sie hatte sich beruhigt, darum ging ich auf sie zu. ,,Ihr Männer seid doch alles Schweine!'', mit jeden Wort wurde sie lauter bis sie das letzte Wort aus sich herausbrüllte. Im nächsten Moment drehte sie sich um und rannte los. Ich begann ihr hinterher zu rennen. Ich schrie ihr nach:,,Livi, ich kann dir alles erklären, wenn du stehst!'' Mit weinerlicher Stimme schrie sie:,,Nein!''  

Eines muss man ihr lassen sie hat eine gute Ausdauer. Langsam vernachlässigte sich ihr Tempo, das war meine Chance sie einzuholen. Ich sammelte die gesamte Kraft in mir auf und versuchte mit den letzen Rest zu sprinten. Ich schaffte es sie einzuholen. Als ich vor ihr war blieb ich stehen und sie lief wortwörtlich in meine Arme. Ich packte sie um die Taille und ich redete auf sie ein:,,Bitte, lass uns reden! Livi, bitte!'' Sie atmete tief aus und entgegnete mir leicht weinerlich:,,Was bleibt mir für eine andere Möglichkeit. Also lass uns auf einer Parkbank reden''.  Ich nickte also setzen wir uns auf eine Bank vor der Konditorei. Als wir saßen zog sie aus ihrer Tasche ein kleines quadratisches Döschen raus. Sie öffnete es und nahm eine Zigarette heraus. Als sie das Döschen wieder reinstopfen wollte fragte sie:,,Willst du auch eine?''  Ich lehnte ab. Deswegen stopfte sie es wieder hinein und zog ein Feuerzeug aus ihrer schwarzen Hotpans. Als sie die Zigarette angezunden hatte steckte sie es wieder ein.


,,So, Livi. Um deine Frage zu beantworten, ja ich denke an sie aber nur, weil sie meine erste 'große' Liebe war. Naja, war, aber da lernte ich dich kennen. Ich machte mir sorgen, weil ich sie mochte doch sie hatte sich verändert. Doch ich war nicht richtig in sie verliebt, denn sie suchte immer wieder Ausreden, damit ich sie nicht küsste. Mir war in der letzten Zeit klargeworden, dass sie für mich wie eine kleine Schwester war. Doch für dich empfinde ich etwas anderes. Als sich unsere Hände ineinander verschlungen. Spürte ich ein kleines Kribbeln. es wurde immer stärker. Das habe ich nie zuvor bei Anni gespürt. Vielleicht bin ich nun endlich reif genug für eine Beziehung'', erklärte ich ihr. Sie nahm nun einen Zug und blies den Rauch wieder raus. Nun sprach sie:,,Okay, Marcel. Das muss ich nun ein wenig verdauen. Aber ich entschuldige mich für diese Aktion von vorhin, aber du bist wirklich manchmal sehr oft geistesabwesend. Aber ich bin froh, dass ich nicht alleine das Kribbeln gespürt habe. Vielleicht gehören wir zusammen? Aber naja, das musst du wissen. Ich werde nie wieder jemanden fragen, denn erneut will ich nicht ein gebrochenes Herz. Also Marcel. Was machen wir jetzt?''

DIE TRAURIGKEIT WAR EINMAL MEIN EINZIGER FREUND | *Rohfassung*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt